Verlag aus Bielefeld gibt nach 40 Jahren auf und feiert Abschied mit Flohmarkt

Bielefeld. 40 Jahre lang hat sich der kleine Bielefelder Verlag, der sich vor allem der Spiritualität und Esoterik gewidmet hat, auf dem hart umkämpften Buchmarkt gehalten. Ernstzunehmende Übergriffe größerer Verlage habe es nie gegeben. &bdquo;Wir sind immer eigenständig geblieben“, sagt Joachim Kamphausen, Chef der gleichnamigen Mediengruppe. &bdquo;Das werte ich als ein Zeichen unseres Erfolgs.“ Trotzdem ist jetzt Schluss. Am Samstag setzte das kleine Verlagshaus im Bielefelder Westen mit einem &bdquo;Brocante-Flohmarkt“ einen Schlusspunkt. Während die mehr als 700 Bücher aus dem Programm der verschiedenen Verlagshäuser der Mediengruppe weiterhin erhältlich sind (bei Silberschnur und Random House), ist der Verlagssitz an der Ecke Stapenhorststraße / Goldbach nun Geschichte. Bielefelder Verlag kündigt 25 Mitarbeitern Anfang April seien die letzten der 25 Mitarbeiter entlassen worden. Die Rendite sei in den vergangenen Jahren spürbar zurückgegangen. Vor gut zehn Jahren lag der Umsatz der Kamphausen Media noch bei 4 bis 4,5 Millionen Euro, zuletzt sei trotz 3 bis 4 Millionen Umsatz die Rendite von 10 Prozent auf nur noch ein Prozent geschrumpft, sagt der 74-jährige Mitbegründer. Bei der &bdquo;Haushaltsauflösung“ seines Verlagshaus wurden natürlich viele Erinnerungen an die vergangenen 200 bis 300 Projekte wieder ganz haptisch erlebbar: &bdquo;Es ist natürlich schmerzlich, nach 40 Jahren mit großem Engagement nun aufzuhören“, sagt der Bielefelder Verleger. &bdquo;Aber was bei uns hängenbleibt, sind die Begegnungen mit den zahlreichen interessanten und sehr unterschiedlichen Autoren und Persönlichkeiten.“ Drei Bielefelder Freunde gingen mit Fußreflexzonen-Karten auf den Markt Bestseller des Verlages ist Eckart Tolle mit seinem bekanntesten Buch &bdquo;Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“. &bdquo;Für ihn haben wir viele Lesetouren in ganz Deutschland organisiert“, erinnert sich Kamphausen. &bdquo;Ich habe ihn dann selbst oft gefahren. Viele sehr wichtige Erkenntnisse sind mir davon geblieben.“ Wenn alles gelungen sei, gerate der Stress der Tourorganisation dann meist in Vergessenheit. &bdquo;Was bleibt, ist die Begeisterung der Leser, die sich bis heute bei uns melden und sich bedanken.“ Aktuell sind es natürlich auch viele, die das Ende bedauern. Angefangen hatte alles mit drei Freunden: Uta Bodewig, Harald Gries und Joachim Kamphausen hatten 1983 in Bielefeld den &bdquo;Context Publications“-Verlag gegründet. Ihr erstes Produkt war eine scheckkartengroße Karte für Fußreflexzonenmassage: &bdquo;Davon haben wir zwei Millionen verkauft. Obwohl es ganz am Anfang überhaupt kein Erfolg war“, erinnert sich der scheidende Verleger. Die begeisterte Weltreisende Uta Bodewig hatte sich dann in den Kopf gesetzt, auch in Buchverlagswesen einzusteigen und besuchte den US-amerikanischen Psychiater Ron Smothermon (&bdquo;Drehbuch für Meisterschaft im Leben“): &bdquo;Sein Buch müssen wir einfach in Deutschland rausbringen“, hatte sie gesagt. Erster Start ins Verlagswesen mit einer kleinen Lüge Doch der Autor winkte zunächst ab: &bdquo;Ich habe es bereits einem anderen deutschen Verlag versprochen.“ Bodewig war schon wieder aus dem Haus, als er fragte: &bdquo;Wie heißt denn Dein Verlag?“ Als er mitbekam, dass ihr Verlag Context Publications hieß, so wie der Verlag Smothermons in den USA, kamen sie ins Geschäft. Er dachte möglicherweise an einen schicksalhaften Zufall: &bdquo;Dass wir bis dahin noch kein einziges Buch verlegt hatten und dass der Name einfach nur nach ihm benannt war, hatte sie lieber nicht erzählt“, sagt Kamphausen, der den Verlag später ohne die beiden Mitbegründer weiterleitete. Aufgrund einer Namensstreitigkeit musste er den Verlag 1996 umbenennen. Aus Context wurde Kamphausen. Grafik-Designer Wilfried Klei zieht auch aus, macht aber weiter Mit dem Verlagshaus verlässt übrigens auch der freiberufliche Grafikdesigner Wilfried Klei das schön mintgrüne Haus im Bielefelder Westen. Klei hatte den Verlag von Anfang an begleitet und auf diese Weise zahlreiche Buchillustrationen gefertigt. &bdquo;Ich mache aber weiter“, betont Klei. &bdquo;Ich verkleinere mich nur ein wenig.“ Erreichbar bleibt sein Unternehmen KleiDesign unter info@klei-design.de. Wer den Abschiedsflohmarkt verpasst hat, aber trotzdem noch Interesse an Bürointerieur, Regalen, modernen Schreibtischen und -stühlen, einem Werbebanner mit Anselm Grün oder vielen spirituellen Büchern und Erinnerungen an 40 Jahre Verlagsgeschichte hat, kann sich weiterhin an Joachim Kamphausen wenden unter j.kamphausen@kamphausen.media. Das neue Ziel: acht neue Wohnungen im Bielefelder Westen Das nun geräumte Verlagshaus gehört übrigens der Familie: &bdquo;Wir wollen es umbauen und dort vier Wohnungen einrichten“, sagt der Rentner in spe. Auf dem Parkplatz des Verlages am Goldbach soll ein Neubau mit vier weiteren Wohnungen entstehen. &bdquo;Es ist schön, dass der Stress des Verlagsalltags nun wegfällt. Aber mit unseren Bauplänen, wird uns sicherlich nicht langweilig.“

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