Bielefeld. Blutspenden sind wichtig, um Leben zu retten. Jedes Jahr steigt der Bedarf an Blutkonserven. Um mehr Spender zu erreichen, werben viele Einrichtungen mit bis zu 25 Euro pro Blutspende. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten für viele Menschen eine Gelegenheit, ihren Kontostand aufzubessern. Wer aber zu oft spendet, riskiert seine Gesundheit.
Mit dem Verkauf von Blutplasma an Pharmaunternehmen lässt sich viel Geld verdienen. Deshalb gibt es immer mehr Blutspendedienste auf dem Markt, die versuchen, Spender an ihr Unternehmen zu binden. Einfachstes Mittel dazu ist Geld. Bis zu 25 Euro dürfen die Einrichtungen pro Blut- oder Plasmaspende bezahlen.
Verkauft wird das Plasma zu einem ungleich höheren Preis. "Wir zahlen unseren Spendern weiterhin nichts, dafür garantieren wir unseren Abnehmern einen Preis zwischen 80 und 85 Euro pro Plasmaeinheit", sagt Friedrich-Ernst Düppe vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Er habe schon Rechnungen von privatwirtschaftlichen Diensten gesehen, die für jede Einheit 160 Euro bekämen.
Pro Spende werden zwischen 600 und 850 Milliliter Plasma vom Spender "abgezapft". Jährlich darf, so der "Arbeitskreis Blut" des Robert-Koch-Instituts, jeder Spender maximal 28,5 Liter Plasma geben – also gut jede zweite Woche spenden. Danach wird eine Sperre bis zum Ende des Kalenderjahres verhängt. Da Plasmaspenden, im Gegensatz zu Vollblutspenden, aber alle 48 Stunden abgegeben werden dürfen, sind theoretisch mehr als 200 Euro pro Monat zu verdienen. Ein willkommener Nebenverdienst. Blutgeld ist steuerfrei und wird, so ein Sprecher von "Arbeitplus" nicht auf Hartz IV angerechnet. Extra-Geld, das einige Spender ihre Gesundheit vergessen lässt. "Ich brauche das Geld, um meine Kasse aufzubessern", sagt Student Marcell Brodalle. Die gesetzliche Regelung habe er bisher aber noch nicht überschritten.
"Wer zweimal die Woche spendet, wird nach etwa einem halben Jahr gesperrt", sagt Düppe. Und zweifelt den Sinnder Übung an: "Ob der Spender dann auf den Nebenverdienst verzichten will, glaube ich nicht." Da es keine Anbieterübergreifende Spenderkartei gibt, lässt sich die Sperre mit einer Lüge austricksen. Vor der Spende muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, gibt man dort fälschlicherweise an, dass noch nicht gespendet wurde, können die Einrichtungen diese Angaben nicht überprüfen. "Wenn man die Einstiche an den Armen heilen lässt, merkt das, fürchte ich, niemand", sagt Düppe. Student Brodalle ist überrascht. "Ich hätte nie gedacht dass man so leicht mehr verdienen kann."
Über die Konsequenzen seien sich die "Blutbetrüger" nicht bewusst. Kurzfristig hätten sie zwar nichts zu befürchten, aber wer über einen langen Zeitraum zu viel spende, riskiere seine Gesundheit. "Zu viele Plasmaspenden können zu Eiweißmangel führen", sagt der Allgemeinmediziner Ulrich Weller. Symptome können Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Muskelschmerzen sein. "Das sind alltägliche Probleme, als Arzt frage ich deshalb auch nicht gezielt nach Plasmaspenden." Aus diesem Grund warnt Weller vor jahrelanger Überanspruchung. "Langanhaltender Eiweißmangel ist wirklich nicht zu unterschätzen."
Die Situation ist auch für die Einrichtungen nicht leicht, Blut und Blutplasma werden dringen benötigt. "Bei uns werden jährlich bis zu 5.000 Operationen am offenen Herzen durchgeführt, ohne die Konserven ginge das nicht", sagt Professor Knut Kleesiek vom Diabetes- und Herzzentrum Bad Oeynhausen. Seine Einrichtung hat mit dem universitären Blutspendedienst eine wichtige Spendergruppe erschlossen. "Wir achten aber stark auf die Einhaltung der Regeln."
Auch Friedrich-Ernst Düppe betont: "Wer sich an die Vorgaben hält, leistet unschätzbare Hilfe für sich und andere."