Kein Axtwerfen in Bielefeld am Boulevard: B-Plan vereitelt Event-Gastronomie

Bielefeld. Der Name stand schon am Briefkasten und die Location fest: Das seit rund einem Jahr geschlossene Restaurant &bdquo;Carlos“ am Boulevard wollten die Gastro-Axtwerfer aus dem Hause &bdquo;Woodcutter“ wiederbeleben mit ihrem Konzept aus stahlscharfem Trendsport, kombiniert mit trinkfreudiger Geselligkeit. &bdquo;Das ist ein super Standort, weil dort die Außengastronomie auch nach 21.30 Uhr noch erlaubt ist“, sagt Martin Dencker, Deutschlandchef der aus Belgien stammenden Event-Gastronomie. Firmenfeiern, Geburtstagspartys, Junggesellenabschiede oder pädagogisch anspruchsvolles Teambuilding sowie ein uriges Ambiente zum Genuss verschiedenster Gerstensäfte zählen zu den Kernkompetenzen der jungen Kompanie mit Wurfbuden in Brüssel und Antwerpen, Berlin und Hamburg, München und Köln, Frankfurt und Bonn – aber jetzt doch nicht Bielefeld. &bdquo;Wir hatten uns schon mit dem Insolvenzverwalter besprochen, weil in dem Restaurant immer das alte Inventar steht – ganz schön viel Holz“, erzählt Dencker. Seit über einem Jahr verstauben dort die Möbel, hängt das Gerippe traurig im Käfig der aufwendig gearbeiteten Karavelle, seinerzeit Markenzeichen der Restaurant-Kette. Die Größe hätte prima gepasst für die Wurfbahnen sowie Theke und Tische, erklärt Denkcer – doch leider befinde sich der Leerstand auf der falschen Seite des Boulevards. Denn unter dem Parkhaus sei nur der Betrieb von Restaurants und Spielhallen gestattet – aber keine sogenannte Event-Gastronomie. Deren Platz sei gegenüber, wo es bereits ein Kino und ein Bowlingcenter gebe. Bisher habe er von der Stadt nur eine mündliche Absage erhalten, doch rechne er fest mit der schriftlichen: &bdquo;Unfassbar“ sei diese antiquierte Regelung. Das &bdquo;Sondergebiet 2“ am Boulevard erlaubt keine Event-Gastronomie Tatsächlich geht sie zurück auf das Jahr 2005, als der Bebauungsplan II/3/47.07 mit dem Namen &bdquo;Neues Bahnhofsviertel“ in Kraft trat: Zwischen den beiden Polen Kino im Süden und Freizeitbad im Norden sollte im Westen das &bdquo;Entertainmentcenter“ entstehen und im Osten ein Geschäfts- und Parkhaus. Während im Westen, dem &bdquo;Sondergebiet 1“ mit der Zweckbestimmung &bdquo;Einrichtungen für Freizeit und Dienstleistungen“, allerdings unter Verzicht auf die in Bahnhofsnähe üblichen Rotlicht-Etablissements, eigentlich alles erlaubt ist, außer Einzelhandel, um der Bahnhofstraße keine Konkurrenz zu machen, gelten im &bdquo;Sondergebiet 2“ strenge Restriktionen: Schankwirtschaften und Spielhallen. Die aber mit oder ohne Geldspielautomaten. Warum nach 20 Jahren immer noch so kompromisslos an diesem großen städteplanerischen Wurf festgehalten werde, das will Dencker nicht einleuchten. Selbst die jetzt beschlossene Einrichtung einer stetigen Waffenverbotszone rund um den Boulevard hätte den Wegbereiter einer kuriosen Holzfäller-Kultur nicht abgeschreckt: &bdquo;In Köln sahen wir uns mit einem ähnlichen Szenario konfrontiert, auch dort befindet sich unser Woodcutter in einer Waffenverbotszone, doch der Stadtrat befürwortete unseren Betrieb und stimmte für eine Erlaubnis“, sagt Dencker. Lesen Sie auch: Bielefelds &bdquo;Neues Bahnhofsviertel“ Boulevard zwischen Taubenkot und Treppentanz In zwei Monaten hätten sie in Bielefeld die Location fertig eingerichtet, doch vor der Kommunalwahl wolle keiner mehr etwas entscheiden, damit sei das Weihnachtsgeschäft erledigt, und so habe man sich von der Idee Bielefeld wieder verabschiedet. Grundsätzlich gebe es die &bdquo;Woodcutter“-Activity-Bars nur in großen Großstädten, doch die Lage am Boulevard sei eben etwas Besonderes. Aber jetzt käme erst Leipzig an die Reihe und dann Hannover. Von Bielefeld ist auf der Homepage gar nichts zu lesen. Theoretisch hätten sich die Axtwerfer auch um die Gastronomie gegenüber bemühen können. Drei ausgeblichene Aushänge an den Türen künden in der &bdquo;Three Sixty“-Sportsbar von einer &bdquo;Sommerpause“. Am 19. Juli ist wieder Treppentanz am Boulevard Deren Dauer wird abhängig sein von der vorläufigen Insolvenz, in der sich die Betreibergesellschaft gegenwärtig befindet. Die Suche nach Investoren und Ideengebern sei in vollem Gange, heißt es vom Geschäftsführer. Um den Boulevard wieder zu beleben, suchen die Gastronomen mittlerweile händeringend nach Konzepten, die gezielt das Publikum ansprechen. 2005 gingen die Stadtplaner fest davon aus, dass sich das Quartier so entwickeln werde, dass es tagsüber und nach Geschäftsschluss das Publikum bindet. 20 Jahre später kommen primär am Wochenende die Gäste. Wie diesen Samstag, 19. Juli, wieder zum schon legendären &bdquo;Treppentanz“. Diesmal werden gleich vier Läden geschlossen bleiben entlang des Laufstegs der Lustbarkeiten: Das &bdquo;Carlos“ und das &bdquo;Mexims“ dauerhaft geschlossen, das &bdquo;Wok & Roll“ renoviert und in der Sportsbar herrscht &bdquo;Sommerpause“. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Three Sixty Sportsbar (@sportsbar.bielefeld) &bdquo;Für uns wäre die Sportsbar zu klein“, sagt Dencker, der sich auskennt mit den modernen Tempeln für den Freizeit-Spaß: Neben den &bdquo;Woodcuttern“ betreibt er bundesweit noch &bdquo;Jump House“-Trampolin-Parks und die analog-digitalen &bdquo;BattleKarts“-Rennbahnen. Und bestimmt behält er den Boulevard in Bielefeld im Blick. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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