Ein Probenbesuch beim Weihnachtsmärchen "Wunschpunsch" im Bielefelder Theater

Bielefeld. Wenn sich Rabe und Kater, naturgemäß Fressfeinde allererster Güte, zum gemeinsamen Kampf gegen das Böse verbünden, muss gewaltig was im Busch sein. Das ist es auch im letzten Werk des Schöpfers fantastischer Kinderbuchklassiker, Michael Ende (&bdquo;Momo“, &bdquo;Die unendliche Geschichte“): Die turbulente Geschichte, die dieser 1989 veröffentlichte, trägt den unaussprechlichen Titel &bdquo;Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“. Sie enthält mindestens so vielfältige Ingredienzen wie die zungenbrecherische Überschrift – und ist in diesem Jahr das Familienstück zur Weihnachtszeit im Theater Bielefeld. Am 4. November ist Premiere, danach folgen rund 50 Aufführungen innerhalb von etwa acht Wochen, 25.000 Tickets für diesen Renner unter den jährlichen Produktionen des Theaters sind bereits verkauft. Die Neue Westfälische hat sich mit einem Probenbesuchs einen ersten Einblick ins Geschehen verschafft. Es sind die Tiere, die als Weltenretter auftreten Darum geht’s: Am Silvestertag ist in der Villa Albtraum mächtig dicke Luft: Der Hausherr, der geheime Zauberrat Professor Dr. Beelzebub Irrwitzer (Simon Heinle/Thomas Wolff) hat seinen Vertrag mit dem Teufel nicht anständig erfüllt. Er hat zu wenig Schlechtes getan im zurückliegenden Jahr, was ihn genau um Mitternacht teuer zu stehen kommen könnte. Zum Glück kommt seine Tante, die gierige Geldhexe Tyrannia Vamperl (Susanne Schieffer) gerade rechtzeitig zu Besuch, um mit Irrwitzer einen teuflischen Plan auszuhecken. Man will einen besonderen Punsch brauen, nach dessen Genuss sich gute Wünsche in ihr Gegenteil verkehren lassen: Also gibt’s doch noch Chancen aufs Flüsse vergiften, Tiere ausrotten und weitere Übeltaten, um Mensch, Tier und Natur zu schaden? Die beiden haben allerdings die Rechnung ohne die Spione des Rats der Tiere gemacht, Kater Maurizio di Mauro (Amy Lombardi, Carmen Witte) und Rabe Jakob Krakel (Alexander Stürmer), die sich in Irrwitzers Haushalt eingeschlichen hatten. Sie setzen alles daran, den bösen Zauber zu verhindern und damit die Lebensgrundlagen aller Geschöpfe und der Natur zu retten. Rabe und Kater balgen sich, während sie einen Rap intonieren Unter der Regie von Intendant Michael Heicks läuft das Stück im November vom Stapel. Mit nur sechs Wochen Vorlauf, wie die meisten anderen Stücke auch, hat das achtköpfige Ensemble die von Michael Ende stammende Theaterfassung einstudiert. Allerdings: &bdquo;Wir haben den Text um knapp die Hälfte kürzen müssen, um die Aufführungszeit von gut einer Stunde einzuhalten“, schildert Heicks, der offensichtlich viel Freude an der Umsetzung des temporeichen Familienstücks hat. Also wurde die Handlung gestrafft, wurden die Dialoge verkürzt. Der flotten Handlung tue das keinen Abbruch, versichert der Regisseur. Und so balgen sich Rabe und Kater in mitreißender Klamaukigkeit, während sie einen eigens von Komponist Oliver Siegel getexteten Rap intonieren und sich allmählich näher kommen. Simon Heinle und alternativ Thomas Wolff als Prof. Irrwitzer, anfangs tödlich genervt vom Besuch der übergriffigen Tante, erhalten Gelegenheit, ihr Gefühlsleben im jeweils veränderten Setting nach allen Regeln der Kunst auszuagieren. Gesellschaftskritik fein und subtil verpackt Großes Theater für kleine Leute also, aber eigentlich noch mehr: &bdquo;Unsere Familienstücke sind im Wortsinn für alle Altersgruppen beste Unterhaltung“, sagt Heicks, der die Tiere als &bdquo;sympathische Weltenretter“ angelegt hat, deren geniales Wirken keiner so richtig wahrnimmt. Das Los der Unscheinbaren eben. Um richtig große Themen geht es in dem Stück aus den 80ern auch – Umweltzerstörung und Ausrottung der Arten sind heute aktueller denn je. Auch der im Stück gezeigte Umgang von Menschen mit ihresgleichen, Nährboden für jede Autokratie, sei ein Grund für die Wahl dieses Stücks gewesen. &bdquo;Gefallen hat mir, dass Ende seine Gesellschaftskritik fein und subtil verpackt, den pädagogischen Zeigefinger auslässt“, so Heicks. Für eine fantasievolle, inspirierende Bühnenausstattung und schrill-bunte Kostüme sorgt Julia Hattstein, die bereits häufiger fürs Theater Bielefeld tätig war. Der Großteil der Handlung wird sich im Schloss des Zauberers abspielen, dann dreht sich die Bühne zum Showdown auf dem Kirchturm. Die Darsteller sind physisch stark gefordert Das Stück sei angelegt für Kinder ab fünf Jahren. Sie könnten lernen, &bdquo;dass man das Böse besiegen kann, mit Witz, Humor und einer Portion Hinterlist“, so Heicks. Wegen der vielen Termine sind die Hauptrollen doppelt besetzt. Viele Ensemblemitglieder übernähmen die Partien in den Weihnachtsstücken recht gern, sagt Heicks. Die Konfrontation mit jungem Publikum, das oft spontan reagiere, mache einfach Spaß. Auch wenn die Darstellungen körperlich sehr fordernd seien. Doch die Akteure geben – wie man in der Probe sehen kann – alles für ein Familienstück, das lehrreich und unterhaltsam zugleich ist. Die Premiere ist am Samstag, 4. November, 19.30 Uhr im Stadttheater. Tickets gibt es, besonders noch für die Tage an und um Weihnachten, auch bei der NW, Tel.: 0521 555-444. Infos und alle Termine auf: www.theater-bielefeld.de

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