Wie eine Bielefelderin und ihre Familie Spaniens Flutopfern Hoffnung gibt

Bielefeld. Es ist eine Katastrophe von fast biblischen Ausmaßen, in Teilen Ostspaniens sieht es zumindest aus wie in einem Kriegsgebiet. Und doch ist die Flutkatastrophe, die bislang 219 Todesopfer gefordert hat, nach einer Woche schon wieder von den vordersten Nachrichtenseiten verschwunden – und damit auch das Leid der Betroffenen, die zum Teil immer noch auf Hilfe warten. Dagegen hat die frühere Bielefelderin Dorothee Fischer, die seit 2008 in Valencia lebt, den Kampf aufgenommen. Zusammen mit ihrem Mann und ihren vier Töchtern zwischen acht und 15 Jahren fährt sie fast täglich mitten hinein in die Schneisen der Zerstörung. Private Hilfe, die ankommt und sich Tag für Tag auswächst. Lesen Sie auch: Nach Unwettern in Spanien Zahl der Toten jetzt bei 219 Die Fluten gingen über mehr als 65 Gemeinden hinweg, in 32 richteten sie schwere, in 14 Gemeinden sehr schwere Schäden an. Die Rettungskräfte suchen immer noch nach Vermissten. Vor allen in vollgelaufenen Tiefgaragen werden noch viele Opfer befürchtet. &bdquo;Autos waren die absolute Todesfalle“, sagt Dorothee Fischer. Leichen hat sie nicht sehen müssen, aber bei den Bildern von zerstörten Häusern, mit Schlamm und Trümmern verstopften Straßen und von aufgetürmten Autobergen &bdquo;kriege ich immer noch einen Schauer“, erzählt sie im Video-Gespräch. Dabei hat die 47-Jährige, die in Valencia-Stadt lebt, von dem Unglück in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober zunächst gar nichts mitbekommen. Freunde aus Berlin waren zu Besuch. &bdquo;Es war sehr stürmisch, hat aber nicht geregnet“, erinnert sich Fischer. Kein Bewusstsein einer größeren Gefahr, selbst dann noch nicht, als über das Handynetz ein schriller Warnton an alle geschickt worden war. &bdquo;Aber im Lauf des Abends wurden immer mehr Videos über WhatsApp geteilt. Wassermassen rauschten mit enormer Wucht durch die Region Valencia Valencia selbst sei weitgehend von der Flut verschont geblieben, sagt die selbstständige Kommunikationsexpertin, die nach eigenen Worten für viele große Organisationen arbeitet. Das sei die Folge einer Naturkatastrophe im Jahr 1957, bei der es ebenfalls viele Tote gegeben hatte. &bdquo;Danach ist der Fluss Túria vertieft worden, das hat jetzt die Stadt gerettet.“ Aber nicht die südlich davon gelegene Region, in der bis zu 491 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen sind. Die Wassermassen sind daraufhin mit der zerstörerischen Macht von bis zu 2.300 Litern pro Sekunde durch Flüsse, Kanäle, Schluchten und die Gemeinden gerauscht. .responsive23-PtQDJSC0yxpDFdZi-map-unwetter-in-spanien { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-PtQDJSC0yxpDFdZi-map-unwetter-in-spanien { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-PtQDJSC0yxpDFdZi-map-unwetter-in-spanien { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Das war ungleich schlimmer als im Ahrtal“, sagt Dorothee Fischer, deren Mutter und Schwester samt Familie in Stieghorst leben. Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 waren 135 Menschen umgekommen. Auch in Spanien werden der Regierung große Versäumnisse vorgeworfen. Vor allem die fehlende oder verspätete Hilfe. &bdquo;Wir leben doch in einer modernen Welt. Wie kann es sein, dass ganze Ortschaften ohne Hilfe bleiben“, empört sich Fischer. Daher haben ihr Mann Oliver Sharpe und sie beschlossen, wie so viele Freiwillige, private Hilfe zu organisieren. Gemeinsam haben sie vor fünf Jahren die Firma Legado Sharpe & Fischer gegründet. Während sich seine Frau um internationale Beziehung und nachhaltige Entwicklung kümmert, versorgt der gelernte Koch mit dem Catering-Zweig regelmäßig Filmcrews auch an abgelegensten Orten am Set. Im Video: Familie Sharpe-Fischer und ihr Foodtruck: Während andere Helfer mit Schrubber und Gummistiefeln losziehen, &bdquo;haben wir einen autarken großen Foodtruck, Generatoren, Wasserstationen und Zelte“, schildert Dorothee Fischer. Gold wert in einer Region ohne Stromversorgung und in der die Behörden überfordert sind. Im Konvoi mit einer lokalen Organisation, die Essen verteilt, sind sie losgefahren. &bdquo;Wir konnten einfach nicht zu Hause sitzen und so tun, als wäre nichts gewesen“, sagt die 47-Jährige, die ihr Abitur am Ceciliengymnasium abgelegt und später Anglizistik, Politik- und Kommunikationswissenschaften studiert hat und in die Welt hinausgezogen ist. &bdquo;Die Leute waren so dankbar, allein für eine heiße Tasse Kaffee“, schildert Dorothee Fischer. Von den erschöpften Menschen hätten sie aber auch viele &bdquo;Horrorstorys“ gehört. Beispielsweise von jenen, die im Schlamm nach der Flut neben den Leichen ihrer Liebsten geschlafen haben. Familie startet Crowdfunding-Kampagne und sammelt Spenden &bdquo;Nach den ersten Tagen war uns klar, dass es nicht reicht, nur mal ein Wochenende Kaffee zu kochen“, sagt Dorothee Fischer. Zudem seien sie von Freunden mit Anfragen überhäuft worden, wie man helfen kann. Daher hat Familie Sharpe-Fischer eine Crowdfunding-Kampagne mit dem Titel &bdquo;Food Truck of Hope for Valencia“ ins Leben gerufen, um mehr als die eigenen Mittel zu haben und um im größeren Stil helfen und Hoffnung spenden zu können. Am Montag hat die 47-Jährige den Aufruf auf der Plattform &bdquo;gofundme“ gestartet. Am Mittwochabend waren bereits 172 Spenden im Gesamtwert von mehr als 12.500 Euro zusammengekommen. Mit dem Geld sollen neben Getränken und warmen Mahlzeiten nun auch dringend benötigte Hygiene- und Kinderartikel, Lebensmittel und Tiernahrung sowie weitere notwendige Dinge gekauft und verteilt werden. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten, Partnern und Vereinen, erklärt Fischer. Nebenbei müssen sie und ihr Mann Oliver aber auch noch versuchen, ihrer Arbeit als selbstständige Unternehmer nachzugehen, denn außerhalb der Region Valencia geht das Leben normal weiter. So als hätte es Tief &bdquo;Dana“ und die Flut nie gegeben.

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