Große Marihuanaplantage wird für Bielefelder zum Fiasko

Bielefeld. Auf den ersten Blick erscheint es schwer zu glauben, doch hat sich das Unterfangen für die Angeklagten offenbar überhaupt nicht gelohnt: Drei Männer aus Bielefeld, Bad Salzuflen und Hille müssen sich derzeit vor dem Bielefelder Landgericht verantworten, weil sie gemeinsam eine Marihuanaplantage betrieben haben. Verdient haben wollen sie dabei jedoch nichts - und nun droht ihnen neben mehrjährigen Freiheitsstrafen die Einziehung der Verkaufserlöse. Am 27. April des vergangenen Jahrs durchsuchten Beamte der Polizei Bielefeld eine Lagerhalle an der Heeper Straße in Bad Salzuflen. Dabei stießen die Ermittler neben dem notwendigen Equipment für die Aufzucht von Marihuanapflanzen auch auf Stecklinge, die bei ungestörtem weiteren Wachstum einen Ertrag von ungefähr 59 Kilogramm Marihuana erbracht hätten. "Als ich im Polizeibericht las, dass damit 59 Kilogramm Ertrag möglich gewesen wären, bin ich fast aus allen Wolken gefallen", sagte Noel N. (38; Namen geändert) nun in der Verhandlung vor der XX. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts. Denn die drei Ernten, die das Trio aus den Anbauzyklen eingefahren hatte, lagen deutlich unter dem, was offenbar möglich gewesen wäre. "Unser Ergebnis war ja eher traurig", sagte der aus Bad Salzuflen stammende N. vor Gericht. Eine Anschubfinanzierung von 10.000 Euro Aber von vorne: Anfang 2020 kamen der Bielefelder Leontij M. und sein Bekannter Noel N. überein, die leer stehende Lagerhalle für ihre Zwecke zu nutzen. Und dies bedeutete in der Theorie: der gewinnbringende Anbau von Marihuana. Wirkliche Kenntnis von der Materie will keiner der Männer gehabt, sondern sich das Wissen in der Folge über das Internet angeeignet haben. "Ich hatte keine Ahnung davon, habe mich Noel gegenüber aufgespielt", sagte M. vor Gericht. Allerdings habe ihm ein Bekannter ein paar Tipps geben können und ihm auch den Kontakt zu einem niederländischen Händler vermittelt, über den die Angeklagten in der Folge ihre Stecklinge bezogen. Bei diesem Bekannten handelte es sich übrigens um jenen Felix J. (34) aus Preußisch Oldendorf, den ausgerechnet die nun ebenfalls zuständige XX. Große Strafkammer wegen dessen Beteiligung an mehreren Cannabisplantagen im Juni dieses Jahrs zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt hat. Nachdem der Plan stand und Noel N. eine Anschubfinanzierung von 10.000 Euro zugesagt hatte, holte der 40-jährige M. seinen Bekannten Oliver J. (51) aus Hille mit ins Boot. Dieser wurde insbesondere wegen seiner handwerklichen Fähigkeiten gebraucht - und sagte bereitwillig zu, da er, wie er nun berichtete, zu jener Zeit hohe Schulden gehabt habe. Zwar erwirtschaftete die Bande in der Folge mehrere Zehntausend Euro durch den weitgehenden Verkauf von drei Ernten - doch fraßen die laufenden Kosten sowie der Preis für neue Stecklinge die Erlöse beinahe wieder auf. "Schon den letzten Anbauzyklus wollten wir eigentlich gar nicht mehr starten, weil wir dachten: Wir können es nicht, wir werfen hin", sagte N. vor Gericht. Doch wäre auch der notwendig gewordene Rückbau der halle bei einem Auszug derart teuer gewesen, dass die Angeklagten doch noch auf eine ertragreiche letzte Ernte hofften - ein möglicher Ertrag, den die Polizei schließlich auf 59 Kilogramm schätzte und durch die Sicherstellung der Pflanzen zum Wunschdenken machte. Geständnisse - aber keiner will die Idee gehabt haben Zum Prozessauftakt legten die drei Angeklagten also weitgehende Geständnisse ab. Nur in der Frage, wer wen zuerst auf die Möglichkeit der illegalen Marihuanaaufzucht angesprochen haben soll, schieben sich Noel N. und Leontij M. den Schwarzen Peter gegenseitig zu. Gelohnt hat es sich für die Männer sicherlich nicht. Denn neben den nun zu erwartenden Haftstrafen droht auch die Einziehung der Verkaufserlöse in Höhe von mehreren Zehntausend Euro. Brutto, versteht sich. Der Prozess wird am 5. September fortgesetzt.

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