75.000 Euro im Kinderzimmer: Bielefelderin unter Geldwäsche-Verdacht

Bielefeld. Wie beweise ich, woher das Bargeld in meinem Schrank kommt? Oder andersherum, wie beweisen die Ermittlungsbehörden, dass 75.000 Euro in großen Scheinen Erträge eines groß angelegten Marihuana-Handels des Sohnes sind? Diese beiden Fragen versucht derzeit das Amtsgericht in Bielefeld zu klären. Denn dort ist die Mutter des rechtskräftig verurteilten Drogenhändlers nun wegen Geldwäsche angeklagt. Der Sohn der 56-jährigen Bielefelderin wurde nach einer Großrazzia der Drogenermittler im März 2019 schließlich für den gewerbsmäßigen Handel mit Drogen erst zu acht Jahren Haft und im Revisionsverfahren nur noch zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er hatte dabei umfassend ausgepackt und den Handel mit 208 Kilo Marihuana im Wert von gut 800.000 Euro eingeräumt. Der Bruder trat damals als Kronzeuge gegen einen kriminellen türkisch-jesidischen Clan in Bielefeld auf. 75.000 Euro in 500er-Scheinen im Kinderzimmerschrank Bei der Razzia nahm sich die Polizei damals auch die elterliche Wohnung vor, die der Sohn oft nutzte und in einem separat gemieteten Kellerraum auch reichlich Drogen lagerte. Ausgerechnet im Kinderzimmer fanden die Ermittler in zwei Umschlägen 75.000 Euro in 500-Euro-Noten – einmal 11.000 und einmal 64.000 Euro. Mutmaßlich Drogengeld, folgerten die Ermittler und stellten das Bargeld sicher. Lesen Sie dazu: Bielefelds gefährlichster Familien-Clan: Das sind die Urteile im Drogen-Prozess Gegen diese Entscheidung ging die Familie vor und berichtete, dass es sich um die Ersparnisse der Mutter (26.000 Euro) sowie Geldgeschenke zur Hochzeit eines weiteren Bruders (20.000) sowie Einnahmen aus Handelsgeschäften eines dritten Bruders (29.000) handele. Das Landgericht hatte sich dieser Angaben im Revisionsprozess 2021 angenommen und konnte etwa durch Vorspielen des Hochzeitsvideos, bei dem von einem Moderator die Höhe der Geldgeschenke übers Mikrofon laut mitgeteilt wurden, teilweise nachvollziehen. Die Kammer entschied daraufhin, dass die Staatskasse 75.000 Euro an die Mutter zurückzuzahlen habe, da die Beschlagnahmung ungerechtfertigt gewesen sei. Staatsanwaltschaft zahlt Geld nicht zurück und beschlagnahmt es Offenbar hatte diese überraschende Entscheidung den Ehrgeiz der Staatsanwaltschaft ausgelöst. Die beschlagnahmte das Geld kurzerhand gleich wieder und warf der nun offiziellen Besitzerin des Geldes – der 56-jährigen Mutter – Geldwäsche vor. Schon der Bräutigam war wegen des gleichen Vorwurfs verurteilt worden, weil er Drogengeld des Bruders auf seinen Konten verteilt und so gewaschen habe. Dies ließ sich nachvollziehen und führte zu einer Verurteilung samt Beschlagnahme von 177.000 Euro. Ungleich schwerer ist nun der Nachweis für die Anklagebehörde beim Bargeld der Mutter. Zwar ist unzweifelhaft, dass das Geld nicht komplett dem Bräutigam gehören kann. Das hatte er 2019 bei der Hausdurchsuchung noch behauptet. Damals stimmten Stückelung der Geldscheine und seine Angaben zur Menge auch nicht mit dem Fund überein. Aber weitere Beweise für die Herkunft des Geldes konnten weder die damaligen Ermittler liefern, noch fanden sich in der Verhandlung eindeutige Beweise. Polizei: Sozialleistungen reichen nicht für große Sparsummen Allerdings zweifelte der damalige Finanzermittler der Kripo, der die Konten der Eltern überprüft hatte, an, dass die Familie überhaupt so viel Geld hätte ansparen können. Das Ehepaar, das mit einer behinderten Tochter in einem Haushalt lebt, erhält seit Jahren Sozialleistungen sowie Unterstützungs- und Pflegeleistungen für die Tochter. Auch wenn die Ersparnisse nicht gänzlich 75.000 Euro betrugen, sondern möglicherweise nur 20.000 Euro, wie es in der schriftlichen Einlassung der Angeklagten hieß, glaubte er angesichts der Kontobewegungen nicht an eine besondere Sparsamkeit der Eheleute. Der Verteidiger der Mutter, Rechtsanwalt Georg Schulze, beantragte auch für diesen Prozess das Abspielen des Hochzeitsvideos. Die Verhandlung wird dann mit einer Videoleinwand fortgesetzt.

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