Bielefelder Social Club gibt als Erster in NRW Cannabis an seine Clubmitglieder ab

Bielefeld. Es ist ein historischer Moment, als um 12.10 Uhr die Tür des Vereinsladens von &bdquo;Joints Venture“ öffnet. Eine lange Schlange hatte sich schon 90 Minuten vorher in der Friedenstraße gebildet, eine Menschenschlange bestehend aus Vereinsmitgliedern, die erstmals auf legale Weise in Deutschland an ihr Cannabis kommen sollten. Zehn Leute dürfen durch die Tür treten, dann wird wieder zugemacht. Bis zu 25 Gramm &bdquo;Cookie Gelato“ dürfen ausgegeben werden Drinnen wird der Personalausweis auf den Tresen gelegt, nebst einem grünen Chip. In diesem sind Daten gespeichert, unter anderem Name, Vereinsmitgliedschaftsnachweis und natürlich die Menge Gras, die vorab geordert wurde. Die Chips wurden im Vorfeld nach Datenspeicherung an die Mitglieder verteilt. Die Ausgabe erfolgt dann in der Galerie des Vereinsladens in Päckchen von fünf oder nur einem Gramm Cannabis der Sorte &bdquo;Cookie Gelato“. Bis zu 25 Gramm dürfen die Konsumenten in neutralen, braunen Butterbrottüten aus dem Laden schleppen, mehr erlaubt der Gesetzgeber nicht. Mehrere Kilogramm hat der Verein &bdquo;erntefrisch“ aus der vereinseigenen, glasüberdachten Plantage aus dem nördlichen Kreis Gütersloh in die Bielefelder City verbracht. Die Deutsche Presseagentur (dpa) meldet, es seien 2,5 Kilogramm, aber: &bdquo;Genaue Gewichtsangaben dürfen wir nicht nennen, eine Vorgabe der Bezirksregierung“, sagt Sascha Fleischer, Medienbeauftragter des Vereins. Auch über den Preis des Stoffs darf er keine Angaben machen. Er soll zwischen 7,50 und neun Euro pro Gramm liegen, erfährt man bei den draußen in der Schlange Wartenden. &bdquo;Das richtet sich auch nach den aktuellen Energiepreisen“, so Fleischer, deshalb diese variabel erscheinende Marge. Sichtlich gut gelaunt verlassen die Vereinsmitglieder – es sind keine Kunden, es wird im Laden ja nichts verkauft – die &bdquo;Joints-Venture“-Dependance. Die nächsten zehn dürfen rein. Vom Sprecher bekommen sie noch ein paar Benimmregeln mit auf den Weg: &bdquo;Lasst die Tüte am besten, bis ihr zu Hause seid, verschlossen und kommt nicht auf die Idee, euch gleich hier einen Joint anzuzünden. Was ihr außerhalb des Radius von hundert Metern macht, ist mir dann scheißegal.“ &bdquo;Legal – illegal – scheißegal“ war im letzten halben Jahrhundert eine beliebte Latrinenparole, die heute, in Bezug auf Haschisch und Cannabis, keine Geltung mehr hat. Denn kiffen ist seit dem Frühjahr nicht mehr illegal, auch nicht der Anbau von bis zu drei Pflanzen für private Zwecke. Und wer keinen Bock auf Gartenbau hat, kann nun das fertige Endprodukt, in diesem Fall professionell gezüchtetes und getrocknetes Cannabis, mitnehmen und rauchen – oder Weihnachtsplätzchen damit backen. Die 30 Meter lange Schlange wird über Stunden nicht kleiner Mit den Leuten, die in der etwa 30 Meter langen Schlange, die in den nächsten Stunden zwar nicht wächst, aber auch nicht kleiner wird, ins Gespräch zu kommen, ist gar nicht so einfach. Man hält sich lieber bedeckt, gibt sich wortkarg und kamerascheu. Kein Wunder, kiffen hat sich im Bewusstsein fest in der Schmuddelecke etabliert. Dennoch geben ein paar Leute Einblicke in ihre Beweggründe, warum sie hier stehen, anonym versteht sich: &bdquo;Ich hol’ mir nur drei Gramm ab, um abends, nach einem Zigarettchen, besser in den Schlaf zu kommen“. Ein ADHS-Patient erklärt, dass er jeden Tag kiffe, um &bdquo;besser runterzukommen“, aber er brauche mal endlich einen Arzt, der ihm sage, wie viel er rauchen dürfe. Ein anderer erklärt: &bdquo;Natürlich kann ich mir auch auf der Straße was zum Kiffen besorgen, aber bei ,Joints Venture’ weiß ich, was ich kriege.“ Was er meint: Die Qualitätsstandards sind gesichert, da wird kein künstliches THC (also der berauschende Wirkstoff) auf die Blätter gesprüht. &bdquo;Dieser THC-Gehalt liegt beim ’Cookie Gelato’ bei 25 Prozent“, erklärt Sascha Fleischer, und weiter: &bdquo;Deshalb siehst Du hier in der Schlange auch keine Leute unter 21 Jahren. Denen dürfen wir nur neun-prozentiges Cannabis aushändigen und das ist noch nicht getrocknet“. Es ist immer gut, auf Snoop Dogg zu hören Fünf Leute vom Social Club sind an diesem denkwürdigen ersten Ausgabetag im Einsatz. Einer beantwortet Fragen, auch von Passanten, die die Schlange sehen, einer macht die Chipannahme und Kontrolle, einer füllt die bestellte Menge in die braunen Tüten und einer gibt den Stoff aus. Auch der &bdquo;Green Keeper“ des Vereins schaut kurz vorbei, hält er sich doch überwiegend in den geheimen Plantagen und angemieteten Gewächshäusern auf und überwacht dort eben auch diesen THC-Gehalt. Jemand aus der Schlange kalauert: &bdquo;In den USA hat Snoop Dogg mal im Fernsehen von einer bestimmten Sorte Gras gewarnt, die sei sogar ihm zu stark. Und wenn Snoop das sagt, dann sollte man es ihm glauben“. Lesen Sie auch: Erster Anbauzuchtverein in NRW erhält Genehmigung

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