Schwere Rassismus-Vorwürfe gegen Bielefelder Fußballer nach Massenschlägerei

Bielefeld. Die Vorfälle vom Sonntag rund um das Fußballspiel der Kreisliga B zwischen dem TuS Brake II und dem SV Roj sowie insbesondere die Berichterstattung dieser Zeitung bleiben nicht ohne Folgen. Zum Tathergang hatten sich zunächst nur der Trainer der Braker Marcel Kutza und Abteilungsleiter Jörg Pundmann geäußert. Letzterer liegt derzeit mit vier Rippenbrüchen im Krankenhaus. Ein Vorstandsmitglied des SV Roj hatte zunächst auf den eingeschalteten Anwalt verwiesen. Diese erste Darstellung der Ereignisse war deshalb eine aus der Sicht des TuS Brake. Das Spiel war in eine Massenschlägerei ausgeartet, bei der es weitere Verletzte gab. Auch auf Seiten des SV Roj. Rocky Cinquepalmi, derzeit sportlich verletzter Spieler und Vorstandsmitglied beim SV Roj, reagierte nun und rief in der Redaktion an. &bdquo;Wir mussten die Vorfälle zunächst intern aufarbeiten. Dabei haben wir uns im Vorstand nun entschieden, unsere Sicht der Dinge zu schildern“, erklärte Cinquepalmi. »Schon in der ersten Halbzeit rassistische Beleidigungen« Auffällig dabei ist, dass die Schilderungen sich in vielen grundsätzlichen Punkten gleichen, was der Bielefelder Polizei – es sind mehrere Strafanzeigen gestellt worden – die Wahrheitsfindung vereinfachen dürfte. Hatte Brakes Kutza davon gesprochen, dass es &bdquo;schon relativ früh verbale Duelle auf dem Platz“ gegeben habe, erklärte Cinquepalmi: &bdquo;Es gab schon in der ersten Halbzeit rassistische Beleidigungen wie ,Schickt den Schweinenacken in den Schweinestall.’“ Rund um die 60. Spielminute sei ein Spieler des SV Roj gefoult worden. Kutza berichtete von einem Foul an einem Braker Spieler. Cinquepalmi: &bdquo;Der Braker Spieler foulte unseren, schoss dann den Ball weg und rief unserem am Boden liegenden Spieler zu: ,Steh auf, Kanake. Das war nichts.’“ Waren daraufhin laut Kutza Anhänger des SV Roj auf das Spielfeld gelaufen, waren es in Cinquepalmis Schilderungen &bdquo;auch zwei Braker Betreuer“. Zu den vier Personen von außerhalb des Platzes kamen dann mehrere Spieler beider Mannschaften, &bdquo;die die Situation schlichten wollten“. Nach dieser Rudelbildung habe der Schiedsrichter das Spiel ohne Konsequenzen für die Beteiligten fortgesetzt. Ball aus Versehen am Kopf des Schiedsrichters Über den finalen Auslöser für die Massenschlägerei in der Nachspielzeit gehen die Meinungen ebenfalls auseinander. Unstrittig ist das Tor zur 5:3-Führung des TuS Brake II in der vierten Minute der Nachspielzeit. Dann habe ein Spieler des SV Roj den Ball aus dem Tor geholt, so Cinquepalmi, und ihn &bdquo;Richtung Anstoßkreis geworfen, um möglichst schnell zum Anstoß zu kommen, da insgesamt zehn Minuten Nachspielzeit angezeigt waren. Der Ball hat dann eindeutig aus Versehen den Hinterkopf des Schiedsrichters getroffen. Warum sollten wir den Schiedsrichter abwerfen, wenn wir noch ein Unentschieden holen wollen?“ Der Schiedsrichter ging daraufhin zu Boden und blieb liegen. Cinquepalmi: &bdquo;Dann sind drei Spieler unserer Mannschaft zu ihm gelaufen, um dem Schiedsrichter zu helfen. Einer hat die ausgestreckten Beine hochgehoben.“ Eine Maßnahme, um den Kreislauf eines am Boden Liegenden zu aktivieren. Ein weiterer Roj-Spieler habe laut Cinquepalmi eine Flasche Wasser gebracht. An dieser Stelle laufen die Schilderungen dann völlig auseinander. Wie von Sinnen Während Brakes Offizieller Jörg Pundmann erklärte, &bdquo;jederzeit wieder einem bewusstlos am Boden liegenden Menschen helfen“ zu wollen, sagt Cinquepalmi: &bdquo;Der Präsident des TuS Brake kam dann wie von Sinnen auf das Spielfeld gestürmt und wurde dabei laut. Er rief ,asoziales Ausländerpack. Immer dasselbe mit euch, ihr Dreckskanaken’.“ Daraufhin sei die Situation eskaliert. Beide Seiten beziffern die Zahl der Menschen auf dem Spielfeld mit rund 50, die mehr oder weniger heftig aneinander gerieten. Offenbar ein Zuschauer schlug oder trat dabei dann auf den zu Boden geworfenen Pundmann ein. In einem Handy-Video, das der Redaktion vorliegt, ist zu sehen, wie Pundmann noch am Boden liegt. Nicht sicher zuzuordnende Stimmen rufen nach der Schlägerei: &bdquo;Wo ist denn der Zuschauer?“ &bdquo;Gerade abgehauen.“ &bdquo;Der ist abgehauen?“ &bdquo;Da oben läuft er. Da läuft er.“ Der SV Roj unter Schock Zur Einordnung der vermeintlichen rassistisch motivierten Wortwahl ist festzustellen, dass der 2015 gegründete Verein SV Roj sich als multikultureller Klub versteht. Der Name &bdquo;Roj“, gesprochen Rosch, stammt aus dem Kurdischen und bedeutet Sonne. &bdquo;Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Cinquepalmi, &bdquo;egal, welcher Herkunft und welchen Glaubens.“ Der Verein stellt eine erste Mannschaft in der Kreisliga B und eine zweite in der Kreisliga C. Cinquepalmi: &bdquo;Wir hatten noch nie mit Rassismus zu tun und stehen alle noch unter Schock. Die Ereignisse vom Sonntag sind fürchterlich für uns.“ Auf Seiten des SV Roj habe es, wie beim TuS Brake II, im Zuge der Massenschlägerei zum Ende der Partie Verletzte gegeben. &bdquo;Rückenprellung, Gehirnerschütterung, ein verstauchter Arm“, zählt Cinquepalmi auf. Die Vorfälle vom Sonntag müssten &bdquo;auf jeden Fall Konsequenzen haben“.

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