„Es reicht“: Bielefelder (84) ist erschüttert über die Auto-Massen in Bielefeld

Bielefeld. 65 Jahre ist er Auto gefahren. Jetzt ist damit Schluss. Lutz Röver hat seinen Golf abgemeldet, nachdem der Wagen ihm über ein viertel Jahrhundert treu war. Gründe für die Abmeldung gebe es viele, sagt der 84-Jährige, der sich als Fan der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg bezeichnet. Vor allem wollte er ein Zeichen gegen den Trend setzen. &bdquo;Es ist ja verrückt, dass trotz der Debatten über Klimawandel und Verkehrswende immer mehr Autos in Bielefeld angemeldet werden.“ Wo solle das enden, wenn jeder ein eigenes Auto habe. &bdquo;Ich jedenfalls fahre jetzt nur noch mit Bus und Bahn.“ Lutz Röver sitzt auf der Bank an der Jahnplatzuhr. Für die Gesprächsreihe &bdquo;Bielefeld im Fokus“, hat er sich diesen Ort ausgesucht, um seinen Unmut über den Verkehr in Bielefeld zu äußern. Den Jahnplatz hätte er sich autofrei gewünscht. Dafür sei es auch nach dem Umbau immer noch nicht zu spät, sagt der ehemalige Besitzer der Textilreinigungsfirma Röver an der Rohteichstraße. Als er 1953 von Leipzig nach Bielefeld gekommen sei, habe es viel Skepsis gegenüber den Fußgängerzonen gegeben. Heute würden sie gerade deswegen geschätzt werden, weil dort kein Auto fahren dürfe. Kesselbrink und Bielefelder Hauptbahnhof könnten Jahnplatz als Busbahnhof werden Warum also jetzt nicht den Schritte wagen und den Jahnplatz autofrei und so zu einem Teil der Fußgängerzone machen. &bdquo;Das würde sich positiv auf die Luftqualität in der Innenstadt auswirken und man hätte viel Raum für eine Begrünung des Platzes“, findet der Bielefelder. Die Busse ließen sich ebenfalls umleiten, ist er sich sicher. &bdquo;Das geht während des Leinewebers ja auch“, sagt er. Der Kesselbrink und der Hauptbahnhof könnten stattdessen als Busbahnhöfe genutzt werden. Er selbst komme prima ohne Auto zurecht. Zumal er in der Innenstadt wohne mit einer Stadtbahnhaltestelle vor der Tür. &bdquo;Ich kaufe auf dem Ostmarkt ein und versuche alle anderen Besorgungen in der näheren Umgebung zu machen.“ Gut findet der Rentner, dass er ganz nebenbei jetzt die Anlieger-Parkgebühren spart, die künftig auf 60 Euro jährlich erhöht werden sollen. Über 250 Leserbriefe für die Zeitung geschrieben Lutz Röver zeigt sich beeindruckt von den Umwelt-Bewegungen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. All die Kinder und Jugendlichen, die auch in Bielefeld aufstehen, um ihre Zukunft selbst in die Hände zu nehmen. Er wünsche ihnen und der Erde, dass sie noch viel mehr erreichen als bisher. Röver beschreibt sich als politisch interessierten Menschen. So hat er nach eigenen Angaben in den vergangenen zehn Jahren über 250 Leserbriefe für die Zeitung verfasst. Anfang der 90er-Jahre war er das &bdquo;Urgestein“ der NW-Sonderbeilage &bdquo;Brackweder schreiben für Brackwede“. Hierfür schrieb er am liebsten Reiseberichte. Ein Kontrastprogramm zu seinem beruflichen Alltag. Lutz Röver machte nach dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine Ausbildung als Industriekaufmann. Doch er entschied sich, die Familientradition fortzuführen, und ging in die Lehre als Färber und chemischer Reiniger. In Bielefeld eröffnete sein Vater Helmut Röver 1953 die erste Röver-Reinigung in Ostwestfalen. Seit 1978 leitete der Sohn die Firma. Der Stammbetrieb befand sich immer an der Rohrteichstraße, dort, wo heute die Produzentengalerie beheimatet ist. Eine weitere Filiale der Reinigung existierte in Brackwede von 1959 bis 1998. Noch bis 2003 haben die Söhne Lutz und Christian Röver das Familienunternehmen mit acht Filialen und 30 Mitarbeitern weitergeführt.

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