Besondere Küche: Bielefelder Restaurant ist eines der letzten seiner Art

Hillegossen. Es ist schon mehr als ein Jahrhundert her, dass das Gasthaus Mühlenweg seine Schanklizenz erhalten hat. 1896 öffnete Lokal unweit des damals noch als Hauptverkehrsader nach Bielefeld dienenden Lipper Hellwegs seine Pforten. Und schon kurz nach der Jahrhundertwende war das Lokal nicht nur für ein gepflegt gezapftes Bier bekannt, für das die Handwerker mitunter schon zur Mittagszeit in Dreierreihen Schlange standen. Auch die traditionell deftige, gutbürgerliche Küche sorgt seit dem dafür, dass das Lokal an der Oelker Straße bis heute einen guten Ruf und eine treue Stammkundschaft hat. Nach dem Aus mehrerer Gasthäuser: Mühlenweg ist eines der letzten seiner Art Dazu wird zumindest in jüngerer Vergangenheit auch beigetragen haben, dass Gaststätten wie Mühlenweg inzwischen eine Seltenheit geworden sind. &bdquo;Wir sind eine Spezialität im eigenen Land geworden“, sagt Gastwirt Karsten Petersen, der das Lokal in vierter Generation führt. Vergleichbare Häuser wie Frormann und der Schinkenkrug in Ubbedissen oder Siekmann in Hillegossen haben schon seit Jahren geschlossen. Die Gasthäuser im Bielefelder Osten, die sich mit Hausmannskost, einem Saal und einer Kegelbahn gegen den Zeitgeist zu stemmen scheinen, kann man inzwischen spielend an einer Hand abzählen. Petersen ficht das gar nicht an, dass er bewusst bei seinen Wurzeln geblieben ist. Im Gegenteil: &bdquo;Viele junge Leute haben von immer wieder Pizza oder Döner den Kanal voll, die sind froh, wenn es mal Hausmannskost gibt.“ Und wenn die dann noch abwechslungsreich und erschwinglich ist – umso besser. Wie vielfältig auch ein vermeintlicher Standard wie ein Schweineschnitzel sein kann, zeigt die Schnitzelkarte vom Gasthaus Mühlenweg. Rund ein Dutzend Varianten der knusprig panierten Leckerbissen gibt es zur Auswahl, vom schlichten Schnitzel &bdquo;Wiener Art“ über das aromatische Schnitzel &bdquo;Roquefort“ bis zum legendären Bauernschnitzel: Hier wird das Schnitzel in einem Mantel aus Rührei, Kochschinken, Pilzen und Bratkartoffeln serviert. &bdquo;Mir ist das ehrlich gesagt zu viel“, sagt Petersen hinter vorgehaltener Hand. &bdquo;Aber viele Gäste schwören darauf.“ Saisonal, regional und regelmäßig wechselnd Auch wenn die Schnitzelkarte in ihrem Umfang schon eine Besonderheit ist, sieht Carsten Petersen sie nicht als sein Alleinstellungsmerkmal an. &bdquo;Wir haben eigentlich gar keine richtige Spezialität“, sagt der Gastwirt. Denn ein einzelnes Gericht als Dauerbrenner wäre ja auch irgendwann langweilig – was gut gemachte Hausmannskost keinesfalls sein muss. Deshalb gibt es an der Oelkerstraße eine regelmäßig wechselnde Wochenkarte, auf der immer wieder neue Gerichte zu finden sind. Zuletzt gab es Königsberger Klopse, ganz klassisch mit Kapern, heller Soße, rote Beete und Salzkartoffeln. &bdquo;Bodenständiger geht es doch eigentlich gar nicht mehr“, sagt Petersen. Zusätzlich setzt er auch auf regionale und vor allem auf saisonale Produkte. Wenn im Frühjahr auf den Höfen rings um Bielefeld der erste Spargel gestochen wird, dauert es nicht lange, bis er sich auch auf den Tellern bei Mühlenweg wiederfindet, gerne mit einer frischen Hollandaise oder eben einem Schnitzel. Ähnlich sieht es im Sommer mit Matjes und im frühen Herbst mit Pfifferlingen aus. Und natürlich darf auch Grünkohl im Jahresverlauf nicht fehlen. Vor Trends verschließen sich Carsten Petersen und seine Küchenmannschaft keineswegs, auf der Wochenkarte finden sich auch immer wieder &bdquo;Ausreißer“. So würde man unweit des Forellenbachs nicht unbedingt ein Lachsfilet nach &bdquo;Florentiner Art“ erwarten, auch der &bdquo;Scheiterhaufen“ – mit Champignons gebratene und mit Rum abgelöschte Nackensteak-Streifen mit roten Zwiebelringen – fordert förmlich zur kulinarischen Entdeckung auf. &bdquo;Wir probieren eben immer wieder was Neues aus“, sagt der Gastwirt. Letztlich weiß er aber ganz genau, dass es oft die festen, seit Jahren nicht veränderten Größen auf der Karte sind, die seine Stammgäste immer wieder in sein Gasthaus führen. &bdquo;Da gibt es einige, denen könnte ich das raffinierteste Essen anbieten – die bestellen sich immer wieder ihr Bauernschnitzel.“ Hier geht es zu allen Serienteilen der Hausmannskost-Restaurants in Bielefeld Der neueste Schwank aus dem Dorf und vom TuS &bdquo;Einigkeit“ Eine besondere Spezialität, die inzwischen zur Seltenheit geworden ist, hat das Gasthaus Mühlenweg dann aber vielleicht doch. Doch die findet sich nicht in der Karte, sondern direkt hinter dem Eingang. &bdquo;Wir haben hier noch eine richtige Theke, die von den Gästen bevölkert wird“, sagt Petersen. Neben dem kleinen Pils gibt es hier immer etwas zu erzählen und zu hören, vom neuesten Schwank aus dem Dorf bis zum letzten Spiel des TuS &bdquo;Einigkeit“ im nahegelegenen Osningstadion. &bdquo;Hier wird abends auch noch die eine oder andere Runde ausgeknobelt“, sagt der Gastwirt. Und dann ist es eben auch wieder das gepflegte Bier, für das Mühlenweg seit 1896 im Bielefelder Osten bekannt ist. INFO Adresse: Gasthaus Mühlenweg, Oelkerstraße 25, 33699 Bielefeld Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag, Freitag und Samstag von 16 bis 0 Uhr, Sonntag 11 bis 14 Uhr sowie 16.30 bis 0 Uhr. Dienstag und Mittwoch Ruhetag. Kontakt: Tel. 0521/202856, www.gasthaus-muehlenweg.de

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