"Es ist schwierig": eingeschränkte Öffnungszeiten bei Restaurants und Cafés in Bielefeld

Bielefeld. In der Szene rumort es: Kaum eine Branche hat derart unter der Corona-Pandemie gelitten wie die Gastronomie. Zwar kommen die Umsätze zurück, doch die Mitarbeiter fehlen. Das hat Auswirkungen auf die Öffnungszeiten, auch in Bielefeld. Das &bdquo;Alt Bielefeld“ an der Obernstraße ist ein alteingesessener Laden. Hier gibt es gutbürgerliche deutsche Küche, und wer möchte, kann in der Bierstube Bundesliga und Champions League schauen. Bislang ist täglich von 11 bis 23 Uhr geöffnet. Noch. Denn Chef Rolf Gieselmann denkt über einen Ruhetag in der Woche nach. &bdquo;Weil Personal fehlt“, sagt er. &bdquo;Wir versuchen, das zwar zu vermeiden, aber der Fachkräftemangel zieht sich durch die gesamte Branche.“ Jörg Kraume, Chef der gleichnamigen Bielefelder Konditorei mit zwei Cafés an der Stapenhorststraße und am Wellbach, beschäftigt der Fachkräftemangel seit Jahren. &bdquo;Wenn jemand geht, wird es schwierig, die Stelle wiederzubesetzen“, sagt er. Auch er hat wie einige seiner Kollegen an den Öffnungszeiten geschraubt. So ist das Café am Wellbach jetzt sonntags nicht mehr bis 18 Uhr geöffnet, sondern nur noch bis 17 Uhr. An Feiertagen ist um 16 Uhr Schluss. &bdquo;Wir müssen schauen, was wir mit den Leuten, die wir haben, stemmen können“, sagt er. Montags ist deshalb am Wellbach auch Ruhetag. &bdquo;Das werden wir auch nicht mehr zurückdrehen.“ &bdquo;Viele arbeiten lieber in Betriebsrestaurants“ In der Corona-Zeit, als die Läden dicht machen mussten, haben sich viele Mitarbeiter umorientiert, um Arbeit zu haben. Die meisten sind dann in den neuen Jobs geblieben – mit der Folge, dass Mitarbeiter in der Gastronomie fehlen. Das bestätigt Berit Peek, Sprecherin der Agentur für Arbeit Bielefeld. Laut Peek werden über die Stellenbörse der Arbeitsagentur in Bielefeld derzeit 30 Servicekräfte in der Gastronomie und 17 Köche in Bielefeld gesucht. &bdquo;Die Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen“, sagt sie. Denn einige Betriebe würden über andere Jobbörsen oder Social Media suchen. Tatsache ist: Die Gastronomie hat es schwer, Fachkräfte zu finden. Peek: &bdquo;Aufgrund der besseren Arbeitszeiten arbeiten viele lieber in Betriebsrestaurants.“ Jan Heidemann betreibt das Hofbräu im Bielefelder Rathaus. Montags bis donnerstags ist von 12 bis 23 Uhr offen, Freitag und Samstag bis Mitternacht und Sonntag bis 22 Uhr. &bdquo;Das soll auch so bleiben“, sagt Heidemann. Personaltechnisch sehe es gut bei ihm aus. &bdquo;Die Stimmung im Team ist gut, die Mitarbeiter kommen gerne hierher“, sagt er. Für gute Arbeit zahle er auch gerne mal einen Euro mehr. Aber das können nicht alle. "Gäste stehen vor verschlossenen Türen" In der Gastronomie in Bielefeld gehören &bdquo;neue Öffnungszeiten“ zum Alltag. &bdquo;Immer häufiger stehen Gäste vor verschlossenen Türen. Wer zum Essen rausfährt oder etwas trinken möchte, sollte sich besser vorher im Internet oder per Anruf erkundigen, ob das Lokal auch offen hat. Und vor allem, wie lange es warme Küche gibt“, rät Alexandru Zidaru von der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Einige Häuser würden auch den Mittagstisch komplett streichen. Und oft schließt die Küche auch abends deutlich früher. Wie in der L’Osteria an der Obernstraße. Dort ist unter Woche eigentlich um 23 Uhr Schluss, freitags und samstags um Mitternacht. Wenn aber weniger Gäste im Lokal sind, mache die Küche früher dicht oder der Laden schließt komplett, erzählt eine Mitarbeiterin. Aber nicht alle Gäste haben Verständnis für diese Flexibilität. Der Trend ist klar: &bdquo;Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme“, sagt NGG-Mann Zidaru. Ähnlich problematisch ist es im Einzelhandel. Auch die Händler treibt das Thema Fachkräftemangel um. Einige Läden in der Bielefelder City schließen deshalb deutlich früher als noch vor Jahren. Seekrug-Wirt Christian Schulz hat zwar über Corona alle festangestellten Mitarbeiter halten können, aber seine Aushilfen verloren. Das hat Folgen für die Gäste: Schulz stieg auf der Terrasse auf Selbstbedienung um, sogar diesen Sommer noch. Die Gäste mussten sich ihre Speisen und Getränke aus der Remise holen. &bdquo;Das hat super funktioniert“, sagt er. Aber einige hätten anfangs schon komisch geguckt. Schulz denkt gerade auch darüber nach, wie es weiter gehen kann. Eine Option wäre es, über den Winter eventuell einen Ruhetag einzuführen. Eigentlich will er das nicht, und vielleicht löse sich das Problem mit den Mitarbeitern ja auch noch. Der Seekrug-Wirt bleibt optimistisch.

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