200 Jahre Sparkasse Bielefeld: Aus 20 Talern wurden 7,3 Milliarden Euro

Bielefeld. Als die Bäckerswitwe Johanne Catharine Dieckmeyer an einem Samstag, 15. Januar 1825, in der Mittagszeit gegen 14 Uhr im einstigen Bielefelder Rathaus am Alten Markt erschien, um dem Stadtsekretär Adam Heinrich Junkermann 20 Thaler anzuvertrauen, da trug sie gleichsam auch zur Gründung der Bielefelder Sparkasse bei. Denn eine Sparkasse existiert erst dann, wenn es auch Sparer gibt und ihre Einlagen, so die Überzeugung der neuen Bielefelder Sparkassen-Chefin Jennifer Erdmann und ihres Vorstandsteams mit Stefan Dwillies und Jörn Stöppel. Die Bielefelder Sparkasse sieht diesen 15. Januar daher als ihren 200. Geburtstag an. Das Geldinstitut ist damit nicht die älteste Sparkasse der Region (den Titel reklamiert das 1786 als &bdquo;Lippische Leihekasse“ gegründete Institut in Detmold), aber die Bielefelder gehören zu den Pionieren. Das stolze Jubiläum soll über das Jahr 2025 hinweg mit einer ganzen Reihe von Aktionen unter dem Motto &bdquo;Danke“ gefeiert werden. Dass die Sparkasse sich das leisten kann, belegen die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024: Nach dem Ausnahme-Jahr 2023, in dem dank der rasanten vorangegangenen Zinserhöhungen das Betriebsergebnis vor Bewertung auf 99 Millionen Euro hochgeschnellt war, konnte mit rund 90 Millionen Euro auch 2024 ein ordentlicher Betriebsgewinn verbucht werden. Gemessen an der leicht von 7,4 auf 7,3 Milliarden Euro geschrumpften &bdquo;durchschnittlichen Bilanzsumme“ erreiche das Betriebsergebnis vor Bewertung 1,22 Prozent und liege damit voraussichtlich leicht über dem Schnitt der Institute im Sparkassenverband Westfalen-Lippe. Die Belegschaft blieb mit 977 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zuletzt ebenso konstant wie die Zahl der 24 Filialen mit Beratung. Lesen Sie auch: Jennifer Erdmann wird neue Chefin der Sparkasse Bielefeld Kreditnachfrage flau, aber Baufinanzierung wächst Während die gewerbliche Kreditnachfrage der flauen Wirtschaftslage entsprechend 2024 eher schwach war, wie Jennifer Erdmann sagte, habe sich zumindest das Baufinanzierungsgeschäft mit einem Plus um 25 Prozent positiv entwickelt. &bdquo;Hier sehen wir wieder das Niveau von 2022.“ Einige im Eigentum befindliche Immobilien will die Sparkasse künftig selbst weiterentwickeln – so sollen auf dem Gelände der alten Filiale an der Buschkampstraße in Senne in eigener Regie zwei Mehrfamilienhäuser mit 14 Wohnungen entstehen, wie Jörn Stöppel sagte. Auch die weitere Verwendung der Immobilie an der Schloßhofstraße stehe auf der Tagesordnung. Lesen Sie auch: Sparkasse baut große, neue Filiale mit Wohnungen in Bielefeld Investiert werden soll auch in einige Standorte, wo Geldautomaten allein und ohne weiteren Filialbetrieb stehen: An der Bretonischen Straße etwa will die Sparkasse für gut 150.000 Euro einen weiteren (den bisher dritten) &bdquo;bombensicheren“ Betonpavillon (&bdquo;Cashbunker“) für die Geldausgabe errichten. Fallweise werde das auch für andere Standorte geprüft. &bdquo;Gesellschaftliches Engagement ist Selbstverständnis“ Mit der vor 200 Jahren gegründeten &bdquo;Stadt-Sparkasse Bielefeld“, die in heutigem Zuschnitt erst 1974 durch die Fusion mit der Sparkasse Brackwede und der Bielefelder Kreissparkasse entstand, wird auch das der Gründung zugrunde liegende gesellschaftliche (kommunale) Engagement geehrt. &bdquo;Dieses Engagement gehört zu unserem Selbstverständnis, es liegt in unserer DNA“, sagt Erdmann und verweist auf die im Prinzip bis heute gültigen Ideen der Gründer. Denn der damalige Bielefelder Bürgermeister Ernst Friedrich Delius hatte die Absicht, der zum Teil extremen Armut wachsender Bevölkerungskreise etwas entgegenzusetzen – die bis 1815 anhaltenden Napoleonischen Kriege hatten zu der Verarmung ebenso beigetragen wie der Erfolg der industrialisierten britischen Textilindustrie, der den Spinnern und Webern in Ostwestfalen-Lippe und ganz Deutschland das Geschäft verdarb. Ärmere Bürger sollten nun die Möglichkeit haben, ihre Spargroschen verzinst und sicher anzulegen und für Notzeiten vorzusorgen. Auch die Überschüsse der Sparkasse sollten den Armen zugutekommen, und nebenbei gab es wohl damals schon die Idee für eine &bdquo;Sparerziehung“. Die Tradition lebt fort: 2024 stellte die Sparkasse 1,8 Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung. Wie viel Mühe sich die Sparkasse nun mit dem Jubiläum gibt, zeigt die liebevolle Vorbereitung: So sei der mit 41 Jahren 1831 jung verstorbene Bürgermeister Delius ein bemerkenswerter Mann gewesen, der nach seinem Tod als &bdquo;Lichtgestalt“ gewürdigt wurde, wie Stefan Dwillies sagt – nur ein ordentliches Porträt des Sparkassen-Gründers habe es selbst im Rathaus nicht gegeben. Erst die Suche in den Katakomben der städtischen Kunsthalle habe eine verblasste Pastell-Tusche-Zeichnung zutage gefördert, die auf Kosten des Geldhauses restauriert werden konnte. Neues Begegnungszentrum für Olderdissen Für einen ungenannten Betrag will die Sparkasse in diesem Jahr unter anderem ein neues &bdquo;Umwelt- und Begegnungszentrum“ für den Bielefelder Tierpark Olderdissen spendieren, der wegen seines kostenlosen Eintritts und seiner schönen Lage mitten im Teutoburger Wald auch über die Region hinaus bekannt ist. Das Haus soll bis 2026 in Holzbauweise errichtet werden, rund 300 Quadratmeter Nutzfläche aufweisen und unter anderem der schon lose existierenden Zooschule eine feste Stätte bieten. Zu den weiteren Jubiläumsaktionen gehört unter anderem auch die Finanzierung eines besonderen Pop-Konzerts für das diesjährige Stadtfest &bdquo;Leineweber-Markt“ sowie eine Ausweitung der Straßenkunst-Veranstaltung &bdquo;Hut ab“ in der Bielefelder Innenstadt. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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