Sorge in Bielefeld: Trockenheit schürt Angst vor Wasserknappheit und Waldbränden

Bielefeld. Ein neues Dürrejahr droht: In den Gärten zeigen sich erste Risse im Boden, in Flüssen herrschen Niedrigstände, die Grundwasserpegel sinken, Landwirten klagen, Forstleute sind alarmiert. Die lange, sehr feuchte Phase von anderthalb Jahren zwischen Mitte 2023 und Ende 2024? Vorbei, fast vergessen. Wetterunken meinen jetzt schon zu wissen, dass uns ein Rekordhitzesommer bevorsteht, aber seriöse Meteorologen winken ab: &bdquo;Solche Prognosen sind derzeit noch nicht möglich“, sagt Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Doch er bestätigt, dass die Niederschlagszahlen und auch die Sonnenscheindauer ungewöhnlich sind. Die Monate März und bisher auch der Mai waren an der DWD-Wetterstation Bielefeld-Sennestadt knochentrocken, so trocken wie es hier noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1947 gemessen wurde. &bdquo;Im ganzen Zeitraum von Anfang Februar bis Ende April wurden hier nur 60,7 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen – das ist nur ein Drittel des hier durchschnittlich registrierten Niederschlags von 181 Litern“, sagt Kesseler-Lauterkorn. Selbst im zugleich auch brutal warmen Dürrejahr 2018 fielen in den genannten drei Monaten mit 122,8 Millimetern doppelt so viel Regen wie in diesem Jahr. Und der Niederschlag war in diesem Jahr sogar geringer als im supertrockenen Jahr 1959, das an der Station Sennestadt und landesweit das bisher regenärmste Jahr war. Lesen Sie auch: So heiß wird es in Ostwestfalen-Lippe im Jahr 2080 Bäume werden gewässert Vom Umweltbetrieb der Stadt werden bereits seit zwei Monaten Bäume gewässert, selbst sogenannte &bdquo;wassergebundene Wege“ müssen von Tankwagen angefahren und gewässert werden, da sie nur mit Wasser tragfähige Wege sind. Gießautos und Tankwagen sind im Dauereinsatz, vor allem dort, wo Bäume stehen, die in den vergangenen drei Jahren neu gepflanzt worden sind. In der ersten Maihälfte 2025 war in Bielefeld-Sennestadt bis zum Wochenende überhaupt noch kein Regen gefallen, und ein paar wenige Tropfen (0,1 Liter pro Quadratmeter) am vergangenen Wochenende haben die Bodenfeuchte kaum berührt. &bdquo;In den nächsten anderthalb Wochen könnte sich dies aber noch komplett ändern, für eine Gesamtbilanz für dieses Frühjahr ist es noch zu früh“, sagt der Meteorologe. Lesen Sie auch: In diesem Teil von OWL regnete es 2023 besonders viel Landwirte im Bielefelder Süden besorgt Wer kennt sie nicht, die alte Binsenweisheit: &bdquo;Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun’ und Fass“? In diesem Jahr ist bisher das absolute Gegenteil der Fall, entsprechend besorgte Blicke werfen die Landwirte zum Himmel. Vor allem im Bielefelder Süden: &bdquo;Die Sandböden im Bereich der Senne trocknen schneller aus als die Lehmböden im Norden“, erklärt Bernd Upmeyer zu Belzen vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV), Kreisverband Herford-Bielefeld. Für die Milchbauern in der Senne könnte zum Beispiel schon bald das Futter knapp werden, warnt er. Hermann Dedert, der Vorsitzende des Kreisverbandes Herford-Bielefeld, spricht von einer erneuten großen Trockenheit und erinnert an die Jahre 2018 bis 2020, als die lange Dürre &bdquo;horrende Auswirkungen auf die Ernten“ gehabt hätten. &bdquo;Wenn das noch länger so weitergeht, sind wieder starke Einbußen zu befürchten“, warnt Dedert. Auf Feldarbeiten müssten die Landwirte schon weitgehend verzichten – für Düngung etwa sei es bereits zu trocken. In den tieferen Bodenschichten gebe es zwar noch genug Wasser, die für Getreide und Feldfrüchte entscheidenden oberen Schichten aber seien längst zu trocken, und Sonnenschein und Wind sorgten für weitere Verdunstung. Lesen Sie auch: Deshalb wird es in Bielefeld bald sehr heiß Waldbrandgefahr in Bielefeld steigt Stadt-Förster Herbert Linnemann sprach Ende April zwar noch davon, dass weite Teile des Bodens weiterhin gut versorgt seien, jedoch oberflächlich bereits wieder die Trockenheit durchschlage auf die Wälder. Vor allem die Buche, für viele der heimische Baum schlechthin, der prägende Baum des Teutoburger Waldes, leide – und ziehe sich immer stärker zurück. Besonders Buchen im Alter von um die 100 Jahre können Hitze und Trockenheit nicht ab. In Südlagen ist es knochentrocken am Waldboden, erste Waldbrände gab es bereits. Anna Rosenland vom städtischen Forstamt: &bdquo;Der Wald zeigt aktuell noch keine neuen Trockenstresssymptome. Welche Schäden er durch die Trockenheit erleiden kann, haben uns allerdings die Hitzesommer der vergangenen Jahre gezeigt. Da die Bäume sich aber deutlich tiefere Bodenschichten erschließen, kann es gut sein, dass es dort noch Reserven gibt und diese noch eine Weile ausreichen. Dies trifft aber nicht auf die sogenannte &bdquo;krautige Vegetation“ zu. Hier ist die Trockenheit bereits deutlich spürbar, weil in den oberen Bodenschichten kaum noch Feuchtigkeit enthalten ist. Diese vertrocknete Vegetation ist auch der Grund für die Sperrung der Grillplätze. Sie kann erst wieder aufgehoben werden, bis es ergiebig regnet.“ Lesen Sie auch: Meteorologie-Institut: Europa droht wohl ein Hitzesommer .responsive23-3F3dLWV8Yk2Xq5Kg-choro-anzahl-waldbraende-2023 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-3F3dLWV8Yk2Xq5Kg-choro-anzahl-waldbraende-2023 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-3F3dLWV8Yk2Xq5Kg-choro-anzahl-waldbraende-2023 { padding-top: 142.86%; } } Versorgungslage &bdquo;angespannt“ Das Grundwasser ist bei allen Fragen rund um Regen und Trockenheit ein guter Indikator, aber ein träger: Alles kommt später an, verzögert. Bei den Stadtwerken sagt Netze-Chef Nils Neusel-Lange, dass die anderthalb sehr nassen Jahre gut fürs Grundwasser gewesen seien, sie hätten die Dürrejahre 2018 bis 2022 ausgleichen können, die Stände seien zum Jahresbeginn 2025 &bdquo;unkritisch“ gewesen. Neusel-Lange: &bdquo;Allerdings hat der seit Februar ausgebliebene Regen inzwischen dazu geführt, dass keine messbare Grundwasserneubildung mehr erfolgt.“ Zu erwarten sei, dass einzelne Wasserwerke ihre Fördermengen reduzieren müssten, andere müssten die Last dann tragen. Fazit: &bdquo;Aktuell stufen wir die Versorgungssituation aufgrund der langen Trockenphase und erhöhter Wasserabgaben als angespannt ein, gehen aber weiterhin von einer stabilen Versorgungslage auch für den Sommer 2025 aus.“ Er bittet die Bürgerinnen und Bürger trotzdem schon heute: &bdquo;Gehen Sie bewusst mit der Ressource Trinkwasser um.“ Lesen Sie auch: Gegen Dürrejahre: Bielefelder Trinkwasser kommt künftig auch aus dem Ruhrgebiet

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