Versteckte Kamera im Supermarkt: Bielefelderin wird bei Tiktok bloßgestellt

Bielefeld. Ein junger Mann geht durch einen Bielefelder Supermarkt, die Kamera geht oft hin und her. Offensichtlich steckt die versteckte Kamera in seinem Brillengestell, die Bewegungen der Kamera sind durch die Kopfbewegungen erklärbar. Der Mann mit der Kamera-Brille spricht einen Mitarbeiter des Supermarktes an, bittet ihn um Hilfe und spricht dann ein paar Meter weiter in seinem Beisein noch eine junge Kundin an. Was dann passiert, wird kurz vor Weihnachten zu einem Internet-Hit bei TikTok und Instagram. Die zufällig ausgewählten Protagonisten des millionenfach abgespielten Filmchens finden das gar nicht witzig. Denn ohne Wissen des Supermarktmitarbeiters kommt es dann zu folgenden Worten, die der Kameramann an die junge Frau richtet: &bdquo;Entschuldigung, Entschuldigung.“ Die junge Frau dreht sich um. &bdquo;Mein Freund hier.“ Er zeigt auf den verdutzten Mitarbeiter, &bdquo;der würde Deine Füße gerne schnüffeln“. Abwechselnd werden nun beide Opfer des Streichs in Großaufnahme gezeigt. Der Mitarbeiter ist sichtlich konsterniert, fragt nach. Der Filmer wiederholt: &bdquo;Du würdest ihre Füße gerne schnüffeln, hast Du gesagt.“ Der Mitarbeiter verneint, die Kundin ist ebenfalls überrumpelt, lächelt ungläubig. Der junge Mann hört nicht auf mit seinem Streich (im Internet &bdquo;Prank“ genannt) und sagt: &bdquo;Warum bist Du schüchtern jetzt?“ Inzwischen kommt der Freund der Kundin dazu. Die Situation wird damit nicht angenehmer für den Mitarbeiter. Bielefelder Supermarkt schaltet Rechtsabteilung ein Ort des Geschehens ist ein Bielefelder Supermarkt. Der Marktleiter kennt das Video längst: &bdquo;Dieses Video hat uns bereits viel beschäftigt“, sagt er. &bdquo;Wir haben auch unsere Rechtsabteilung eingeschaltet.“ Allerdings könne der Supermarkt selbst nicht viel dagegen tun. &bdquo;Die Betroffenen können nur zivilrechtlich dagegen vorgehen.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Denn das heimlich aufgenommene Video ist ohne Zustimmung beider Personen veröffentlicht worden. Das betont der Marktleiter. &bdquo;Unser Mitarbeiter wusste nicht, dass er gefilmt wird und dass der Film im Internet landen würde.“ Solche Prank-Videos im Supermarkt, in denen wildfremde Kunden veralbert werden, gibt es im Internet in Massen. Die einen greifen sich, ohne zu fragen, die Waren aus dem Korb des Kunden und hoffen auf skurrile Reaktionen der Betroffenen. Andere rammen immer wieder mit ihrem Einkaufswagen die Wagen anderer Kunden. Ähnlich wie im Bielefelder Fall gibt es auch eine Reihe von Pranks, bei denen ein Mitarbeiter dazugeholt wird. Der &bdquo;Kameramann“ tut dann so, als wolle der Mitarbeiter zur privaten Kontaktaufnahme die Telefonnummer einer Kundin erfragen. Der weiß aber nichts davon. Das Ziel dieser privaten &bdquo;Verstehen Sie Spaß!?“-Videos ist es, die Menschen so zu verdutzen, dass sie entweder wütend werden oder irgendwie auf eine andere emotionale Art und Weise reagieren. Schadenfreude kommt in der Internet-Welt an und über die Masse der zu erwartenden Klicks bringt es dem Urheber Werbeeinnahmen ein. Die Betroffenen hat dazu niemand gefragt. Lesen Sie auch: Bielefelder Bloggerin Tina Ruthe erlebt perfiden Telefonstreich Sexuelle Komponente ist für Bielefelder besonders unangenehm Im Fall des Bielefelder Supermarktes kommt eine sexuelle Komponente dazu, die der Mitarbeiter als besonders unangenehm empfand: &bdquo;Das ist eine Sauerei. Für uns ist das rufschädigend, wenn sich herumsprechen sollte, dass unsere Kunden bei uns im Markt ungefragt gefilmt werden“, sagte der Marktleiter. Deshalb möchte er nicht, dass sein Markt namentlich in diesem Zusammenhang erwähnt wird. Die Rechtsabteilung des Supermarktes machte ihm dennoch keine Hoffnung, viel gegen den Filmer in der Hand zu haben. Dabei verletzt der Filmer möglicherweise schon beim Produzieren des Videos das Hausrecht. &bdquo;Wir haben unsere Mitarbeiter und Detektive jetzt sensibilisiert, auf solche Filmer zu achten.“ Sollten die wieder auftauchen, erhalten sie Hausverbot. Kommen sie zurück, begehen sie Hausfriedensbruch. Schon das &bdquo;unbefugte Aufnehmen des nicht öffentlich gesprochenen Wortes“ ist laut Paragraf 201 im Strafgesetzbuch verboten. Für die Betroffenen kommen dann natürlich noch die Datenschutzbestimmungen dazu: Demnach benötigen die Filmer schon bei der bloßen Aufnahme eine Einwilligung der Protagonisten. Bei der späteren Veröffentlichung des Videos kommt dann noch &bdquo;das Recht am eigenen Bild“ (Paragraf 22 &bdquo;Kunst Urheber Gesetz“) hinzu: Für die Veröffentlichung von Personenaufnahmen benötigt jeder eine Einwilligung der gefilmten Personen – mindestens mündlich. Diese haben die Prank-Filmer in der Regel nicht. Youtuber für sexuell anstößige Frage verurteilt Trotzdem gibt es noch nicht viele Prank-Urteile an deutschen Gerichten. Ein sexuell betonter Streich führte 2021 immerhin zu einer Verurteilung eines Youtubers. Der hatte eine Studentin in der Fußgängerzone mit der Frage &bdquo;Hast Du ganz kurz 10 Minuten Zeit und 20 Zentimeter Platz?“ konfrontiert und das Video davon veröffentlicht. Die Frau klagte dagegen und gewann vor dem Landgericht Düsseldorf. Sollte er das Video erneut veröffentlichen, muss er 250.000 Euro Ordnungsgeld zahlen. Lesen Sie dazu das Urteil des Landgerichts Düsseldorf Die Betroffenen können also Unterlassungsansprüche geltend machen. Ihnen stehen Schadenersatz- und je nach den erlittenen Leiden womöglich noch Schmerzensgeldzahlungen zu. Die Arbeit, gegen die Videos vorzugehen, dürfte allerdings schwierig werden. Auch wenn das ursprüngliche Video aus der Vorweihnachtszeit, das zigfach , angeblich sogar millionenfach angesehen worden sein soll, nicht mehr im Netz zu finden ist, so existieren längst zahlreiche Kopien dieses Videos auf allen möglichen Kanälen – auf TikTok, auf Instagram und Co. Es dürfte kompliziert werden, diese alle löschen zu lassen. Auch interessant: &bdquo;Bomben-Prank“: Gericht verurteilt YouTube-Star ApoRed

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