Bielefeld. Dies ist eine Geschichte über die Burschenschaft Normannia-Nibelungen aus Bielefeld. Die hat einen zweifelhaften Ruf. Der studentischen Verbindung werden rückständige und rechtsradikale Tendenzen zugeschrieben. Die Burschenschaftler selbst widersprechen. Wo liegt die Wahrheit? Eine Spurensuche.
Im Burschenschaftshaus:
Jörg Brinkmann, 46 Jahre, Diplom-Ökonom, ist ein sehr netter und zuvorkommenden Mann. Der Präside tischt zum Termin mit der Zeitung auf. Es gibt schwarzen Tee, Baguette, Marmelade aus Dänemark. An einer Wand im Versammlungsraum im Erdgeschoss hängt die Fahne der Verbindung: Grün, Weiß, Gold. An den Wänden sind Mitglieder verschiedener Generationen gerahmt - in voller Uniform. Nebenan ist der Bier-Schankraum mit Theke. Oben befinden sich die Zimmer der studentischen Mitglieder. Im Haus herrscht absolute Ruhe.
Brinkmann ist der Chef. Er spricht über die Burschenschaft. Sonst niemand. "Ich führe den Bund nach innen und außen", sagt er. Für fünf Jahre ist er gewählt worden von den Altherren, also den Mitgliedern, die keine Studenten mehr sind, sonder im Berufsleben stehen. 120 gibt es davon bei Normannia-Nibelungen. Die Aktiven - so heißen die Studenten - wählen einen Sprecher, der mit Anliegen zum Präsiden kommen kann. Davon gibt es zurzeit 15. "Wir versuchen, die Strukturen demokratisch zu gestalten", sagt Brinkmann. Er betont das wegen der (Vor)-Urteile, die Burschenschaft liebäugle mit einer anderen Staatsform.
Das sagt derStaatsschutz:
"Wir haben keine Anhaltspunkte, dass bei der Burschenschaft die freiheitliche Grundordnung abgelehnt wird", sagt Chef Peter Bussemas.
Im Burschenschaftshaus:
Wir sprechen über Rechtsextremismus. "Wir bekennen uns zu den Zielen der Burschenschaft von 1815: Rede- und Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und Pflege der deutschen Kultur", sagt Präside Brinkmann. Damals seien diese Werte links gewesen. Extremismus jeder Form findet er "völlig inakzeptabel". Dagegen müsse man sich sofort erwehren. Dann zählt er berühmte Burschenschaftler auf: Heinrich Heine, Ferdinand Lassalle, Gustav Stresemann. Grundlage einer Mitgliedschaft bei Normannia-Nibelungen sei nicht die politische Ausrichtung, sondern die zehn christlichen Gebote.
Das sagt der Experte: