Angeblich Vorschaden und Pech gehabt: Luxuswagen in Bielefelder Waschstraße demoliert

Bielefeld. Die Zulassung des brandneuen metallicgrünen BMW M5 Competition ist gerade mal sieben Tage her, als sich Maximilian N. (Name von der Redaktion geändert) entscheidet, damit in die Waschanlage zu fahren. Eine Entscheidung, die ihn im Endeffekt zwei Jahre beschäftigen und – dank Rechtsschutzversicherung – &bdquo;nur“ rund 2.000 Euro kosten wird. Beim Luxuswagen für mehr als 150.000 Euro war bei der Autowäsche die Außenschale des rechten Außenspiegels abgerissen worden. Ein Vorschaden sei Schuld, behauptete der Betreiber – und bekam vor Gericht Recht. Der 43-jährige Geschäftsmann aus Bad Salzuflen bestätigt die Erfahrungen, die NW-Leser Jens Seifer vor kurzem geschildert hat. Bei dessen Auto war vor Monaten bei Mr. Wash an der Eckendorfer Straße eine Blende an der Kunststoffheckschürze halb abgerissen worden. Die Erstattung des Schadens in Höhe von knapp 440 Euro war vom Betreiber mit dem Hinweis auf Vorschäden an dem fünf Jahre alten Opel Crossland X abgelehnt worden. Auch in seinem Fall sei der Schaden am Ende des Waschvorgangs entstanden, schildert Maximilian N. – im Übergang vom letzten Teil der Wäsche zur Trocknung. Als der Ablederer übers Auto gewedelt sei, sei die Kappe des Seitenspiegels abgeflogen. Der umgehend informierte Mitarbeiter von Mr. Wash habe direkt behauptet, es müsse ein Vorschaden vorlegen haben. Der Geschäftsmann ist noch heute, zweieinhalb Jahre nach dem Vorfall, empört. &bdquo;An dem Wagen war nichts dran“, unterstreicht er mit Nachdruck, &bdquo;der war schließlich nagelneu.“ Zweijähriges Ringen um Schadensersatz Doch es sollte dem Bad Salzufler, der in Bielefeld ein Büro unterhält, in der Folge nicht gelingen, zu beweisen, dass sein Wagen in Ordnung war und Mängel an der Waschanlage den Schaden verursacht haben. Sein Rechtsanwalt habe ihm erklärt, dass er solche Fälle öfter auf den Tisch bekommt, der Nachweis für die Kunden schwer zu erbringen sei. Maximilian N. wollte nicht glauben, dass auch bei einem brandneuen Auto die Karte &bdquo;Vorschaden“ stechen sollte und zog vor Gericht. &bdquo;Dann sind zwei Jahre lang 1.000 Briefe hin- und hergegangen“, erzählt der 43-Jährige, der für die Reparatur seinen Wagens bereits 1.244 Euro ausgegeben musste. Ein Gutachter habe das Fahrzeug und die Waschstraße geprüft. Dieser sei zu der Auffassung gekommen, so Maximilian N., &bdquo;dass aufgrund der Lappenkonfiguration, ein Schaden sehr wahrscheinlich nicht möglich“ sei. Erst im Mai 2023 habe das Amtsgericht Bielefeld die Klage abgewiesen. Der Geschäftsmann hätte in Berufung gehen können, aber aufgrund der offenbar nicht zu erbringenden Beweislast davon abgesehen. &bdquo;Das bewegt wohl die meisten Betroffenen, und sie entscheiden sich deshalb nicht zu klagen.“ Die Kosten für Rechtsanwalt und Gutachter haben sich für Maximilian N. auf rund 10.000 Euro, von denen er dank seiner Rechtsschutzversicherung aber nur einen Teil habe tragen müssen. Die aufgewendete Zeit und der Ärger seien noch dazu gekommen. ADAC: Nutzung von Waschanlagen allgemeines Lebensrisiko Der ADAC, der Allgemeine Deutsche Automobilclub, kennt solche Fälle zu Genüge. Dennoch handele es sich nicht um ein Massenphänomen. &bdquo;Wir haben nicht jede Woche einen solchen Fall auf dem Tisch“, erklärt Elke Hübner, Rechtsexpertin des ADAC NRW. Vor allem lasse sich aus einzelnen Schäden nicht der Rückschluss ziehen, die Anlagen seien grundsätzlich schlecht gewartet. Im Gegenteil seien die Betriebe deutlich besser als noch vor zehn Jahren. Auch seien die meisten Betreiber daran interessiert, durch offenkundige Kundeninformationen, wie zum Einklappen der Spiegel oder Abnehmen der Antenne, Schadensfälle zu vermeiden. &bdquo;Da hat sich wirklich viel getan“, sagt Hübner. Es gehöre sozusagen zum allgemeinen Lebensrisiko, wenn beim Nutzen einer gewarteten Waschanlage ein Schaden entstehe. Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, müsste man als Kunde theoretisch eine überzeugende Fotodokumentation vom Zustand seinen Autos anfertigen, bevor die Waschstraße befahren wird. Aber wer mache das schon? Das rät der ADAC Daher bleibe es im Einzelfall dabei, so Elke Hübner, dass die &bdquo;erdrückende Beweislast“, dass der Schaden durch einen Fehler der Anlage entstanden und eigenes Fehlverhalten auszuschließen ist, beim Kunden liege. Wichtig sei es auf alle Fälle, nach dem Waschgang das Fahrzeug zu kontrollieren, Schäden sofort zu melden und sich diese schriftlich bestätigen zu lassen. Laut ADAC haftet der Betreiber in der Regel nicht, wenn er die fachgerechte Wartung und regelmäßige Kontrolle seiner Anlage glaubhaft dokumentieren kann. Die ADAC-Rechtsexpertin rät daher, im Fall der Fälle eine außergerichtliche Lösung anzustreben. Helfen kann dabei auch die Universalschlichtungsstelle des Bundes. Weitere Infos auf der Website des ADAC: https://tinyurl.com/yck957p4

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