Antrag geplatzt: Der Traum vom Blick auf den Bielefelder Untersee geht weiter

Bielefeld. Der Wunsch der Bielefelder Naturschutzverbände ist nicht in Erfüllung gegangen. Die Möglichkeit eines Untersees in der Johannisbachaue und in Brake ist im neuen Regionalplan für Ostwestfalen-Lippe, der am Mittwochmorgen in Detmold nach fast achtjähriger Beratungszeit verabschiedet worden ist, erhalten geblieben. Und dieser Plan hat jetzt bis 2045 Gültigkeit. Die malerische Aue des Johannisbaches in Bielefeld gilt als ökologisches Kleinod mit einer vielfältigen Fauna und Flora. Dort weiden die Heckrinder, im Frühjahr brüten dort regelmäßig Störche. Die Fläche zwischen Viadukt und Herforder Straße ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Stadt. Darum hatte die rot-grün-rote Ratsmehrheit bereits beschlossen, dass dort ein Naturschutzgebiet entstehen soll. Im neuen Regionalplan, der für ganz Ostwestfalen-Lippe festlegt, wo beispielsweise Baugebiete und Gewerbeflächen entstehen, wo Straßen gebaut werden können, sollte daher der Bereich zwischen Obersee und Herforder Straße als &bdquo;Bereich zum Schutz der Natur“ (BSN) ausgewiesen werden. Die Beratungen für den neuen Regionalplan OWL haben rund acht Jahre gedauert Doch im 20-köpfigen Gremium haben sich die Vertreter von CDU (acht Sitze) und FDP/FW (zwei Sitze) mehrheitlich durchgesetzt, damit die Option eines weiteren Gewässers für das Oberzentrum in Bielefeld theoretisch erhalten bleibt. Die Grünen hatten zwar noch einen Änderungsantrag vorlegt, damit das Gebiet nicht mehr länger als Gewässer dargestellt wird. Aber vergeblich. Die Stimmen reichten nicht aus, obwohl ein CDU-Vertreter fehlte. Aber vom einzigen AfD-Vertreter wollten sich Grüne (vier Sitze) und SPD (fünf Sitze), die mitgegangen wäre, keinesfalls eine Mehrheit verschaffen lassen. Zusammen wären sie auf zehn Stimmen gekommen. Stattdessen verzichtete SPD-Fraktionsvorsitzender Rainer Brinkmann auf sein Stimmrecht (Pairing). Der AfD-Mann stimmte dann aber auch gegen Rot-Grün. Für Bielefeld sitzen die Ratsmitglieder Detlef Helling (CDU) und Jan Maik Schlifter (FDP) im Regionalrat. Dazu kommt Georg Fortmeier von der SPD. Die Polit-Profis vertreten die Stadt in dem Gremium, das kaum einer kennt und in dem doch so weitreichende Entscheidungen getroffen werden. &bdquo;Wir möchten einfach, dass die Chance für einen Untersee erhalten bleibt“, sagt Jan Maik Schlifter nach der Sitzung am Mittwoch. Bielefeld sei eine lebenswerte Stadt, der fürs bessere Lebensgefühl Wasser fehle. &bdquo;Dass die Grünen zur Verhinderung dieser Option auf die Stimme der AfD gesetzt haben, ist bemerkenswert, war aber Gottseidank nicht erfolgreich.“ Georg Fortmeier sieht das völlig anders. Weil die SPD auf eine ihrer Stimmen verzichtet habe, sei dieses Szenario gar nicht erst denkbar gewesen. Schon allein aus pragmatischen Gründen habe man sich dazu entschlossen, dem Grünen-Antrag keine mögliche Mehrheit zu verschaffen. Sonst hätte sich die Verabschiedung des Regionalplans auch noch einmal um Monate verzögert, was den übrigen OWL-Kommunen nach acht Jahren Vorlauf kaum zu vermitteln gewesen wäre. Die Möglichkeit eines Untersees bestehe zudem nur auf dem Papier. Finanzieren ließe er sich auf keinen Fall, sagt Fortmeier. Denn hochwertige Baugebiete entlang von Herforder und Grafenheider Straße, die es zur Finanzierung bräuchte, seien durch die bereits getroffenen naturschutzrechtlichen Festsetzungen für die Johannisbachaue nicht mehr realisierbar. In Bielefeld würden die Wasserflächen umgerechnet nur 226 Fußballfelder bedecken Laut Statistikstelle der Stadt sind von den rund 25.883 Hektar Fläche Bielefeld weniger als ein Prozent Gewässer. Zum besseren Vergleich: Die Wasserflächen in der Stadt würden mehr als 226 Fußballfelder bedecken. Landwirtschaft (8.613 Hektar) und Wald (5.371 Hektar) haben den größten Anteil. Fürs Wohnen werden 16,7 Prozent des Bielefelder Stadtgebietes genutzt. Der Straßenverkehr nimmt 1.767 Hektar in Anspruch, Industrie- und Gewerbe 1.458, dazu kommen 1.458 Hektar Spiel-, Sport- und Erholungseinrichtungen (Stand 2023). Mit dem neuen Regionalplan sei keine Entscheidung für den Untersee getroffen, räumt auch Jan Maik Schlifter ein. Wenn nichts anderes beschlossen werde, ändere sich in der Johannisbachaue auch gar nichts. Naturschützer sehen allerdings den Bereich auch durch den geplanten Neubau der ICE-Trasse Bielefeld - Hannover in Gefahr. Sie soll als Teil der Deutschland-Takt-Initiative der Deutschen Bahn die Fahrzeit zwischen beiden Städten auf 31 Minuten reduzieren.

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