Bielefelder Experten bieten ein kostenloses Schlaftraining

Bielefeld. Eigentlich hat man zum Abend hin alles richtig gemacht: keinen Kaffee und keinen Alkohol getrunken, keinen anstrengenden Sport getrieben, nicht mit dem Handy herumgedaddelt oder im Fernsehen noch einen aufregenden Krimi geschaut. Das Schlafzimmer ist dunkel, das Bett gemütlich - aber trotzdem klappt's nicht mit dem Ein- und Durchschlafen. Was tun? Das untersucht die Arbeitsgemeinschaft "Versorgungsforschung für vulnerable ältere Menschen" am Universitätsklinikum OWL der Uni Bielefeld mit ihrer Pilotstudie "Schlafstörungen bei älteren Menschen". Dafür werden noch Teilnehmer gesucht. Die Psychologin Rabea Alexandra Höke (33) berichtet, was die Probanden erwartet. Etwas lässt sich mit ein wenig Disziplin auch selbst austesten. Rund 10 Prozent der Bundesbürger leiden unter Schlafstörungen. Während der Coronazeit ist diese Zahl einer Untersuchung zufolge sogar auf 19 Prozent gestiegen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, Altere mehr als Jüngere. "Aber eine solche Störung hat nichts mit der Schlaflänge zu tun", erklärt die 33-Jährige. Die sei individuell sehr verschieden, sie liege zwischen fünf und zehn Stunden. Morgens wie gerädert aufwachen Wer aber über rund vier Wochen morgens immer wie gerädert aufwache, sehr früh oder zwischendurch immer wieder wach werde und nicht mehr einschlafe, der leide unter einer Störung (Insomnie). Die könne sowohl organische (etwa Restless-Leg-Syndrom) als auch nichtorganische (beispielsweise Alpträume) Ursachen haben. Bei den Studienteilnehmern würden zunächst im Interview mögliche Gründe abgeklärt und organische Probleme behoben, sagt Höke. In der ersten Sitzung dann gebe es eine gründliche Einführung ins Thema. Zweiwöchiges Schlaftagebuch Im nächsten Schritt führten die Probanden zwei Wochen lang ein Schlaftagebuch. "Danach versuchen wir, die Schlafzeit zu komprimieren. Ziel ist es, im Bett wirklich nur zu schlafen" - und das zu festen Zeiten: etwa jede Nacht von 23 bis 5 Uhr. Dabei sei es egal, ob man dann tatsächlich fest schlummere oder nicht. Höke: "Das durchzuhalten ist gar nicht so einfach." Viele machten den Fehler, länger im Bett zu bleiben, wenn ihre Nachtruhe schlecht war. "Und dann setzen sie sich auch noch selbst unter Druck." Durchschlafstörung sinkt auf 20 Minuten Bei den bislang sieben Probanden - im Durchschnitt 71 Jahre alt - sei die Durchschlafstörung anschließend von anfangs bis zu drei Stunden auf 20 Minuten gesunken, berichtet die Psychologin. "Das ist wirklich gut. Aber wir können natürlich nicht sagen, wie signifikant das ist." Deshalb werden weitere Freiwilligen gesucht. Allerdings kommen für die fünfwöchige Studie nur bestimmte Personen in Frage: Sie müssen über 65 Jahre sein, über längere Zeit schlecht schlafen und vor einer geplanten Operation (etwa Hüft- oder Knie-OP) stehen. "Wir wollen nämlich nicht nur überprüfen, ob das Schlaftraining funktioniert, sondern auch, ob es das Risiko eines post-operativen Delirs verringert", erläutert Höke, die das therapeutische Training durchführt. Delir sei ein akuter Verwirrtheitszustand, der vor allem bei älteren Menschen mit chronischen Schlafstörungen nach einer OP auftrete und einem immensen Leidensdruck verursache. Sitzungen zu Hause oder in Bethel Die Probanden können für ihre wöchentlichen Studiensitzungen in die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Haus Gilead 3, Bethesdaweg 12, nach Bethel kommen. Das Team besucht sie aber auch gern zu Hause. Zudem sind Online-Sitzungen über einen Link, der per E-Mail zugeschickt wird, möglich. Mehr Infos gibt es unter E-Mail rabea-alexandra.hoeke@evkb.de oder über Tel. 0521 77278259 (montags von 12 bis 18 Uhr).

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