Diese Bielefelder Familie ist wirklich einmalig

Bielefeld. &bdquo;Acht Getränkekisten kriegen wir hier rein“, ruft Oliver Helmentag, während er das leuchtend blaue Lastenrad aus dem Schuppen holt. Das Rad ist sicher mehr als zwanzig Jahre alt, seit sieben Jahren gehört es der Familie und ist nur einer von vielen Bestandteilen des möglichst nachhaltigen Alltags. &bdquo;Angefangen hat alles vor einigen Jahren damit, dass mich das Auto genervt hat, weil es so viel Sprit verbraucht. Und dann habe ich mal all unsere Verbräuche aufgeschrieben, um über die Zeit zu vergleichen“, sagt der Familienvater. &bdquo;Ich habe mich am Anfang nur über seine Listen lustig gemacht“, ergänzt seine Frau Theresia und lacht. &bdquo;Aber als ich gesehen habe, dass sich die Verbräuche so sehr einsparen lassen, war ich auch immer begeisterter dabei.“ Gemeinsam mit ihren Kindern im Alter von vier bis achtzehn Jahren leben die Helmentags in einem Haus in Ummeln. So nachhaltig wie möglich. Sie tun bereits viel. Fahren wenig und nur bewusst Auto, heizen sparsam, ernähren sich vegetarisch, nutzen ein Balkonkraftwerk, um einen Teil ihres Strombedarfs zu decken und kaufen Kleidung aus zweiter Hand. Das Projekt &bdquo;Klimaschutz - einfach machen“ der Stadt, bei dem Familien ihren Alltag fünf Monate lang im Sinne der Nachhaltigkeit gestalten sollten, bot den Helmentags Gelegenheit, den eigenen Status zu reflektieren. Auch nach vielen Jahren gibt es Lerneffekte &bdquo;Ich habe die Ausschreibung des Projekts auf Instagram oder Facebook gesehen und mich dann gemeldet“, sagt Theresia Helmentag. &bdquo;Wir wollten einfach wissen, wo wir stehen, was wir gut machen und was wir vielleicht noch besser machen könnten.“ Gemeinsam mit elf weiteren Familien haben sich die Helmentags dann dem Projekt angeschlossen, das Austausch, einen regelmäßigen Stammtisch und verschiedene Angebote für die Familien ermöglicht hat. Gab es überhaupt noch Lerneffekte für die routinierten Helmentags? &bdquo;Es war die Bestätigung, dass wir viele Dinge richtig machen“, sagt Theresia Helmentag. Aber es habe auch Aha-Momente gegeben. &bdquo;Wir hatten zum Beispiel eine Beratung für unseren Garten. Danach haben wir uns endlich dazu entschieden, die Kirschlorbeer-Hecke zu entfernen“, sagt die 40-Jährige. Kirschlorbeer verdränge hiesige Pflanzen und Tiere, da er eigentlich in Südosteuropa und Asien heimisch sei. Die Familien, die sich am Projekt beteiligt haben, brachten ganz unterschiedliche Hintergründe mit. Einige haben das Projekt zum Anlass genommen, um aktiv Dinge zu ändern. Andere, wie auch die Helmentags, haben teilgenommen, um noch weitere Optimierungen zu erkennen und einen eigenen Stand zu erfragen. &bdquo;Diese Vielfalt war total interessant“, sagt Theresia Helmentag. &bdquo;Eine Familie hat sich sogar dazu entschieden, eins ihrer Autos abzugeben.“ &bdquo;Die Kinder machen super mit“ Der Nachwuchs der Helmentags ist mit dem Nachhaltigkeitsgedanken aufgewachsen. &bdquo;Mir macht es zum Beispiel total viel Spaß, second hand meine Kleidung zu kaufen“, sagt Tochter Marie. Auf diese Weise habe sie sogar ihr Kleid für den diesjährigen Abiball gefunden. &bdquo;Ich habe es zufällig gesehen und fand es so schön, dass ich es unbedingt anprobieren musste“, sagt sie. Gekauft habe sie es schließlich auch - für sechs Euro. &bdquo;Das ist genau das, was ich meinen Kindern und auch anderen Menschen mit auf den Weg geben will. Der erste Schritt ist meist schwer und einen Masterplan gibt es nicht. Aber kleine Dinge im Alltag zu verändern ist dann doch leichter als gedacht - und kann sogar richtig Spaß machen“, sagt Theresia Helmentag. Auch begeistert sie die Möglichkeit, an einem städtischen Projekt teilzunehmen, das den Nachhaltigkeitsgedanken stärkt. &bdquo;Bielefeld macht schon viel möglich.“ Helmentag würde sich jedoch wünschen, dass solche Projekte noch aktiver ausgeschrieben werden und dann auch mehr Leute erreichen. &bdquo;So sehen es die, die es sowieso interessiert, und beim Rest geht es unter.“ Auch in der Zukunft haben die Helmentags noch einiges vor. &bdquo;Besonders die energetische Sanierung des Hauses müssen wir noch in Angriff nehmen“, sagt Oliver Helmentag. Das Gebäude sei alt, dadurch gehe viel Energie verloren. &bdquo;Wir müssen die Außenwände unbedingt besser dämmen, außerdem müssen die Fenster erneuert werden. Da sind wir aber schon bei“, sagt Helmentag.

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