Notdienste über die Feiertage: Das sind Bielefelds Weihnachts-Retter

Bielefeld. Für Arbeitnehmer liegen die Feiertage rund um den Jahreswechsel praktisch. Mit nur wenigen Urlaubstagen gelingt vom 20. Dezember 2024 bis 6. Januar 2025 eine lange Freizeit. Doch nicht alle können einfach freimachen. Rettungs- und Pflegekräfte müssen genauso arbeiten wie Bäcker, Busfahrer und viele andere Berufsgruppen. Besonders gefragt können von jetzt auf gleich die Notdienste sein. Ein Wasserrohrbruch im Keller, ein Stromausfall am Weihnachtsabend oder ein geplatzter Reifen auf der Autobahn – der Zeitpunkt ist nie günstig und an den Feiertagen guter Rat teuer. Wer hilft im Notfall aus der Klemme? Obermeister Torsten Finke von der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) Innung Bielefeld kann beruhigen: &bdquo;Die meisten Betriebe haben über ihre gewohnten Rufnummern einen Notdienst geschaltet, der die eigenen Kunden versorgt.“ Dabei werde am Telefon bereits abgewägt, wie groß das Problem wirklich ist. &bdquo;Tropft der Wasserhahn, läuft der Spülkasten nicht ab oder wird ein einzelner Heizkörper nicht richtig warm, kann das meistens bis ins neue Jahr warten“, sagt er. Der Großteil der Anrufe habe ein echtes Problem: Ein Wasserrohr ist gebrochen oder die Heizung streikt ganz. Notdienst nur für bekannte Anlagen Für die von seinem Betrieb betreuten Anlagen habe er immer gängige Ersatzteile auf Lager. Notfalls habe sogar der Großhandel einen Notdienst. &bdquo;Das Abhollager kann dann zwar mitunter etwas weiter weg sein, aber wir kommen an Bauteile dran“, so Finke. Doch wer keinen festen Handwerker hat, der seine Heizung regelmäßig wartet, hat im Notfall schlechte Karten. &bdquo;Wir kennen die Anlagen nicht, und uns erwarten womöglich deutlich größere Probleme – das können wir im Notdienst personell nicht leisten“, sagt er. Auch interessant: Wo gibt es Heiligabend und Weihnachten 2024 frische Brötchen in Bielefeld? Die Zeit um die Feiertage wird in seinem zehnköpfigen Team aufgeteilt. &bdquo;Jeden Tag hat einer Bereitschaft und bekommt Unterstützung, wenn es viel zu tun gibt“, so Finke. Im vergangenen Jahr haben sie unentwegt bei verzweifelten Anrufern die Heizungen wieder in Gang gebracht. Jedes Jahr kommt im Team wieder die Diskussion auf, wer an welchem Tag dran ist: &bdquo;Niemand macht das gerne, aber wir arbeiten in einer Branche, in der es Notfälle gibt, und damit rechnen die Mitarbeiter“, sagt der Innungsmeister. Nicht nur die Zeit um den Jahreswechsel sei für die Branche stressig. Finke: &bdquo;Seit dem Heizungsboom ist es nicht weniger Arbeit geworden, wir sind mit unserer Auslastung bei 110 Prozent.“ Durch die unsichere politische Lage und die Ungewissheit, wie die Fördersituation sich verändert, reagieren viele mit einer neuen Heizungsanlage. Strom und Wasser – das ist keine gute Kombination Auch in der Elektrotechnik spielen die Notdienste eine wichtige Rolle. &bdquo;Keiner wird an den Feiertagen ohne Strom alleingelassen, aber wir versuchen, den Aufwand schon möglichst gering zu halten“, sagt Obermeister Maximilian Schröder. In der Regel stellen alle Innungsbetriebe einen Notdienst, den der Inhaber selbst übernimmt. &bdquo;Es ist schwierig geworden, jemanden für die Bereitschaft zu finden, den meisten Mitarbeitern ist die Familienzeit wichtiger“, sagt er. Außerdem müsse die Bereitschaft mit dem Notdiensthandy besonders vergütet werden. &bdquo;Das ist für viele Betriebe auch ein Kostenfaktor“, so Schröder. Er selbst fährt den Notdienst an Weihnachten gerne: &bdquo;Die Dankbarkeit ist groß, weil wir da manch einem wirklich das Fest retten.“ Die Ursache für seinen Notdiensteinsatz ist häufig das Ergebnis von kreativen Bastlern, erklärt er: &bdquo;Selbstreparierte Weihnachtsbeleuchtung oder die neueste Smarthome-Technik unter dem Baum lässt alle Hemmungen zum Stromnetz fallen – manchmal kommt auch die unglückliche Kombination von Strom und Wasser zusammen.“ Die Folgen sind meistens Kurzschlüsse. Auch Schröder versucht zunächst das Problem am Telefon zu lösen: &bdquo;Ist irgendwo Wasser reingelaufen? Dann die Sicherung rausmachen und das Gerät trockenlegen.“ Ein Blick in den Sicherungskasten kann helfen Auch ein Blick in den Sicherungskasten kann weiterhelfen. Möglicherweise hat der Fehlerschutz-Stromschalter (FI) ausgelöst. &bdquo;Die Sicherungsautomaten dürfen auch von Laien bedient werden. Dabei kann nichts passieren, außer dass die Sicherung erneut rausfliegt.“ Er ergänzt: &bdquo;Aber bitte niemals irgendwelche Deckel abschrauben.“ Die meisten Notrufe kommen nicht, weil Steckdosen oder die Beleuchtung nicht funktionieren, sondern wenn das Internet oder Fernsehen betroffen sind. &bdquo;Das verstehe ich durchaus, weil viele Menschen einsam zu Hause sitzen und davon abhängig sind“, sagt Schröder. Dabei ist sein erster Tipp, den klassischen Neustart zu versuchen. Grundsätzlich sei auch im Notdienst der Elektrobetriebe die Hilfe für Neukunden eher verhalten. &bdquo;Bei Bestandsanlagen können wir sicher weiterhelfen und haben damit auch weniger Arbeit“, sagt er. Lesen Sie auch: Wildtier gefunden – was nun? So helfen Sie verletzten Wildtieren in OWL Während bei Elektrofirmen, die hauptsächlich im Neubau und in der Industrie tätig sind, die Auftragslage seit dem Boom dramatisch eingebrochen sei, habe auch die Arbeit im Bestand deutlich abgenommen: &bdquo;Aus einem Vorlauf von drei bis vier Monaten sind nur noch sechs bis acht Wochen geworden, plötzlich ist auch die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen trotz des Papierkrams wieder interessant“, sagt Schröder. Viel Arbeit für die Abschleppdienste Bei den Abschleppdiensten hängt das Arbeitsaufkommen über die Feiertage von Schnee und Eis ab. &bdquo;Wenn die ersten Schneeflocken fallen, ist die Situation klar – dann können wir uns schon die gelben Jacken anziehen“, sagt Teamleiter Frank Nie vom Autocenter Würtz. Doch auch ohne die strenge Witterung gibt es rund um die Feiertage viel zu tun. &bdquo;Wenn die Familie an Weihnachten zusammenkommt, reisen viele von weit her an – häufig gestresst mit Kleinkindern an Bord und in Eile“, sagt er. Mehr Fahrzeuge als sonst bleiben auf der Autobahn liegen. Motor- und Getriebeschäden oder kaputte Reifen, alles sei dabei. &bdquo;Wir versuchen, vor Ort zu helfen, haben eine Weiterfahrtsquote von 90 Prozent – meist sind es nur Kleinigkeiten, aber mit einer großen Auswirkung“, sagt Nie. Magnetische Zündspulen und gängige Reifen hätten sie stets auf Lager. Auch Falschtanker gehören zum Tagesgeschäft: &bdquo;Vier bis fünfmal in der Woche ist üblich, dann pumpen wir den Wagen leer und tauschen den Kraftstofffilter.“ Klappt schnelle Hilfe nicht, kann Nie einen Leihwagen stellen. Doch es gibt noch eine andere Option: der direkte Rücktransport von Auto und Insassen zur vertrauten Werkstatt in die Heimat. Die Kosten trage bei entsprechender Mitgliedschaft der ADAC. &bdquo;Die Familie feiert dann wie geplant Weihnachten und wir organisieren den Rücktransport zum Beispiel nach dem Frühstück am zweiten Weihnachtstag“, erklärt Nie. Brennende E-Autos bedeuten besonderen Aufwand Über die Feiertage sind tagsüber vier und nachts zwei Fahrer auf Bielefelds Straßen unterwegs. Nie: &bdquo;Unsere muslimischen Kollegen übernehmen für uns den Dienst an Weihnachten und am Zuckerfest ist es andersherum, so kann jeder an seinem Fest bei der Familie zu Hause sein.“ Dennoch sei es manchmal deprimierend: &bdquo;Wenn wir in der Silvesternacht an den Feiernden am Lokschuppen vorbeifahren, sind wir schon traurig, arbeiten zu müssen“, sagt er. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Das Autocenter Würtz hat noch eine besondere Aufgabe: &bdquo;Wir sind NRW-weit fast der einzige Standort mit einem Brandcontainer für Elektrofahrzeuge“, sagt Nie. Dort wird ein Elektroauto nach einem Brand mit einem Kran eingehoben, überwacht und wenn nötig noch einmal von der Feuerwehr gelöscht. Zwischen 20 und 30 Fahrzeuge betrifft das jedes Jahr. Nie: &bdquo;Wir hatten schon Akkus, die nach 26 Stunden wieder angefangen haben zu brennen.“ Mehrere Pannenhelfer sind für den Einsatz nötig.

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