Plötzlich wird Förderung für Familien im Bielefelder Oberlohmannshof gestrichen

Bielefeld. &bdquo;Wir kennen uns gut. Es ist wie in der eigenen Familie“, sagt Sheima Ebed. Die gebürtige Irakerin lebt mit ihrer Familie, zu der fünf Kinder zwischen 12 und 19 Jahren gehören, im Oberlohmannshof. Sie ist auf das Beratungsangebot, das Anfang des Jahres von der Gesellschaft für Sozialarbeit (GfS) im neuen Stadtteilzentrum ins Leben gerufen wurde, angewiesen. Nun steht es vor dem Aus, weil es keine finanziellen Mittel mehr von der Stadt gibt. &bdquo;Es ist schwierig für mich, Formulare auszufüllen. Es geht auch um Wohngeld oder Kindergeld. Das kann ich nicht alleine. Wir alle brauchen Pia“, betont die 37-Jährige. Diplom-Pädagogin Pia Nacke ist Ansprechpartnerin, wenn es um Konflikte in der Familie, Ehe- oder Beziehungsprobleme, Arbeitslosengeld und Grundsicherung geht – oder eben den Umgang mit Behörden. Die Beratung ist für alle Ratsuchenden kostenfrei. &bdquo;Wenn Sie wenig Deutsch sprechen, versuchen wir Hilfe bei der Übersetzung zu organisieren“, heißt es in einem Faltblatt, das auch im Jöllenbecker Bezirksamt ausliegt. &bdquo;Langfristig war geplant, eine Familienberatungsstelle aufzubauen. Nun sind alle Gelder gestrichen“, sagt Nacke. Der Bedarf im Quartier ist groß Dies sei unverständlich, weil der Bedarf groß sei: &bdquo;Das niederschwellige, offene Angebot wird von sehr vielen Familien genutzt“, sagt die 40-Jährige. Beibehalten werden solle zumindest die offene Sprechstunde dienstags von 11.30 bis 13 Uhr. GfS-Bereichsleiterin Kerstin Münder erklärt, was hinter der Kürzung steckt. Im Hintergrund gehe es um das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz. Mehr Infos: Spatenstich für Stadtteiltreff – so viele Millionen soll der Bau kosten Dem Jugendamt seien daraus Mittel zur Verfügung gestellt worden, um die &bdquo;sozialräumliche Arbeit“ dort zu unterstützen, wo der Bedarf groß sei. &bdquo;Wir haben für ein Jahr die Zusage über 55.000 Euro erhalten“, berichtet Münder. Dabei seien aber alle Akteure davon ausgegangen, dass die Unterstützung auch in den kommenden Jahren bewilligt werde, wenn es gut laufe im Stadtteilzentrum. Erst vor einigen Wochen habe das Jugendamt dann mitgeteilt, dass es keine Fortsetzung für das Projekt gebe. &bdquo;Da haben sich die Dinge überschlagen“, erinnert sich die Diplom-Psychologin. Dies sei nun eine schwierige Situation, zumal Pia Nacke eigens für diese Aufgabe eingestellt worden sei. Alle Politiker stehen dahinter Auch Bezirksbürgermeister Mike Bartels ist regelmäßig mit den Akteuren vor Ort im Gespräch. Von Sozialdezernent Ingo Nürnberger habe er erfahren, dass die kommunalen Mittel nur bis 2025 zur Verfügung stehen würden. Aufgrund der angespannten Haushaltssituation sei eine Fortsetzung nicht möglich. Dabei lobt nicht nur Friederike Kneip die Haltung der Bezirkspolitiker. Die Leiterin des Stadtteilzentrums nahm schon häufiger an Sitzungen teil und nimmt ein starkes Interesse der Mandatsträger am Treiben rund um den Oberlohmannshof wahr, über Parteigrenzen hinweg. Lesen Sie auch: Besonderer Bielefelder Sheriff tritt ab Die GfS-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien auf Spenden angewiesen. Bei bekannten Förderorganisationen – wie bei der Aktion Mensch – seien diese jedoch in der Regel auf spezielle Projekte bezogen. Auf große Resonanz sei beispielsweise ein Demokratieprojekt in diesem Jahr gestoßen. &bdquo;Die Menschen leben hier auf sehr engem Raum. Für Mütter und Kinder bis fünf Jahre möchten wir eine selbstorganisierte Gruppe aufbauen“, sagt Nacke. Regelmäßig seien sechs bis sieben Familien im Zentrum an der Delphinstraße anzutreffen. Vernetzung mit Schulen Für den Ort sei es &bdquo;sehr schade“, wenn es keine Dauerfinanzierung geben würde. Inzwischen sei schon &bdquo;superviel erreicht“ worden, auch die Vernetzung mit den Schulen im Stadtteil. &bdquo;Wir wollen den Menschen hier eine Stimme geben“, betont die 40-Jährige. Möglich sei auch, Räume im Stadtteilzentrum zu mieten, beispielsweise für Kindergeburtstage. Weitere Infos gibt es auf der Homepage der Gesellschaft für Sozialarbeit unter: www.gfs-bielefeld.de

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