Dynamische Stromtarife in Bielefeld: Lohnt sich der Wechsel für mich?

Bielefeld. Seit Anfang des Jahres müssen alle Energieversorger einen dynamischen Stromtarif anbieten. Was das ist? Ein solcher Tarif gibt die aktuellen Strombörsenpreise im Viertelstunden-Takt direkt an den Kunden weiter. Der Stromverbrauch daheim kann an die schwankenden Preise abgepasst werden. Die Kunden nutzen ihren Strom dann, wenn er am günstigsten ist. Doch ganz ohne Tücken ist das (noch) nicht. Bei den Stadtwerken Bielefeld, mit rund 160.000 Haushalts-Stromkunden die unangefochtene Nummer eins bei der Energieversorgung in der Stadt, gibt es schon seit 2024 eine dynamische Tarifvariante, den &bdquo;meinSmartStrom“-Tarif. &bdquo;Bislang ein Nischenprodukt“, sagt Steffen Hamann, beim Versorger zuständig für die Vermarktung. Die Zahl der Interessenten bewege sich im Promillebereich. Aber Hamann sagt auch: &bdquo;Das wird sich ändern.“ In den nächsten Jahren würden flexible Strompreisangebote eine immer größere Rolle spielen. Normale Stromtarife bestehen aus einem festgelegten Grundpreis und einem fixen Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde. Dynamische Stromtarife hingegen haben keinen festen Arbeitspreis. Bei ihnen bestimmen die aktuellen Kurse der Strombörse den Preis pro Kilowattstunde. Das bedeutet, dass bei dem von den Stadtwerken angebotenen Tarif der Strompreis viertelstündlich schwanken kann, abhängig von Angebot und Nachfrage an der Strombörse. Im Sommer, wenn erneuerbare Energie teils im Überfluss zur Verfügung steht, kann es zeitweise extrem günstig werden. Im Winter, bei einer Dunkelflaute mit wenig Sonne und Wind, richtig teuer. Für wen sich der dynamische Stromtarif lohnen kann &bdquo;Der dynamische Tarif kann sich im Moment vor allem in Haushalten mit hohen, zeitlich flexiblen Energieverbräuchen lohnen“, sagt Felix Hossfeld, bei den Stadtwerken für die Energiebeschaffung zuständig. Haushalte mit Elektroauto, einer Wärmepumpe und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach können am ehesten profitieren. Zum Thema: Was Verbraucher unbedingt über dynamische Stromtarife wissen sollten Auch wer über Haushaltsgeräte mit einer Smart-Home-Technologie verfügt, kann Strom sparen. Dann läuft die Waschmaschine nachts, wenn die Energie womöglich günstiger ist. Für alle anderen sei der dynamische Tarif bedingt empfehlenswert. Für sie könnte das Risiko der schwankenden Strompreise zu hoch sein, und sie würden am Ende draufzahlen. Um die neuen Tarife nutzen und abrechnen zu können, ist ein intelligentes Messsystem, umgangssprachlich &bdquo;Smart Meter“, erforderlich. Der intelligente Stromzähler übermittelt die Verbrauchsdaten an den zuständigen Messstellenbetreiber. Kunden mit dynamischem Stromtarif bekommen &bdquo;Smart Meter“ Das Ziel ist, dass bald alle Haushalte, unabhängig vom Tarif, einen solchen digitalen Stromzähler bekommen. Die Umrüstung läuft nach und nach. Wer sich jetzt für einen dynamischen Stromtarif entscheidet, hat jedoch einen Anspruch darauf, dass der Zähler innerhalb von vier Monaten installiert wird. &bdquo;Das klappt bei uns in der Regel sogar schneller“, sagt Steffen Hamann. Eine Abschlagszahlung ist bei dynamischen Tarifen nicht mehr erforderlich. Die Kunden erhalten eine monatliche Abrechnung. Wer den dynamischen Tarif nutzt, muss jedoch die Strombörsenpreise immer im Blick behalten. Bei den Stadtwerken ist das aktuell über einen direkten Internet-Link zur in Leipzig ansässigen Strombörse möglich. &bdquo;Wir planen aber noch komfortablere Varianten“, sagt Hamann. Andere Anbieter bieten bereits App-Lösungen. Da kann dann der Stromverbrauch übers Handy gesteuert werden. Auch interessant: Preisanstieg bei den Stadtwerken Bielefeld – Gas, Strom und Wasser werden teurer Vergleichbarkeit der Stromtarife schwierig Vergleichsportale wie Verivox oder Check24 haben für Bielefeld auch dynamische Stromtarife anderer Anbieter im Angebot. Doch Verbraucherschützer warnen, dass die Vergleichbarkeit bei den dynamischen Angeboten noch schwieriger sei als bei den herkömmlichen Tarifen. Das liegt an unterschiedlichen Rabatten und Gutschriftlösungen. &bdquo;Versuchen Sie abzuschätzen, wie gut Ihre Möglichkeiten zum Verschieben des Stromverbrauchs tatsächlich sind“, rät die Verbraucherzentrale NRW. Ein zentraler Unterschied zwischen den dynamischen Tarifen sei außerdem der verlangte Arbeitspreis. Wichtig seien auch die Kündigungsfristen. Bei den Stadtwerken geht das in Abhängigkeit vom Tarif monatlich, es gibt aber auch Anbieter, die nur eine jährliche Kündigung erlauben. &bdquo;Davon ist grundsätzlich abzuraten“, sagt die Verbraucherzentrale. Vorsicht sei auch bei Werbeversprechen wie &bdquo;Sie sparen 500 Euro im Jahr“ geboten. Die Stadtwerke Bielefeld setzen bei ihrem Angebot auf Fairness. Wer sich bei ihnen für den dynamischen Tarif interessiert, wird zunächst einmal ausführlich beraten. Denn wem die Tücken des neuen Tarifs nicht wirklich bekannt sind, dessen Rechnung kann am Ende deftig ausfallen. Und das, so Hamann, dürfe nicht das Ziel sein. Wer nicht ganz so risikobereit ist, aber flexibler sein will und keinen klassischen Grundversorgungstarif nutzen möchte, kann es bei dem Bielefelder Versorger übrigens auch mit dem Tarif &bdquo;meinFlexStrom“ versuchen. Hierfür ist zudem kein intelligentes Messsystem notwendig. Dieser Tarif basiert auf den durchschnittlichen monatlichen Börsenpreisen für Strom. Auch er gibt die Marktveränderungen an die Nutzer weiter. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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