Nach verzweifelter Suche: Endlich Hilfe für Bielefelder Familie mit autistischem Sohn

Bielefeld. Schwerstbehindert, aggressiv und von der Schule ausgeschlossen: Was Javid Sarvari mit seinem autistischen Sohn (heute 16) in den vergangenen Jahren durchlebt hat, ist kaum vorstellbar. Rund um die Uhr war der Vater zuhause, &bdquo;damit bloß nichts Schreckliches passiert“. Nach dem NW-Bericht über die Familie hat Sepher nach jahrelanger, verzweifelter, erfolgloser Suche endlich einen stationären Therapieplatz bekommen - eine enorme Erleichterung. Er sei so glücklich, jetzt endlich arbeiten zu können, sagt sein Papa. Und das in einem Bereich, in dem händeringend Personal gesucht wird: als Busfahrer beim Bielefelder Verkehrsunternehmen Mobiel. Busfahrer: Das sei als kleiner Junge sein Traumberuf gewesen, sagt der 47-Jährige, der aus Afghanistan stammt, dort als Schneider gearbeitet hat und 2015 mit seiner Familie nach Deutschland geflohen ist. Mit einem verzweifelten Hilferuf hatte sich die Familie vor gut zweieinhalb Jahren an die NW gewandt, weil sich die ohnehin schon dramatische Situation noch einmal zugespitzt hatte: Sepher war seit Monaten vom Unterricht an der Albatrosschule ausgeschlossen - und nur zuhause. Der damals 14-Jährige, der nicht sprechen kann und nur unverständliche Laute von sich gibt, verletzte sich und seine Eltern, machte seiner kleinen Schwester (heute 3) wirklich Angst, riss Gardinen runter, Fußleisten raus, Wäscheständer um - und hatte nichts, womit er sich beschäftigen konnte. Geschweige denn etwas, das ihn irgendwie förderte. Einzig mit Schokolade oder dem Handy ließ er sich kurzzeitig etwas ablenken. Einen geeignten Betreuungsplatz für ihn zu finden schien unmöglich. Bielefelder Verkehrsunternehmen Mobiel sucht seit Jahren Personal &bdquo;Dann aber hat es nach dem NW-Bericht doch geklappt“, berichtet Sarvari. Sepher lebt jetzt seit September 2022 in einer Einrichtung der Wuppertaler Kinder- und Jugendhilfe &bdquo;Buntes Leben“ in Wetter am Rhein, habe einen sehr guten Therapeuten und werde individuell betreut und gefördert. &bdquo;Wir besuchen in dort einmal im Monat“, berichtet Sarvari. Trotz aller Herausforderungen sei es traurig, von seinem Kind getrennt zu sein. &bdquo;Aber wir wissen, dass es so das Beste für alle ist.“ Das Leben der Familie, die in Stieghorst wohnt, habe sich positiv verändert. Endlich wieder arbeiten gehen zu können, wünschte sich Sarvari. IT, Rettungsdienst, Busfahrer? Qualifizierungsmaßnahmen in den drei Bereichen habe er von der Arbeitsagentur angeboten bekommen. Und sich für seinen Jugendtraum entschieden. Nach neun Monaten habe er dann den Job bei Mobiel bekommen, kurz vor Weihnachten den unbefristeten Vertrag unterschrieben. Das Bielefelder Verkehrsunternehmen sucht seit Jahren Personal, musste bereits wegen fehlender Fahrer mehrfach den Fahrplan kürzen. &bdquo;Wir freuen uns über jede Unterstützung“, sagt Mobiel-Sprecherin Yvonne Liebold. Vor allem, wenn Menschen so viel Freude an ihrem Beruf haben wie Javid Sarvari. &bdquo;Wir suchen aktuell Menschen mit Busführerschein, bilden aber auch Busfahrerinnen und Busfahrer aus“, berichtet Liebold. Lange Zeit kaum soziale Kontakte Die Arbeit und der Kontakt mit Fahrgästen und Kollegen mache ihm sehr viel Spaß. &bdquo;Wir hatten lange Zeit kaum Kontakte“, sagt Sarvari. Bei der Arbeit lernt er auch immer noch neue Worte hinzu. Oft starteten seine Touren vom Betriebshof in Sieker aus. &bdquo;Da bin ich in zehn Minute zu Fuß“, berichtet Sarvari. So könne er zwischendurch nach Hause gehen, wenn er eine sogenannte geteilte Schicht habe, einmal von morgens um fünf bis um neun, dann nochmal vier Stunden am Nachmittag. Am liebsten arbeite er aber in der Frühschicht. Dann habe er anschließend Zeit, etwas mit seiner Tochter zu unternehmen. Auch seine Frau (39) kann jetzt endlich wieder raus, mache jetzt das B2-Sprachzertifikat und ihren Führerschein - und habe gerade schon die theoretische Prüfung bestanden. Ihr Ziel ist aber nicht, ebenfalls als Busfahrerin zu arbeiten. Sondern als Kinderpflegerin. Auch ein Bereich, in dem viel Bedarf ist.

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