33 Hunde, 31 Mitarbeiter: Gelebte Work-Life-Balance beim Bielefelder Unternehmen Hunter

Bielefeld. Ole guckt verträumt in die Ferne. Zwar wirkt er wie ein begossener Pudel, outet sich bei genauem Hinsehen als Dackel. Als nasser Dackel. Mit einem grünen Frotteehandtuch bedeckt – von den Ohren bis zum Popo – sitzt er in einem Nebeneingang der Firma Hunter, in einem der vielen Treppenhäuser. Daneben kniet die Ursache des Träumer-Blickes. &bdquo;Wir waren gerade Gassi, einmal durch den Regen“, sagt Henrik Bartling und rubbelt Ole weiter trocken. Die beiden sind ein Team, arbeiten bei Hunter muss allerdings nur Henrik. Ole nimmt die Massagen mit. Das Gewerbegebiet in Bielefeld-Oldentrup ist besetzt von großen Namen wie Seafood, Porsche und Hunter. Die Infrastruktur ist modern, die Gebäude sind sachlich. Auch das Hundezubehör-Unternehmen Hunter wirkt von außen zweckorientiert. Links die große Verkaufshalle, rechts die Administration. Dazwischen der Eingang, wo wir Ole und Henrik treffen. Work-Life-Balance ist ein recht abgenudeltes Wort, ein Wunsch, der häufig einfach gar nicht funktioniert. Warum führt uns dieser abgenudelte Ansatz also ausgerechnet zu Hunter? Einem Unternehmen, das Zubehör für Hunde in allen, wirklich allen Ausführungen anbietet? Einem Unternehmen, das expandiert, für das Betriebswirtschaft kein Fremdwort ist und natürlich Ansprüche an die Mitarbeitenden hat? &bdquo;In diesem Großraumbüro sitzen unsere Marketingmitarbeiterinnen, dort ...“, sagt Jan Oßenbrink. Der Rest geht ein bisschen im Trubel unter, der sich entwickelt, als der Co-CEO des Unternehmens, ein Öffentlichkeitsarbeiter und zwei Redakteure das Büro betreten. Die Work-Life-Balance kommt auf vier Beinen und freudigem Schwanzgewedel auf die kleine Truppe zu. Genauer gesagt, sind es vier Work-Life-Balancer. Sie heißen Coco, Levi, Kayla und Alfie. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Neue Westfälische (@nw.de) Die Experten bezeichnen sie als Mini-Yorkshire-Terrier oder Zwergpudel. Oder einfach – hier tapsen vier Hunde herum, einer kläfft. Ist doch ziemlich aufregend. Aber: &bdquo;Das soll so eigentlich nicht sein“, sagt Co-CEO Oßenbrink. Denn schließlich entstehen in dieser Abteilung die Inhalte für Youtube, TikTok, Instagram und Facebook. Es wird also gearbeitet. Aber mit so vielen Hunden? Bürohunde formen Bielefelder Unternehmenskultur Levi und Leonie Hessel kuscheln derweil am Schreibtisch. Genau ist nicht in dem Moment nicht zu erkennen – wer Kuschelbedarf hat. Leonie kümmert sich um Social Media in der Abteilung und ist mit Sweetie Levie noch gar nicht so lange unterwegs. &bdquo;Levie ist erst seit einem Jahr bei mir. Als ich hier anfing zu arbeiten vor etwa drei Jahren, hatte ich keinen Hund“, sagt die Social-Media-Expertin. Eigentlich habe das Arbeitsumfeld sie inspiriert, dann doch auf den Hund zu kommen. &bdquo;Heute bin ich alleinerziehende Hundemama“, sagt sie feixend. &bdquo;Wir haben in den Geschäftsräumen der Verwaltung 33 Bürohunde bei 31 Mitarbeitenden“, sagt Ja Oßenbrink. &bdquo;Das hat sich ganz natürlich ergeben. Die Gründerfamilie hatte immer einen Hund, dann haben die den mitgenommen, dann haben andere Kollegen ihren Hund mitgenommen – ein Prozess, der nicht geplant war.“ Und irgendwann stellte man fest, &bdquo;hey, wow, das tut uns allen so gut“. Plötzlich waren Bürohunde ein Standard bei Hunter. Die Firma Hunter wurde übrigens vor 45 Jahren von Rolf Trautwein gegründet. Tochter Nadine Trautwein führt heute das weltweit agierende Unternehmen, unterstützt durch Jan Oßenbrink. Auch einen Schreibtisch weiter ist die Kuschelsituation zwischen Antje und Coco eher unklar. Antje Vaya’s Gesicht, angesprochen auf den keinen Yorkshire, beginnt regelrecht zu strahlen. &bdquo;Meistens legt sich Coco auf meine Füße“, sagt die Frau im Großraumbüro. &bdquo;Das ist vor allem im Winter sehr praktisch“, sagt sie und konzentriert sich dann wieder auf den sehr großen Computermonitor. Regeln und Hygiene im Bielefelder Hunde-Office Ein Chef ist natürlich auch dann ein Chef, wenn er darauf achtet, dass ein Marketing-Großraumbüro kein tobender Hundeplatz wird. Denn es gibt eine Netiquette für beide Seiten der Leine. &bdquo;Die Arbeit geht vor, und dass wir alle gesund und glücklich sind, gehört dazu!“ Dafür gibt es einen Regelkatalog, der mit den Mitarbeitern entwickelt wurde. Unter anderem müssen die Hunde eine Hundeschule absolviert und die Menschen eine Haftpflicht abgeschlossen haben. Ein Hygienekonzept ist zudem selbstverständlich, auch läufige Hunde müssen zum Beispiel während dieser Phase zu Hause bleiben. Lesen Sie auch: Bielefelder Dream-Team: So wurde aus einem Welpen ein Traum-Hund Nun gibt es bei all dieser gelebten Work-Life-Balance Mitarbeiter, die keinen Hund zu Hause haben. Fühlt man sich da nicht ausgegrenzt, Herr Oßenbrink? &bdquo;Also ich kriege natürlich immer Sprüche reingedrückt, das ist ja ganz klar. Und Kaninchen zählen da nicht“, sagt Oßenbrink und lacht. &bdquo;Ich fühle mich trotzdem voll integriert – ich darf die Hunde streicheln. Und natürlich wächst auch der Druck, dass wir uns zu Hause einen Hund anschaffen. Wir schauen mal, wann es wie in die Lebensphase passt – aber ich verspreche nichts“, sagt der 55-Jährige mit einem Augenzwinkern.

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