Massenschlägerei, Verletzte: Bielefelder Fußballspiel endet in Katastrophe

Bielefeld. Fürchterliches Ende eines Kreisliga-B-Spiels. Als die Partie des TuS Brake II gegen den SV Roj in das Finale ging, überschlugen sich die Ereignisse. Am Ende standen mehrere Streifenwagen und zwei Rettungswagen am Braker Sportplatz am Lohrenkamp 37. Nach bisherigem Stand wurde dabei mindestens eine Person schwer verletzt und liegt derzeit im Krankenhaus. Der Verletzte ist Jörg Pundmann (59), Abteilungsleiter Fußball beim TuS Brake. Er sagt: &bdquo;Ich habe vier gebrochene Rippen und eine Lungenquetschung. Ich werde wohl wochenlang mit Schmerzmitteln leben müssen.“ Außerdem hat ein Spieler des TuS Brake eine Schädelprellung und eine Gehirnerschütterung erlitten, ein zweiter eine Platzwunde an der Lippe. Der Bielefelder Schiedsrichter war nach einem Treffer des Balles an seinen Hinterkopf kurzzeitig bewusstlos, wurde in einem Rettungswagen behandelt und konnte den Platz selbstständig verlassen. Hella Christoph, Sprecherin der Polizei Bielefeld, erklärte: &bdquo;Acht Strafanzeigen werden geschrieben.“ Als laut offizieller Sprachregelung &bdquo;mehrere“ Streifenwagen am Sonntag um 13.55 Uhr am Sportplatz eintrafen, solle die Lage sich schon wieder beruhigt haben, so die ersten Informationen ihrer Kollegen. Laut Aussagen von Anwesenden seien es vier Streifenwagen gewesen. Es seien mehrere Personalien aufgenommen worden, erklärte Christoph. "Von Beginn an aggressiv" Was war passiert? Das Spiel der Fußball-Kreisliga B wurde um 12 Uhr mittags angepfiffen, kurz vor Schluss erzielte die zweite Mannschaft des TuS Brake das dann entscheidende Tor zum 5:3. Brakes Trainer Marcel Kutza berichtet: &bdquo;Es war von Beginn an ein grundaggressives Spiel. Schon relativ früh gab es verbale Duelle auf dem Platz. Zunächst nur der obligatorische Fußball-Trashtalk, doch das sollte sich schnell ändern.“ Kutza, der in der ersten Halbzeit selbst noch als Spieler auf dem Platz stand, hat einiges hautnah mitbekommen. &bdquo;Einige Spieler des SV Roj wollten dem Schiedsrichter erklären, wie er zu pfeifen habe. Die standen da teilweise Nase an Nase.“ Rund um die 60. Spielminute gab es die erste Rudelbildung, bei der laut Kutza auch zwei dem SV Roj zuzurechnende Zuschauer mit auf dem Platz standen. Das ganze passierte in Folge eines Fouls an den TuS Brake, für das der Unparteiische die Gelbe Karte zeigen wollte. Kutza: &bdquo;Drei Spieler von Roj tummelten sich um den Schiri, dann kamen Zuschauer dazu, der Schiri hat sich weggedreht.“ Auch Kutza eilte auf den Platz, um sich schützend über seinen am Boden liegenden Spieler zu stellen. Rund 150 Zuschauer waren am Braker Sportplatz und sahen die nächste Eskalation in der 80. Minute. Da verweigerte der Unparteiische dem SV Roj einen Elfmeter. Kutza: &bdquo;Das war ein Kann-Elfmeter. Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn er ihn gegeben hätte, genauso kann man ihn aber eben auch nicht geben.“ Was folgte waren laut Brakes Coach Schubser seitens Roj-Spieler mit der Schulter gegen den Referee. Umgangssprachlich wohl wie ein Bodycheck. Spielstand zu diesem Zeitpunkt: 4:3 für Brake. "Irgendwas musste passiert sein" Doch damit noch immer nicht genug. Der Schiedsrichter zeigte aufgrund der zahlreichen Rudelbildungen und Zwischenfälle zehn Minuten Nachspielzeit an. In der vierten Minute dieser Nachspielzeit schoss der TuS Brake das 5:3. Kutza: &bdquo;Nach dem Tor habe ich mit meiner Bank abgeklatscht und war mir sicher, dass wir das Ding gewonnen haben. Doch plötzlich hörte ich, dass irgendwas passiert sein musste. Ich stand zu diesem Zeitpunkt aber mit dem Rücken zum Platz und habe nicht gesehen, was genau geschehen war.“ Der Schiedsrichter schreibt im Spielbericht (liegt der Redaktion vor): &bdquo;Schiedsrichter ging in der 90.+4. Minute unmittelbar nach einem Torerfolg (5:3 für Brake) vor dem Wiederanstoß von anvisierten zehn Minuten Nachspielzeit, vermutlich durch einen Treffer eines Balles auf den Hinterkopf, zu Boden und konnte das Spiel nach Bewusstlosigkeit in Folge dessen und sich entwickelnden, tumultartigen Zuständen auf dem Feld nicht fortsetzen.“ Kutza schildert die weiteren Szenen, die sich mittig zwischen Strafraum und Mittellinie der Roj-Hälfte zugetragen haben, so: &bdquo;Der Schiedsrichter lag wie leblos am Boden und ich sah, wie Jörg Pundmann auf den Platz ging und fragte, was da los sei. Daraufhin kam ein Zuschauer von Roj. Es gab ein Wortgefecht zwischen dem Zuschauer und Jörg. Plötzlich standen rund 50 Menschen auf dem Platz und ein Zuschauer packte Jörg am Hals und gab ihm zusätzlich noch einen Fußfeger. Daraufhin ging Jörg zu Boden und es standen drei Leute von Roj mit geballten Fäusten über ihm, eine Faust hat ihn getroffen.“ In der Folge soll der A-Jugend-Trainer des TuS Brake dazwischengegangen und vermeintlich Schlimmeres verhindert haben. Kurz darauf traf die Polizei ein. Zusammenbruch zu Hause Jörg Pundmann, der zunächst noch unter Schmerzmitteln mit Brakes erster Mannschaft nach Pödinghausen gefahren war, brach abends zu Hause zusammen und kam ins Krankenhaus. Er sagt: &bdquo;So schlimm meine Verletzungen auch sind, ich würde jederzeit wieder einem bewusstlos am Boden liegenden Menschen helfen. Wegschauen ist für mich keine Option. Aber dieser Fußball ist nicht mehr mein Fußball. Ich hatte die Hoffnung, dass ich etwas bewegen kann. Leider sind das Illusionen. Schade um die leuchtenden Kinderaugen, die mir immer Kraft und Mut gegeben haben, so einen Job ehrenamtlich auszuüben.“ Der SV Roj verweist auf seinen Anwalt Rocky Cinquepalmi, Spieler und Vorstandsmitglied beim SV Roj, erklärte auf Anfrage: &bdquo;Es gibt von unserer Seite im Moment keine Stellungnahme zu der Sache. Wir haben sie unserem Anwalt übergeben, der wird sich dann dazu äußern.“ Cinquepalmi ergänzte jedoch: &bdquo;Wir haben mehrere Anzeigen gegen Braker Spieler erhoben.“ Bei einer späteren Stellungnahme erhebt er schwere Rassismus-Vorwürfe.

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