Großer Aufwand auf dem Südring

Fußgänger totgefahren: Straßensperrungen in Bielefeld für aufwendiges Gutachten

Im Dezember war auf dem Südring in Brackwede ein Fußgänger auf der Fahrbahn herumgelaufen, angefahren und tödlich verletzt worden. Hätte das verhindert werden können?

Die Feuerwehr sorgte für eine regennasse Fahrbahn auf dem Südring. | © Mike-Dennis Müller

27.03.2025 | 31.03.2025, 08:36

Bielefeld. Drei Tage vor Heiligabend kam es zu dem Vorfall, bei dem der Mann aus Horn Bad-Meinberg aus immer noch unbekannten Gründen in Höhe der Ostwestfalendamm-Auffahrt Richtung Innenstadt über die Fahrbahn lief und an das Fenster eines dort auf der Abbiegespur wartenden Autos klopfte. Um 30 Minuten vor Mitternacht war es dort nicht nur dunkel, es fiel auch Starkregen. Eine 52-jährige Frau, die in der Gegenrichtung gen Gütersloher Straße unterwegs war, sah den Mann nicht oder zu spät und es kam zur Kollision. In Folge seiner Verletzungen starb der 38-Jährige damals im Krankenhaus.

„Für die weiteren Ermittlungen müssen wir klären, ob der Zusammenstoß noch vermeidbar gewesen wäre“, erklärte am Montagabend Guideon Schalt vom Verkehrskommissariat. Dabei gehe es weniger um den verletzten Fußgänger, der wohl zum Zeitpunkt des Unfalls unter Alkoholeinfluss stand, sondern vor allem um die Fahrerin, die mit ihm kollidierte.

Die Polizei war vor Ort mit etwa einem Dutzend Beamten. Für knapp drei Stunden wurden nach 20 Uhr ein Teilstück des Südrings sowie Auf- und Abfahrten des Ostwestfalendamms gesperrt, um ein sogenanntes lichttechnisches Gutachten zu erstellen. Zu größeren Verkehrsbehinderungen kam es dadurch aber zu der späten Zeit nicht.

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Dekra-Sachverständiger Alexander Harder untersucht die Lichtbedingungen auf dem Südring. - © Mike-Dennis Müller
Dekra-Sachverständiger Alexander Harder untersucht die Lichtbedingungen auf dem Südring. | © Mike-Dennis Müller

Lichtbedingungen mit großem Aufwand nachgestellt

Alexander Harder ist Sachverständiger für Unfallrekonstruktion bei der Bielefelder Dekra. „Ich war schon damals am Abend des Unfalls hier vor Ort“, berichtete er. „Ich kenne also genau das Unfallbild aus Dezember.“ Seitdem ist er gemeinsam mit Kollegen für die Unfallrekonstruktion zuständig.

Dass mit so hohem Aufwand auch die Lichtbedingungen nachgestellt werden, sei eher selten der Fall. „Bei diesen äußeren Faktoren, die damals geherrscht haben, ist das aber sehr wichtig“, betont er. Die Kombination aus Starkregen und Dunkelheit im Winter sorge für besonders schlechte Sicht. „Die Frage ist dabei, ob und wann die Autofahrerin den Mann hätte sehen können.“

Da es am Montagabend nicht regnete, war die Freiwillige Feuerwehr vor Ort, um für den entsprechend nassen Asphalt zu sorgen. Mehrmals musste sie viel Wasser auf den Bereich zwischen Fahrzeug und Unfallopfer-Puppe spritzen, damit es regennass blieb. Dass aber kein Wasser von oben auf die Scheibe des Autos fiel, sei kein Problem gewesen. „Das können wir nachträglich simulieren“, erklärte Harder.

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Ähnliche Kleidung, baugleiches Auto

Baugleiche Autos wurden eingesetzt, so etwa ein recht neuer Opel Mokka mit LED-Scheinwerfern. Die Puppe, die das Unfallopfer darstellte, hatte ähnlich dunkle Kleidung an wie der Mann damals und stand neben einem ebenfalls baugleichen Mercedes auf der Fahrbahn.

Dann wurde aus mehreren Entfernungen mithilfe normaler Kameras und auch einer Spezialkamera das Licht gemessen – 35, 30, 25 und 20 Meter entfernt vom Punkt des Aufpralls. Sogar die Reifen des Opels waren ähnlich alt wie die des Unfallwagens, denn es wurde auch das Bremsverhalten vor Ort zuletzt noch einmal bei der erlaubten Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde nachgestellt.

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Lichtgutachten auf dem Südring

Auf das Ergebnis des Gutachtens müssen die Ermittler der Polizei nun noch mehrere Wochen warten. Alle aufgezeichneten Werte müssen genau ausgewertet werden, bevor eine Aussage zur Vermeidbarkeit des Aufpralls getroffen werden kann.

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