Mutige Ideen für ein neues Bielefelder Stadtviertel mit Charakter

Bielefeld. Das Areal rund um die ehemalige Gaststätte Anavarza an der Schloßhofstraße war in den vergangenen Jahren mehrfach Thema bei der Stadt sowie in der Nachbarschaft. Der Eigentümer der Immobilie möchte das Areal gerne bebauen und hat dafür auch Pläne mit vier mehrgeschossigen Bauten bei den städtischen Gremien eingereicht. Allerdings braucht er für die Umsetzung noch das Nachgrundstück, auf dem sich – direkt angrenzend an das inzwischen verfallene Restaurant-Gebäude – ein Comicladen und ein Imbiss sowie eine Wohnung befinden. Doch die Eigentümerin dieser Immobilie will nicht verkaufen. Das bekräftigt sich noch einmal gegenüber der NW. Auch die ehemalige Mühle gegenüber ist in ihrem Besitz – und soll es bleiben. Bisher ist der Entwurf des potenziellen Investors deshalb für die Schublade. Die Ablage &bdquo;Fantasie“ füllen nun zusätzlich Studenten des Bachelor-Studienganges &bdquo;Stadtplanung“ der TH OWL mit Sitz in Detmold. Sie haben ihre Entwürfe für die Weiterentwicklung des Geländes rechts und links der Schlosshofstraße auf Höhe der ehemaligen Mühle vorgestellt.Acht Teams von zwei bis vier Studierenden haben sechs Monate lang das Planungsgebiet erforscht. Mängel- und Potenzial-Analysen wurden verfasst, städtische und menschliche Bedürfnisse den Möglichkeiten einer Realisierung gegenübergestellt. Zentraler Ort der Identifikation Aufgabe war dabei die Aufwertung des Grünzuges von Regenrückhaltebecken bis zur &bdquo;Bar Celona“ die Nachverdichtung mit Wohneinheiten auf dem Kowert-Gelände sowie eine Profilierung der früheren Mühle, die längst Wohnhaus ist und in Nebengebäuden noch einen Fahrradladen und einen Installateur beheimatet. Auch wenn das Areal bis auf weiteres nicht zur Verfügung steht – die Studenten bewerteten das Planungsgebiet dennoch – aus Übungszwecken. Als &bdquo;hochattraktiv“ stelle es sich dar, obwohl dieses Viertel bisher eher das Gefühl eines Vorortes ohne Zentrum vermittele, das die Bewohner zwang, sich gen Innenstadt zu orientieren. Das Dreieck Anavarza-Mühle-Bar Celona verfüge aber über alle Potenziale, sich zu einem &bdquo;zentralen Ort der Identifikation zu entwickeln“, heißt es. Laut Studenten könnten hier in Zukunft Erholung, Bildung, Kinderbetreuung, Gastronomie sowie Generationendialog und Sport innerhalb nur weniger Meter erlebt werden. Vorgeschlagen wird unter anderem die Wiederbelebung der Mühle als zukünftiger Platz für Kulturveranstaltungen und als Kita. Das ehemalige Anavarza-Gelände solle zum Mehrgenerationenpark inklusive Mehrgenerationen-Wohnhaus und Mehrgenerationenprojekt-Geschäft werden. Die, je nach Team, unterschiedliche Gestaltung einer teilweisen Bebauung des ehemaligen Kowert-Gartencenter-Geländes einte eine Idee: Demnach soll die Drögestraße – Verbindungstrasse zwischen Ost und West – in eine verkehrsberuhigte Straße umgewandelt und die östlich der Kowert-Brache von Nord nach Süd verlaufende Straße Am Brodhagen außerdem komplett stillgelegt werden. Das Regenrückhaltebecken darf in fast allen Vorschlägen eine aktive Natur- und Freizeitnutzung erfahren. Es wird in die Höhe gebaut werden müssen Dass dennoch kein Weg auch um eine Nachverdichtung herumführe, stellte Bauamtsleiter Lars Bielefeld in einer Diskussionsveranstaltung bei der Vorstellung der Entwürfe klar. Zwar halte keiner mehr an den 60 Jahre alten nach wie vor gültigen Bauplänen fest – die für das Gebiet eine Art Stadtautobahn vorsahen – aber &bdquo;der öffentliche Druck nehme zu. Bielefeld ist relativ flach. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es in die Höhe gehen wird“, sagt der Bauamtsleiter. Die sogenannte &bdquo;dreifache Innenentwicklung“ – Wohnen, Verkehr und Natur, die drei Hauptfunktionen einer Stadt – umgesetzt in den Konzepten der Studenten am Beispiel des &bdquo;Schlosshof-Areals“, zeige dabei Richtungen auf, in die sich die Planung des Bereiches bis zur Umsetzung durchaus bewegen könne – wenn denn die Eigentümer der Immobilien mitspielen. Nur das aktuell verwaiste Kowert-Gelände ist im Besitz der Stadt. Dort wird die Bodenbeschaffenheit geprüft. Eine Möglichkeit, sich mit den Überlegungen auseinandersetzen, gibt es: Die Entwürfe der Studenten für das Schlosshof-Areal sind bis zum Freitag, 27. Oktober, während der Öffnungszeiten des Rathauses (8 bis 18 Uhr) zu begutachten.

Meistgelesen