Neustart: Ex-Arminia-Profi und Kumpel von Fabian Klos wird Grundschullehrer in Bielefeld

Bielefeld. Ein Tor schoss Sören Brandy für Arminia Bielefeld. Vor gut sechs Jahren in Darmstadt - zum 3:4 in der Nachspielzeit. Dieses Tor, das die Niederlage nicht verhindern konnte, ist bezeichnend für Brandy und Bielefeld. Bei Arminia ging unter Trainer Jeff Saibene nicht viel, am Ende stand eine Verletzung, Brandy kam nicht wieder, die Profikarriere des Stürmers endete mit der Episode Arminia Bielefeld. Besser war es in Paderborn und bei Union Berlin gelaufen. Heute lebt Brandy in Bielefeld. Und will Lehrer werden. Studiert an der Uni im siebten Semester. Er ist nicht der erste ex-Armine mit pädagogischer Leidenschaft. Tobias Rau (42) hinterließ an der Mamre-Patmos-Schule Eindruck und arbeitet heute an der Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule in Borgholzhausen. Manuel Hornig (41) unterrichtet am Helmholtz-Gymnasium. Eines aber unterscheidet Brandy von diesen beiden ex-Arminen: Er studiert auf Grundschullehramt. Und wie: 1,5 im Bachelor - jetzt ist er im Master und hofft, in gut einem Jahr ins Referendariat zu gehen. Rückendeckung hat er von seiner fünfköpfigen Familie. Und von Fabian Klos, mit dem er eng befreundet ist. &bdquo;Der sagt mir, dass er es bewundert, jetzt noch einmal an die Uni zu gehen und zu studieren.“ Zu Torjäger Klos engen Kontakt Aus dem heutigen Arminia-Kosmos ist Klos fast der einzige, mit dem Brandy noch eng ist, nur in die Geschäftsstelle gebe es einige weitere lose Kontakte. Das Kapitel Profi-Fußball ist seit 2019 abgeschlossen, nun dominieren zwei Kapitel sein Leben: Die Familie sowie das Studium. Vor allem seine Töchter (8, 10) sind es, die ihn zum Grundschullehramt brachten. &bdquo;In der Pandemie hatte ich viel Zeit, da standen oft auch Hausaufgaben und Lernen an, und ich habe gemerkt, dass mir das wirklich gut liegt.“ Auch ein Punkt: &bdquo;Meine Kinder haben gute Lehrer, machen das prima.“ Hinzu kommt: &bdquo;Ich stamme aus einer Lehrerfamilie.“ Mutter Hauptschullehrerin, Vater Sonderpädagoge. &bdquo;Als Kind fand ich beeindruckend, dass beide oft auf der Straße angesprochen worden sind, immer sehr wertschätzend“, erinnert sich Brandy an die Zeit, in der vielleicht das erste Saatkorn für den Lehrer Brandy gesetzt worden ist. Der Profifußball besiegte das Studium Dann aber stand der Fußball ganz oben auf der Agenda, immer mehr, auch nach dem Abi. Dabei hatte er schon zu Studieren begonnen: Lehramt, auf weiterführende Schulen. Ein Semester in Bielefeld, anderthalb in Kiel. Doch Rot-Weiß Essen rief, die dritte Liga - der Profifußball besiegte das Studium.Aber nicht für immer. Mit dem Aus bei Arminia und den beiden Mädels, die sein Leben bunter machten, kam der Berufswunsch erneut auf. &bdquo;Natürlich dachte ich auch an eine Karriere im Fußballgeschäft, aber alle ein, zwei Jahre umziehen? Das wollte ich nicht.“ Also Lehrer. Natürlich ein besonderer, das weiß Brandy: Ex-Profi und 38 Jahre alt. Seine Kommilitonen sind meistens 10 bis 15 Jahre jünger. Zu den beiden Töchtern kam noch ein Sohn (3), finanziell ist er ein gemachter Mann, hat eine ganz andere Lebenserfahrung. Und dennoch laufe es gut. &bdquo;Natürlich kommen immer wieder einmal die Sprüche mit dem Geld und so, warum ich denn überhaupt studiere.“ Doch Brandy kann damit umgehen, sagt: &bdquo;Ich will doch nicht mit Mitte 30 nur noch zu Hause rumsitzen.“ Also: Uni, Lerngruppen, Präsentationen, Prüfungen, Hospitationen, Mensa. Ja, Mensa. &bdquo;Ich fahre ganz normal mit dem Studententicket per Bahn zur Uni - und esse natürlich auch in der Mensa.“ Er kickt wieder für Schloß Holte Bodenständig ist er: &bdquo;Allüren habe ich keine, hatte ich auch noch nie“, sagt er. Dennoch sei er nun natürlich nicht abends mittendrin im studentischen Feier- und Lern-Leben - dafür ist seine Lebenssituation einfach eine andere. &bdquo;Ich lerne meistens, wenn die Kinder irgendwann einmal im Bett sind.“ Und neue Freunde? &bdquo;Ich habe ja einen gewachsenen Freundeskreis, aber es gibt sehr nette Leute an der Uni.“ Apropos alte Freunde: Brandy kickt wieder bei seinem Heimatverein, dem VfB Schloß Holte. Ehrensache. Und freut sich jetzt auf das Referendariat, hofft auf eine Bielefelder Grundschule. Nur nicht die Klosterschule, auf die seine Mädels gehen. &bdquo;Das wäre nicht gut, denke ich.“ Fröbel- und Stapenhorstschule hat er schon kennengelernt. Gerne hätte es mehr Schulen sein dürfen, findet er: &bdquo;Der Praxisanteil im Studium dürfte noch größer sein.“ Brandy: Bald ein Vorbild für seine Klasse? Dennoch traut er sich zu, in einigen Jahren dann eine Klasse zu übernehmen. Und glaubt, als ehemaliger Fußballprofi durchaus Vorteile zu haben. In der Ansprache der Kinder, in der Motivation. Er freue sich darauf, Grundschullehrer zu werden, auch, &bdquo;weil sich Sechs- bis Zehnjährige leichter begeistern lassen“. Brandy hofft, dass seine Biographie auch ein Türöffner ist: &bdquo;Vermutlich kann ich über das Thema Arminia einen großen Teil der Kinder gut abholen, vielleicht bin ich da für einige sogar eine Art Vorbild.“ Vorbild? Das wäre sicherlich auch Kumpel Fabian Klos. Schaut sich der die Lehrerkarriere von Brandy ab? Der ex-Profi schmunzelt, sagt: &bdquo;Ich traue ihm das zu, glaube aber nicht, dass er das macht.“ Dafür sei seine Popularität auch sehr groß, &bdquo;das wäre vermutlich echt nicht so einfach.“ Außerdem, so Brandy, &bdquo;traue ich Fabi sowieso noch zwei Jahre als Profi zu“.

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