Nur noch zwei von zwölf Erzieherinnen da: Bielefelder Kita-Eltern in großer Sorge

Bielefeld. In einer DRK-Kita in Heepen halten aktuell noch zwei von zwölf Fachkräften die Stellung. Die Folge, nicht nur hier: teils massive Kürzung der Betreuungszeiten oder auch Gruppenschließungen. Im Kinderhaus Senne der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mussten Eltern in diesem Sommer planmäßig einen festen Tag pro Woche ohne Kita einplanen. "Wie soll's dann erst im Herbst und Winter werden?", fragen Bielefelder Eltern besorgt. Zwar gibt's jetzt bald mehr Geld vom Land für die Kitas, trotzdem graut es vielen Mütter und Väter vor dem Kita-Herbst. Bis die Finanzspritzen spürbar ankommen, werde es noch dauern, so Melanie Walke vom Bielefelder Jugendamtselternbeirat und selbst Mutter eines Kita-Kindes. "Und das Ganze geht jetzt schon seit über drei Jahren so." Eltern und Kita-Personal versuchten zwar immer noch, die Lücken irgendwie zu füllen. So würden Mütter, die nicht arbeiten gingen, stundenweise kleine Gruppen bei sich zuhause betreuen. "Aber man merkt auch, dass alle wirklich angespannt sind", sagt Walke. "Als Träger bewerten wir die aktuelle Situation in Bielefeld mit Blick auf den Herbst als herausfordernd und sind in Sorge", sagt auch Marco Eltner, Vorstand des Kreisverbands Bielefeld des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Das unterhält in Bielefeld elf Kindertagesstätten, in denen rund 260 Mitarbeitende mehr als 700 Kinder betreuen. Der gesetzliche Personalschlüssel berge ein hohes Risiko von Gruppenschließungen oder Einschränkungen von Betreuungszeiten. In der vergangenen Woche seien zwei der elf Einrichtungen betroffen gewesen. "In dieser Woche haben wir bedauerlicherweise eine weitere Einschränkung der Betreuungszeiten in einer unserer Kitas vornehmen müssen", ergänzt Eltner. Die Gründe: ausnahmslos krankheitsbedingte Ausfälle. Bielefelder Kita-Träger absolut besorgt Durch die geplante Finanzspritze des Landes werde das grundsätzliche Problem – die Finanzierung eines höheren Personalschlüssels – immer noch nicht gelöst. "Wir fordern hier eine deutliche Nachbesserung", sagen auch Vertreter anderer Bielefelder Kita-Träger. Aufgrund des Fachkräftemangels und der nicht auskömmlichen Finanzierung von Personal sei die derzeitige Situation kurzfristig nur schwer zu beheben. "Eltern werden leider mit eingeschränkten Betreuungszeiten und Gruppenschließungen leben müssen", sagt Eltner. Erst einmal sei es gut, dass das Land mit der jetzt beschlossenen zehnprozentigen Erhöhung der Kindpauschalen endlich überhaupt reagiert habe, so Sozialdezernent Ingo Nürnberger. "Wir brauchen aber noch mehr Ad-hoc-Unterstützung vom Land – vor allem bei der Übernahme der Kosten für Ausbildung." Es gebe in Bielefeld die eindeutige Rückmeldung der Träger, dass sie mehr ausbilden könnten, wenn sie dafür die Kostenerstattung bekämen. Die meisten seien aus finanziellen Gründen gezwungen, unter Bedarf auszubilden – obwohl es viele Menschen gebe, die den Erzieher-Beruf ergreifen wollten. Die Stadt Bielefeld sei auch weiterhin bereit, ihren Teil für eine auskömmliche Finanzierung der Kitas nachzukommen, wenn auch das Land seine Pflichten erfüllt. Die jetzt vom Land beschlossene zehnprozentige Erhöhung der Kindpauschalen zum 1. August 2024 werde die Stadt etwa 10 Millionen Euro kosten. Nachfragen nach möglicher Erstattung der Kita-Gebühren Das Thema Finanzierung beschäftige auch die Eltern immer wieder sehr, so Melanie Walke. "Einige haben mittlerweile ihre Arbeitsstunden reduziert, weil sie die Ausfälle in den Kitas immer wieder auffangen müssen", berichtet sie. Dass sie trotz teils stark reduziertem Angebot die ganze Zeit in voller Höhe zahlen müssten, ärgere viele. Die Elternbeiträge dienten der Mitfinanzierung der (Betriebs)Kosten der Kindertageseinrichtungen und -pflegestellen, so immer wieder die Antwort der Stadt bei Nachfragen nach möglicher Erstattung. "Für vieles andere ist aber immer unglaublich viel Geld da, wie beispielsweise jetzt aktuell mal eben mehr als 100.000 Euro für das kurze Fahrradwerbevideo, das jeder Schüler hätte produzieren können und die dicke Party dazu", sagt eine Kita-Mutter, die anonym bleiben möchte. "Familien würden sich ja beispielsweise auch schon über eine kleine Anerkennung für das, was sie da seit Jahren auffangen, freuen", ergänzt Walke. Eine Idee sei da beispielsweise ein Gutschein fürs Familienbad.

Meistgelesen