Neuer Hotspot in Bielefeld: Mauersegler brütet wieder in der Stadt

Bielefeld. Einer der kuriosesten Vögel weltweit brütet in Theesen. Der Mauersegler ist kein seltener Vogel, aber einer, der aufhorchen lässt. Einerseits, weil sein &bdquo;Sri sri“ oft laut vom Himmel zu hören ist, andererseits weil die meisten Tiere zehn Monate lang nur in der Luft sind. Kurios aus Menschensicht: Die Männchen rufen hell und schrill – die Weibchen tief und dunkel. 40 Gramm wiegt jedes Tier, sie lieben sich im Flug. Lediglich für die Brut landen sie und bleiben mal am Boden, besser in der Bruthöhle. So wie zwei Paare bei Holger Bekel-Kastrup in Theesen. Der hat ordentlich Aufwand betrieben, um die Tiere vom Himmel zu locken. Ein neuer Anbau war es, der dem Biologen der Uni Bielefeld die Chance bot, was für Mauersegler zu tun: Er schnitzte Dämmplatten zurecht, sodass sie hinter der Eichenholzfassade ihren Platz finden konnten – sieben in einer Reihe. Jeder bekam sein Einflugloch zur Nistnische, &bdquo;ein Grünspecht half uns noch dabei, den Einflug zu verzieren“, sagt er schmunzelnd. Besondere Brutkästen am Haus Doch nicht der Specht brütet jetzt, sondern, nach zwei Jahren Wartezeit, tatsächlich die ersten Mauersegler. &bdquo;2023 waren schon Tiere interessiert“, so der Ornithologe, aber erst jetzt offenbar überzeugt. Mit Mauerseglern kennt sich Bekel-Kastrup aus, vorne am Haus brüten die Wahnsinnsflieger bei ihm schon im siebten Jahr. Sein Nachbar zog mit, hängte Nistkästen des NABU auf, es könnte bald auf ein Dutzend Brutpaare hinauslaufen. Bekel-Kastrup: &bdquo;Man merkt bereits, was hier so los ist – fast schon so wie in einer Mauerseglerhochburg.“ Die nächste sei in Babenhausen zu finden. Lesen Sie auch: Besondere Beobachtung: Bielefelder fotografiert extrem seltenen Singvogel am Obersee Mauersegler fliegen mehr als 800 Kilometer am Tag Die Vögel, die im Schnitt 570, aber auch bis zu 830 Kilometer an einem Tag fliegen können, würden mit Klangattrappen auf geeignete Brutkästen aufmerksam gemacht. Morgens und abends spielt er eine halbe bis eine Stunde lang die Rufe aus dem Internet über kleine Boxen ab, das lockt die Flieger an. Nervt das nicht? &bdquo;Nein, meine Nachbarn haben dazu noch nichts Negatives gesagt.“ So können die Mauersegler aus der Höhe, wo sie jagen, leichter geeignete Nistplätze finden. Und endlich mal landen. Vorher schon melden sich die Vögel mit lauten Rufen im Mai an – &bdquo;ein Zeichen für den nahenden Sommer“, so der Experte. Extrem pünktlich sollen Mauersegler sein, meist kommen sie in einem Zeitfenster von zwei, drei Tagen aus Afrika zurück. Bekel-Kastrup: &bdquo;Leider fliegen sie dann aber auch schon Ende Juli wieder Richtung Afrika und landen dann erst im kommenden Jahr im Mai erneut bei uns.“ Gute Gründe, den Vögeln Nisthilfen anzubieten Wer sich nun fragt, warum er sich in seinem Garten um Mauersegler bemühen sollte, dem gibt Bekel-Kastrup gute Argumente an die Hand: &bdquo;Sie jagen ausschließlich Luftplankton und so kommt pro Futterkugel, die die Altvögel an die Jungen verfüttern, eine gewaltige Menge zusammen – das können mehrere Hundert Kleininsekten pro Portion sein, darunter auch die von Gartenfreunden wenig geschätzten Blattläuse.“ Eine Futterkugel voller zerquetschter Insekten ist erbsengroß und erfreut die Nachwuchs-Flieger naturgemäß sehr. Ihren Kot bringen die Eltern dann auch wieder weg – schön weit weg vom Nest. Kurz: perfekte Rundumversorgung. Die braucht der Nachwuchs vielleicht ja auch, denn auf ihn kommen im Schnitt sieben Lebensjahre zu, in denen fast alles im Flug geschieht. So schlafen die Tiere auch in der Luft, in großen Höhen fliegend. Dann, so vermuten es Wissenschaftler, schalten Mauersegler eine Gehirnhälfte aus, die andere übernimmt die Koordination. Halbseitige Erholung sozusagen. Besonders aktiv ist der NABU beim Mauerseglerschutz, Vorstand Jürgen Albrecht und Dirk Wegener treiben den Aufbau von Mauerseglerbrutkästen seit Jahren in der Stadt voran und informieren dazu auf der NABU-Webseite.

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