Bei Brand auf Campingplatz Quelle alles verloren: So geht es dem Bielefelder

Bielefeld. Die Nacht zum Valentinstag wird Kai Manheimer wohl nie vergessen: Prasselnde Flammen vor dem Fenster seines Wohnwagens auf dem Queller Campingplatz rissen ihn aus dem Schlaf. Er griff geistesgegenwärtig zum Smartphone und rief sofort die Feuerwehr an. Die unterbrach seinen Löschversuch mit einem wassergefüllten Kochtopf durch ein lautes &bdquo;Raus, raus, raus!“ – und dann griff das Feuer auch schon auf seinen Camper über. &bdquo;Eine halbe Minute später wäre ich nicht mehr rausgekommen, es stand alles in Flammen“, sagt der 51-Jährige, dem der Brand seine ganze Habe nahm. Einschließlich der Kleidung. Obwohl die Feuerwehr in der Nacht alles versuchte, um etwas zu retten, brannte der Wohnwagen plus Bretterverschläge und Zelte drumherum völlig nieder. Durch die enorme Hitze wurden auch zwei benachbarte Wagen beschädigt. &bdquo;Sie waren nigelnagelneu“, sagt der gebürtige Gütersloher, der als Zapfer in der Schildescher Gaststätte Spökes arbeitet. Von seinem beschaulichen Heim ist nur ein schwarzer Trümmerhaufen übrig, der mit rot-weißem Polizeiband abgesperrt ist. Der verkohlte Lenker eines E-Scooters ragt heraus, Kai Mannheimer hatte den Roller erst wenige Wochen vorher gekauft. Von seinem hölzernen Badezimmer steht nur noch ein löchriges Gerüst, von seiner Lieblingshose hat er nur einen kleinen Fetzen gefunden. Mehr zum Thema: Feuer auf Bielefelder Campingplatz: Freizeitparadies wird Raub der Flammen Gütersloher hat Vermutung zur Brandursache auf Campingplatz Der 51-Jährige vermutet, dass die Schlauchverbindung zwischen seinem Katalytofen und der angeschlossenen Gasflasche (zwölf Liter) undicht geworden sei, etwas Gas ausgetreten und in Brand geraten sei. &bdquo;Aber genau kann man das ja nicht mehr feststellen.“ Die Flammen griffen rasend schnell auf die Holzanbauten und den Wohnwagen – ebenfalls mit viel Holz verarbeitet und, so Manheimer, &bdquo;bestimmt 20 Jahre alt“ – über. Er habe es gerade nach draußen geschafft, &bdquo;da gab es einen lauten Knall, und dann ging alles ziemlich schnell“. Noch in der Nacht habe ihm ein befreundeter Mit-Camper, Wayne, eine Jogginghose und pinkfarbene Socken gebracht. &bdquo;Ich war ja im Adamskostüm. Aber durch das Adrenalin habe ich die Kälte nicht gespürt.“ Bei Wayne ist Kai Manheimer, der keine Versicherung hatte, auch erst einmal untergekommen, er schläft dort auf dem Sofa. &bdquo;Ich hätte sonst auf der Straße gestanden.“ Hilfe bekam er auch von der Spökes-Mannschaft und von Bekannten. So kam ein überschaubares Häufchen Kleidung zusammen und Gutscheine für einen Neuanfang (&bdquo;Alles Glück der Welt für Dich“). &bdquo;Und vom Chef habe ich eine dicke Winterjacke bekommen.“ Der Gütersloher ist allen sehr dankbar. &bdquo;Das ist schon sehr fantastisch.“ 51-Jähriger muss alle Dokumente neu beantragen Nach dem Unglück musste er sich erst einmal um einen vorläufigen Personalausweis kümmern und zudem einen neuen beantragen. &bdquo;Schlappe 60 Euro“ habe das insgesamt gekostet, sagt er. Glücklicherweise habe er von seinem Chef einen Vorschuss bekommen. Auch eine neue Bank- und eine Krankenversicherungskarte standen ganz oben auf seiner To-do-Liste. &bdquo;Einen Führerschein habe ich nicht.“ Er komme gut mit Bus und Bahn überallhin. Allerdings war sein Deutschlandticket, das als einziges in der Smartphone-Hülle steckte und so vor den Flammen bewahrt worden war, gerade abgelaufen. &bdquo;Als ich im Jahnplatztunnel zu Mobiel ging und meine Situation erklärte, meinten die nur: ,Ach, Sie sind der Queller Camper’.“ Der 51-Jährige hat in seinem Leben schon einiges gehört und gesehen. Er hat jahrelang in Dänemark und Norwegen gelebt, war dann viel durch Deutschland gereist und hat sich in zahlreichen Jobs versucht – er kommt auf 47, von der Lehre als Flugtriebswerkmechaniker über Kaufhausdetektiv und Pizzabäcker bis hin zum Mitarbeiter beim ICE-Bordservice, im Callcenter für die Telekom und bei Air Berlin. Vor rund acht Jahren landete er schließlich in Bielefeld: &bdquo;Hier fühle ich mich absolut wohl.“ Seit sechs Jahren wohnt er auf dem Queller Campingplatz, und das gern. &bdquo;Es ist familiär, und man hilft sich gegenseitig.“ Bielefeld statt Australien: Seltenes weißes Känguru auf Campingplatz geboren Camper in Quelle sucht jetzt dringend eine neue Wohnung Als Nächstes sucht der Spökes-Zapfer &bdquo;ganz dringend“ eine Wohnung. Bei den Bielefelder Wohnungsgesellschaften hat er sich schon auf die Liste setzen lassen. &bdquo;Ideal wäre möbliert oder teilmöbliert, weil ja nichts mehr vorhanden ist“, meint er. Trotz des Unglücks schaut Kai Manheimer aber jetzt wieder positiv in die Zukunft. Dass er das Feuer und seine Folgen einigermaßen gut verarbeitet hat, habe ihm auch eine Psychologin in Bethel bescheinigt. &bdquo;Um Sie mache ich mir keinen Kopp, hat sie gesagt. Und es hilft ja auch nichts. Was passiert ist, ist passiert. Das Leben geht weiter.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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