„Seit Monaten keine Bauarbeiter“: Frust um abgebranntes Hotel in Bielefeld

Bielefeld. Flucht in die Ferien: Familie Kozan vom Luttergrill packte schon Ende Juni die Koffer und hofft nach der Rückkehr auf einen Beginn der Bauarbeiten auf dem Dach des Hotels Golden Tulip. Mit dem Wunsch sind sie nicht allein, denn alle Gastronomen im Tiefparterre des im Karree gebauten Komplexes sind davon betroffen. Zwei Jahre nach dem verheerenden Feuer in der Altstadt, bei dem der komplette Dachstuhl samt Dachgeschoss abbrannte und das Löschwasser die darunter liegenden Stockwerke flutete, befindet sich die Immobilie weiterhin im Baustellmodus. Seitdem umringt ein massives Baugerüst den gelben Klinkerkomplex, zusätzlich umzingelt von einem Bauzaun und Warnbaken, damit alle Passanten auf dem Bürgersteig genug Abstand halten zu den Stangen und Gittern. Diese Knastatmosphäre sei das größte Problem, sagt Heike Miculins vom indischen Traditionslokal &bdquo;Kohinoor“: Von draußen nehmen uns die Menschen kaum war, weil sie auf den ersten Blick nur eine gewaltige Baustelle sehen und erst auf den zweiten vielleicht auch ein Restaurant. Dessen Lichter machen im Sommer bei der abendlichen Helligkeit nur wenig Eindruck, und das große Werbe-Plakat über dem gut versteckten Eingang konkurriert um Aufmerksamkeit mit Bannern der von der Baustelle verbannten Fachfirmen: Niemand könne sich erinnern, dort in den vergangenen Monaten einen Bauarbeiter gesehen zu haben – komplette Stagnation. Zum Finale schwache Noten auf größtem Reiseportal Dieses Frühjahr keimte kurz Hoffnung auf, als Désirée Lukowski vom Cityteam der Wege vom Bauantrag berichtete, den das Bauamt im Winter empfangen hatte und von der erteilten Baugenehmigung. Dabei sollte eben nicht nur das Dach repariert werden. Wie umfangreich die Sanierung werden könnte, wissen indes nur das Architekturbüro sowie die Sanierungsspezialisten, deren Banner gut sichtbar am Baugerüst hängen. Die einen wollen nichts sagen, die anderen haben Urlaub. Eigentlich die Saison für Hotels: Da die Bielefelder Dependance auf der Seite der Golden Tulips Hotels bereits verschwunden ist, bleibt nur das Archiv vom Portal Tripadvisor als Quelle. Vor der zweijährigen Pause genoss das Haus im Hotel-Ranking für Bielefeld immerhin den sechsten Platz und bleibt mit seinen 575 Bewertungen einsame Spitze – wobei es in den letzten Monaten des Hauses überwiegend bescheidene Ein-Punkt oder Zwei-Punkt-Noten gab. Tenor der Gäste: &bdquo;In die Jahre gekommen“. 124 Zimmer zählte das Haus zu seiner besten Zeit, wobei die obersten beiden Etagen am Tag des Brandes gar nicht mehr in Gebrauch waren. Die Tulip-Kette gehört zu dem französischen Konzern Louvre-Hotels und der ist wiederum Teil des staatlichen chinesischen Betten-Imperiums namens &bdquo;Jin Jiang Hotels“ mit Sitz in Shanghai. In der Heimat des Konzerns gehört die Marke &bdquo;Golden Tulip“ zum hochpreisigen Segment, untergebracht in gläsernen Hochhäusern. Chinesischer Hotelkonzern mit 115 Millionen Zimmern 2015 kaufte der chinesische Staatskonzern die französische Louvre-Gruppe, die ein Jahr später nach Bielefeld expandierte und in die Immobilie am Bunnemannplatz zog, wo zuvor das Hotel Mercure residiert hatte. Die Konzern-Mutter begrüßt die Besucher auf ihrer Homepage mit folgender Erfolgsbilanz: über 12.000 Hotels in 120 Ländern mit insgesamt 115 Millionen Zimmer. Da kann es schon einmal passieren, dass eine Mail aus Bielefeld in den Postfächern in Shanghai oder Nanterre übersehen wird, die nach der Zukunft eines Golden Tulip Hotels in Bielefeld fragt. Doch die Mails werden weiter sprudeln wie das Wasser am Merkurbrunnen, bis die Gastronomen eine verlässliche Antwort erhalten.

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