Bonbons und Desserts: So süß feiern diese Bielefelder Gläubigen ihr Zuckerfest

Bielefeld. Für manche Bielefelder ist dies schlicht ein verregneter Sonntag. Für die Muslime unter ihnen aber ist es sehr viel mehr: Sie feiern das Zuckerfest und damit das Ende des Ramadans. Überall in der Stadt treffen sich die Männer frühmorgens in den Moscheen zum Gebet und gratulieren sich zum Abschluss des Fastenmonats. In Sennestadt sind es 500 Gläubige – mitten im Industriegebiet. Auf dem großen Platz vor der Beyazit-Moschee am Ende der Industriestraße parken Hunderte von Autos. Aus den geöffneten Türen des langen weißen Gebäudes auf dem ehemaligen städtischen Bauhof klingt der Gesang von Harun Aksakal, der aus der Türkei als Religionsbeauftragter (Hoca) für vier Jahre nach Sennestadt entsendet wurde. Vor Corona befand sich das Gebetshaus des islamisch-türkischen Kulturvereins Sennestadt an der Rheinallee. &bdquo;Dort hatten wir nur 80 Quadratmeter“, erinnert sich Vereinsvorsitzender Murat Zeytinoðlu. &bdquo;Hier haben wir 300.“ Neben dem großen Gebetssaal der Männer bietet die neue Moschee, die eher ein Gemeindezentrum ist, im kernsanierten Gebäude auf 980 Quadratmetern Nutzfläche viel Platz für den Frauen-Gebetsraum, Cafeteria und Räume für Jugendliche. Beim Bau haben viele ehrenamtliche Gemeindemitglieder geholfen, erzählt Sprecher Ugur Görgülü: &bdquo;Es ist ein Geben und ein Nehmen.“ Seit dem Umzug ist die Zahl der Gemeindemitglieder kräftig gestiegen: von 80 bis aktuell rund 300. Sie kommen auch aus der Region, aus Schloß Holte-Stukenbrock etwa, aus Oerlinghausen oder Bielefeld. &bdquo;Dass wir so schnell so groß werden, das hätte ich nicht gedacht“, meint Zeytinoðlut. Die Gemeinde will daher weiter ausbauen; erste Pläne sollen nach den Sommerferien gemacht werden. Wie diese Bielefelder Ramadan und Zuckerfest begehen Was aber bedeutet den Gläubigen der Sennestädter Gemeinde der Ramadan, die schon so lange in Deutschland, in einer ganz anderen Kultur, leben oder hier geboren sind? &bdquo;Für mich heißt es, Gemeinschaft und Spiritualität zu erleben“, sagt der Sennestädter Yusuf Er. &bdquo;Es bedeutet, zusammen mit der Familie zu sein, mit Freunden und Bekannten zusammenzukommen. Es stärkt die Gemeinschaft.“ Tagsüber auf Essen und Trinken zu verzichten, falle nicht schwer. Nur der morgendliche Kaffee auf der Arbeit fehle ihm ein bisschen. Doch in den nächsten Tagen werde ihm auch der Ramadan fehlen. Das Miteinander, aber auch der Friede dieser ungewöhnlichen Phase mag Ahmed Inan. &bdquo;Man reflektiert sich jeden Tag selbst, und man trifft sich hier, lernt neue Leute kennen und sieht, dass man Teil einer großen Familie ist.“ Man könne auch versuchen, gute Taten zu vollbringen oder Eigenschaften zu ändern – sich das Rauchen abgewöhnen, dankbarer zu sein oder spendenfreudiger. &bdquo;Dann sieht man, was man erreichen kann und was machbar ist.“ Ein 32-Jähriger, der wie Inan in Schloss Holte wohnt, fügt hinzu: &bdquo;Man kann sich im Ramadan eine Eigenschaft vorknöpfen, bei der man sich verbessern möchte; und man soll sich noch mehr bemühen, ein besserer Mensch zu sein“. Standardfrühstück mit zwei Desserts Wegen des tröpfelnden Regens verabschieden sich die Männer an diesem Morgen schnell, um zu ihren Familien zum gemeinsamen Essen zu fahren (zum Abschied gibt’s noch Bonbons). &bdquo;Ein großes Frühstück ist der Klassiker“, sagt Yusuf Er. &bdquo;Das ist eine schöne Atmosphäre, wie beim Weihnachtsessen.“ Er frühstückt mit seiner Frau und den vier Kindern und bedauert, dass sich die Teilnahme von Geschwistern, Eltern und Großeltern dieses Jahr leider nicht ergeben habe. Ahmed Inan lässt sich überraschen. Oma, Mutter und Schwester bereiteten wohl &bdquo;ein ganz normales Standardfrühstück“ vor, vermutet er. &bdquo;Und ein, zwei Desserts.“ Denn Süßigkeiten, besonders für die Kinder, gehörten dazu, wie auch der Name Zuckerfest (den es nur in Deutschland gebe) sage. Der Nachwuchs kann sich übrigens noch auf sein eigenes Fest in der Beyazit-Moschee am nächsten Sonntag freuen. Im Video: Was der Ramadan bedeutet - zu Besuch in der Vatan-Moschee in Bielefeld

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