Todkranker Bielefelder schenkt 150 Kindern „einen glücklichen Tag“ über den Wolken

Bielefeld. Es ist ein Bild, das rührt: Gerd Hirschberg, schwer vom Krebs gezeichnet und nur auf eigene Verantwortung für diesen Tag aus der Klinik entlassen, erfreut sich an 150 Kindern, denen er heute – vermutlich zum letzten Mal – den Kinderflugtag schenkt. Zum 21. Mal. Einen Tag, an dem Kinder mit Handicap, mit Fluchterfahrung, aus sozialen Einrichtungen und auch Kitas, einmal in die Luft gehen dürfen. 18 Piloten machen mit, jeweils zu zweit fliegen sie mit jeweils zwei Kindern immer eine Viertelstunde über OWL. Lesen Sie auch: Gute Nachrichten aus OWL Hirschberg hat eine klare Haltung zu sich und seiner Krankheit: &bdquo;Die Kinder gehen vor.“ Er sei austherapiert, betont er. Unwahrscheinlich, dass er den Kinderflugtag noch ein 22. Mal organisieren und auch erleben werde. &bdquo;Wenn doch, wenn Gott das also will, dann gerne“, sagt der Mann, der sein Alter nicht nennen mag, weil der Krebs ihn gelehrt hat, nur noch nach vorne zu schauen. Hirschberg schaut (fast) nur nach vorne Und so schaut er nach vorne, spricht ungern übers Gestern, also seine europaweite Arbeit für eine Firma, seine Zeit bei der Luftwaffe. Warum er aber vor 21 Jahren den Kinderflugtag ins Leben rief und seither fast 3.000 Kindern ein besonderes Erlebnis schenken konnte, das erzählt er gerne. &bdquo;Ich habe viel Leid gesehen, in Europa, auch in Deutschland.“ Knackpunkt war dann eher eine vermeintliche Kleinigkeit, die aber Gewicht hatte. Sein Enkel, der ein leichtes Handicap hat, war mit Opa auf einer Firmenfeier, glaubte, dass andere über ihn und seine kleine Behinderung sprechen würden – &bdquo;und wir mussten nach sechs Minuten wieder gehen“, sagt Hirschberg. Er ahnte, wie schmerzhaft das für den Enkel war. Das ist die Motivation von Gerd Hirschberg Er wollte für Kinder, die leiden, etwas tun. Als Pilot und Luftsportler lag das Fliegen nahe: Seither lädt er Kinder aus Bethels Kinderhospiz und der Kinderonkologie ein, von der Albatrosförderschule, aus heilpädagogischen Kindereinrichtungen sowie geflüchtete Kinder. Auch Spenden sammelt das Kinderflugtag-Team; gefördert wird davon vieles, so ein afrikanisches Waisenhaus und eine Kinderklinik auf Sylt. Eine Vielzahl an Unterstützern hilft sowohl am Flugtag als auch bei der Finanzierung – auch die Piloten, die quasi gratis fliegen. Glücklich schätzt sich Hirschberg, dem die Krankheit und die Therapien anzusehen sind, dass mit seinem zu erwartenden Tod nicht auch die Kinderflugtage enden. Er konnte im Luftsportverein Bielefeld-Gütersloh Menschen finden, die im Team weitermachen. Lesen Sie auch: Ein OWL-Kreis ist der Spitzenreiter bei ehrenamtlichem Engagement Maßgeblich Daniela Albrink und Klaus Danwerth werden auch 2025 wieder Kindern den besonderen Blick aus einem einmotorigen Propellerflugzeug herunter auf ihre Heimat schenken. Kindern wie Uljana und Anastasia. Beide acht Jahre alt, beide aus der Ukraine geflüchtet – Uljana vor sieben Monaten, Anastasia vor zwei Jahren. Zwei ukrainische Mädchen dürfen abheben Nun sind beide Mädchen befreundet und aufgeregt. Mit bis zu 200 Kilometern pro Stunde durch die Luft, wow. Uljana: &bdquo;Es ist mein erster Flug, und mir ist der Blick von oben viel wichtiger als die Geschwindigkeit.“ Anastasia: &bdquo;Ich bin schon einmal in einem großen Flugzeug geflogen, jetzt aber bin ich gespannt, ob ich unsere neue Heimat Verl von oben sehen kann.“ Das würden beide superspannend finden. Superspannend findet auch Aires das Fliegen, für ihn steht sein dritter Flug an. Für den 16-Jährigen ist Fliegen &bdquo;ein echt großer Spaß“. Und so ist seine Mama, Tina Hüttenhoff-Cöhsmeyer, einfach nur dankbar, dass es für ihren Sohn diesen besonderen Tag gibt – &bdquo;toll, dass die das hier organisieren für all die Kinder“. Worte, die Organisator Hirschberg freuen werden, so wie auch die Briefe, die er oft nach der Aktion von dankbaren Eltern erhält. &bdquo;Viele schreiben, dass ihre Kinder noch Tage danach von ihrem Flug träumen“, sagt er, und das rührt ihn, das ist ihm anzusehen.

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