Computersysteme lahmgelegt: Kliniken in OWL werden erpresst

Bielefeld. Die ungebetene Weihnachtsüberraschung kam in den frühen Morgenstunden des 24. Dezember. Die Computersysteme des Franziskus Hospitals in Bielefeld, des Sankt Vinzenz Hospitals Rheda-Wiedenbrück und des Mathilden Hospitals Herford fielen plötzlich aus. Alle drei Häuser gehören zur Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen (KHO). Vermutlich wurde der Angriff aus dem Netz mit einer Schadsoftware von der russischsprachigen Internet-Erpressergruppe Lockbit gestartet, die nun ein Lösegeld für die Freigabe der Daten fordert. Zur möglichen Höhe der Forderung macht die KHO keine Angaben. &bdquo;Unbekannte haben sich Zugang zu den Systemen der IT-Infrastruktur der Krankenhäuser verschafft und gezielt Daten verschlüsselt“, hat die Hospitalvereinigung am ersten Weihnachtstag mitgeteilt. Eine erste Prüfung habe ergeben, &bdquo;dass es sich wahrscheinlich um eine Cyberattacke durch Lockbit 3.0 handelt, deren zeitliche Behebung derzeit noch nicht absehbar ist“. Am zweiten Weihnachtstag seien die Systeme einschließlich der Internetverbindungen aus Sicherheitsgründen weiterhin abgeschaltet gewesen, so KHO-Sprecherin Gesa Ontrup. Ob auch sensible Patientendaten von der Internet-Attacke betroffen sein können, ist offen. &bdquo;Was die Daten betrifft, gibt es derzeit noch keine Aussagen, da die forensische Analyse noch nicht abgeschlossen ist“, heißt es dazu. Aus Sicherheitsgründen sind die drei Krankenhäuser weiterhin von der Notfallversorgung abgemeldet. Das heißt, sie werden nicht von Rettungswagen angefahren, andere Krankenhäuser müssen Notfälle übernehmen. Soweit möglich und von der IT freigegeben, werde die Notfallversorgung aber schrittweise wieder aufgenommen. Noch kein Regelbetrieb am Mittwoch Der reguläre Betrieb &bdquo;im Sinne des digitalen Komplettangebotes“ werde jedoch aus Sicherheitsgründen auch am heutigen Mittwoch (27. Dezember) noch nicht wieder laufen. &bdquo;Die Notfallkonzepte greifen aber seit Heiligabend und die Versorgung der Patienten ist zu jeder Zeit gewährleistet“, betont Gesa Ontrup. Die KHO macht keine Angaben dazu, wie viele Patienten während der Feiertage in den drei Krankenhäusern behandelt worden sind. Die Häuser seien aber wie an den Weihnachtstagen üblich allesamt nicht voll belegt. Die Telefonanlagen der Häuser wurden aus Sicherheitsgründen ebenfalls zeitweise heruntergefahren. Aktuell sind sie wieder in Betrieb. Angehörige können die Patienten über das Patiententelefon erreichen. Geplante Operationen sollen möglichst stattfinden In den nächsten Tagen geplante Operationen können in den drei Krankenhäusern weiterhin stattfinden. Es könne aber eine Verschiebung von einzelnen Terminen in Anhängigkeit von der Größe der Operation geben. Das Sankt Elisabeth in Gütersloh, das Marienhospital in Oelde und der Standort Sankt Lucia Hospital in Harsewinkel, die ebenfalls zur esrte 2022 erweiterten Katholischen Hospitalvereinigung gehören, sind nach jetzigem Stand nicht von der Cyberattacke betroffen. Dort sind die Internetleitungen jedoch aus Diagnostik- und Sicherheitsgründen zurzeit nur eingeschränkt nutzbar. Wann mit einer Wiederinbetriebnahme der IT zu rechnen ist, bleibt offen. Bisher seien keine Aussagen zu einem konkreten Zeitplan möglich. Wie die Schadsoftware ins System gelangen konnte, ist ebenfalls noch unklar. &bdquo;Für eine verlässliche Aussage ist auch hier das Ergebnis der Forensik abzuwarten“, sagt Ontrup. Die KHO hat einen Krisenstab eingerichtet, dem auch der Geschäftsführer Jan Schlenker und sein Stellvertreter Philipp Herzog angehören. Die Cyberattacken im Medizinbereich nehmen zu. Das zeigen laut welt.de Ermittlungen des Bundeskriminalamtes (BKA). Insgesamt sieht das BKA im Gesundheitswesen &bdquo;seit längerem ein beliebtes Ziel von Cyberakteuren“. Die virtuellen Attacken würden Krankenhäuser, Krankenkassen, Sozialdienste sowie IT-Dienstleister für entsprechende Einrichtungen umfassen. Den Grund für die Zunahme der Angriffe im Medizinsektor sehe das BKA vor allem in der hohen Relevanz der Branche für die Versorgung der Gesellschaft. Ende November war das Klinikum Esslingen (Baden-Württemberg) von einem solchen Angriff betroffen, Anfang Oktober das Universitätsklinikum Frankfurt. Dort sind die Schäden noch immer nicht komplett behoben. Die Forderungen der Internet-Erpresser sind teils immens. So verlangten sie vom Reifenhersteller Continental, der ebenfalls von einem Angriff betroffen war, 50 Millionen Euro für die Freigabe der Daten. Die Cyberattacken im Medizinbereich nehmen zu. Das zeigen laut welt.de Ermittlungen des Bundeskriminalamtes. Insgesamt sieht das BKA im Gesundheitswesen &bdquo;seit längerem ein beliebtes Ziel von Cyberakteuren“. Die virtuellen Attacken würden Krankenhäuser, Krankenkassen, Sozialdienste sowie IT-Dienstleister für entsprechende Einrichtungen umfassen. Den Grund für die Zunahme der Angriffe im Medizinsektor sehe das BKA vor allem in der hohen Relevanz der Branche für die Versorgung der Gesellschaft. Was ist Lockbit? Lockbit ist eine russischsprachige Gruppe, die erstmals 2019 durch eine Schadsoftware namens ABCD bekannt wurde. Die größte Attacke von Lockbit bis 2021 war die gegen die Beratungsfirma Accenture. Lockbit entwendete hier im Jahr 2021 sechs Terabyte an Daten und stellte eine Forderung von 50 Millionen Dollar. Jedoch konnte Accenture die Daten aus Backups wiederherstellen. Lockbit griff in den vergangenen Jahren unter anderem folgende Firmen an: Die Fabriken von Foxconn in Mexiko. Den Autozulieferer Continental AG. Die Firma Advanced Computer Software - damit wurden diverse Komponenten des britischen National Health Service beeinträchtigt. Den britischen Autohändler Pendragon PLC. Lockbit arbeitete 2023 an einer Ransomware, um Rechner von Apple anzugreifen. Eine erste Testversion tauchte auf VirusTotal auf. Im Juni 2023 wurde bekannt, dass Lockbit versucht, den taiwanesischen Chiphersteller TSMC um 40 Millionen US-Dollar zu erpressen. Am 28. Oktober 2023 gab Lockbit an, den Flugzeughersteller Boeing angegriffen zu haben. Interessant: Die Cybergang Lockbit scheint Angriffe auf Krankenhäuser durch ihre kriminellen Partner nicht gern zu sehen. Anfang 2023 hatte sich Lockbit laut heise.de bei einem kanadischen Kinderkrankenhaus entschuldigt und Entschlüsselungssoftware kostenlos zur Verfügung gestellt.

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