Wem hilft die „Abnehmspritze“ und was sind die Risiken? Ein Bielefelder Arzt klärt auf

Bielefeld. Dichtung und Wahrheit sind besonders im digitalen Zeitalter, durch die zunehmende Nutzung der Sozialen Medien und der Künstlichen Intelligenz, kaum noch auseinanderzuhalten. Das gilt auch beim Thema &bdquo;Abnehmspritze“, die seit einiger Zeit besonders gehypt wird als Möglichkeit, schnell und leicht ein paar unerwünschte Kilos loszuwerden - und als Alternative zur operativen Magenverkleinerung. Der Senner Allgemeinmediziner Jonas Abu Hagar, der die Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin im Raum Bielefeld und Gütersloh betreibt, klärt über Behandlung, Kosten und begleitende Therapie auf. Und darüber, wer dafür überhaupt in Frage kommt. &bdquo;Zu uns kommen viele Patienten, die über die Abnehmspritze im Internet gelesen haben und nicht sehr begeistert sind, wenn sie von uns abgewiesen werden“, berichtet der Arzt, dessen Praxis seit dem Herbst 2021 als Schwerpunktpraxis vom Berufsverband Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) zertifiziert ist. Viele wollten ihr Gewicht medikamentös reduzieren, aber: &bdquo;Wer für eine Bikinifigur zwei bis drei Kilos verlieren möchte, für den ist die Ernährungsmedizin nichts“ - und damit auch nicht die Abnehmspritze. Die werde zwar oft als Lifestyle-Produkt gesehen, sei aber keineswegs so gedacht. &bdquo;Richtig angewandt aber ist es ein tolles Tool.“ Medikament seit 2023 in Deutschland zugelassen Die Spritze, auch GLP-1-Rezeptoragonist genannt, sei seit 2023 als Medikament in Deutschland zugelassen, erläutert der Mediziner. Sie schließe die Lücke zwischen den Patienten, die es nicht schafften, mit einer klassischen Ernährungsumstellung beziehungsweise Diät abzunehmen, und denjenigen, bei denen die Adipositas noch nicht so weit fortgeschritten sei, dass eine magenverkleinernde Operation nötig sei. Abu Hagar verschweigt jedoch auch nicht die Nebenwirkungen, die die Abnehmspritze hat- &bdquo;wie alle Medikamente“: &bdquo;Sie verzögert die Magenentleerung, und auch der Darm wird dadurch träger.“ Folgen könnten etwa Verdauungsprobleme, Verstopfung oder Magenschmerzen sein. &bdquo;Das komplette Verdauungssystem wird ja reduziert.“ Abnehmspritze ist nur für adipöse Patienten zugelassen Wer wissen möchte, ob eine solche Therapie überhaupt etwas für ihn ist, der sollte seinen Bodymass-Index (BMI) kennen. Als übergewichtig gilt, wer einen BMI von mehr als 25 aufweist. Das sind der Deutschen Adipositas-Gesellschaft zufolge inzwischen rund zwei Drittel der Männer und gut die Hälfte der Frauen: Sie haben einen BMI von mindestens 25. &bdquo;Aber die schicken wir wieder nach Hause“, erklärt Abu Hagar. Als stark übergewichtig (adipös) gilt ein Viertel der Erwachsenen (BMI über 30) - und genau für die sei die Abnehmspritze auch nur zugelassen, sagt Abu Hagar. Bei einem BMI von 50 aufwärts dagegen helfe nur eine Magenverkleinerung. Lesen Sie zum Boom der Abnehmspritze: So profitieren Konzerne von dem Trend Vor der Behandlung und abschließend wird mit einer Bioimpedanzmessung die Körperzusammensetzung - Fett, Muskelmasse, Wasser - festgestellt und vier- bis achtwöchentlich kontrolliert. &bdquo;Dann sieht man ganz genau, was der Patient abgenommen hat“, erklärt der Ernährungsmediziner. Die Abnehmspritze werde einmal pro Woche mit einer feinen Nadel ins Bauchfett appliziert. &bdquo;Sie ist allerdings eine Selbstzahlerleistung. Die Kosten liegen bei 200 bis 350 Euro.“ Der genaue Preis richte sich nach der Dosierung. .responsive23-dDC9OJPDX06EliqW-bar-grouped-vertical-frauen-und-maenner-ab-18-jahren { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-dDC9OJPDX06EliqW-bar-grouped-vertical-frauen-und-maenner-ab-18-jahren { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-dDC9OJPDX06EliqW-bar-grouped-vertical-frauen-und-maenner-ab-18-jahren { padding-top: 142.86%; } } Angestrebt werde eine reine Körperfettreduktion von einem Kilogramm pro Woche, so Abu Hagar weiter. Die Dauer der Therapie richte sich nach dem Schweregrad der Adipositas. &bdquo;In der Regel beträgt sie sechs bis zwölf Monate.“ Unverzichtbar sei zudem eine Ernährungsberatung. Auch die sei bei einem BMI ab 30 eine Leistung der Krankenkassen. &bdquo;Das wissen Patienten meist nicht.“ Dritter Baustein sei der Sport, um die Muskelmasse zu erhalten. Er betont, dass nur das Zusammenspiel aller Therapieteile zu einem bleibenden Erfolg führe. Lasse man einen Baustein weg, komme es oft zum befürchteten Jo-Jo-Effekt - das Gewicht steigt wieder. Lesen Sie auch: Magen-OP verändert alles: Bielefelder nimmt 64 Kilo ab und macht anderen Mut Keine Bewegung als Hauptursache für Adipositas &bdquo;Vieles Sitzen, Bewegungsarmut und hohes Gewicht sind die Krankheitstreiber Nummer 1“, sagt der Mediziner, dessen Patienten für die Adipositastherapie meist von den umliegenden Kliniken oder Praxen im Raum OWL überwiesen würden. &bdquo;Manchen stehen beispielsweise orthopädische Operationen bevor, sie sind aber massiv übergewichtig. Dann sagt der Operateur häufiger: Sehen Sie zu, dass Sie vorher abnehmen.“ In Bielefeld kooperiere seine Praxis mit dem Franziskus-Hospital und dem Krankenhaus an der Rosenhöhe sowie mit der Sportvereinigung Brackwede. Außerdem interessant: Wenn zu viel Speck auf den Rippen schwer krank macht Adipositas sei eine chronische Erkrankung, betont Abu Hagar - mit gesundheitlichen, aber auch meist sozialen Folgen. &bdquo;Betroffene sollten den Mut haben, zum Arzt zu gehen und zu sagen, jetzt muss etwas geschehen.“

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