Wer kennt sie noch? Das waren die Riesen-Kaufhäuser in Bielefeld

Bielefeld. Überall in Ostwestfalen-Lippe hingen bereits im Frühjahr 1977 die Plakate, die für das &bdquo;Paradies am Teuto“ warben. Das &bdquo;Paradies“, das war damals ein Warenhaus: Horten, seinerzeit die Nummer vier der Branche, eröffnete schließlich im Juli des Jahres in Bielefeld. Der Einkaufstempel an der Stresemannstraße, aus dem später der Kaufhof wurde, markierte vielleicht so etwas wie den Höhepunkt der Kaufhausentwicklung in der Stadt. Mehrmals am Tag öffnete sich an der Front eine goldene Kugel. Die Figur eines kleinen Jungen balancierte dort auf einem Ball und jonglierte gleichzeitig mit einem weiteren. Ein Hingucker. Bis zu zwölf Waren- und Textilkaufhäuser fanden in Bielefeld zeitweise ausreichend Kundschaft. Das war gestern. Heute steht fest: Bald wird es kein einziges Warenhaus in der Stadt mehr geben. Wenn Karstadt Ende Januar 2024 schließt, wird dieses Kapitel Stadt- und Kulturgeschichte enden. Es begann bereits lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Da gab es zum Beispiel schon das Kaufhaus Alsberg am Jahnplatz, aus dem später Opitz wurde. Und auch der US-Konzern Woolworth war bereits mit einem &bdquo;20-Pfennig-Laden“ vertreten. Aber so richtig los ging es erst in den Wirtschaftswunderjahren. Dann aber Schlag auf Schlag. In der Bahnhofstraße reihte sich Kaufhaus an Textilkaufhaus. Wer in den 70er Jahren vom Hauptbahnhof kam und durch die Bahnhofstraße Richtung Jahnplatz schlenderte, kam an den Wühltisch-Riesen nicht vorbei. Bei Karstadt gab’s sogar eine Eisbahn Gleich am Anfang das mächtige Gebäude von C&A Brenninkmeyer. Der niederländisch-deutsche Bekleidungs-Clan errichtete in den 50er Jahren ein großes Haus an der Ecke Feilenstraße, das irgendwann sogar zu eng wurde und in den Neunzigern durch einen noch größeren Neubau ersetzt wurde. In den Anfangsjahren war nebenan Woolworth mit einer neuen Filiale der Untermieter. Ein paar Meter weiter folgte die Kaufhalle, der Billigableger des Kaufhof-Konzerns. Legendär der Duft des Schnellrestaurants im hinteren Teil des Erdgeschosses, der irgendwie das gesamte Gebäude zu durchwabern schien. Später versuchte es Kaufhof dort mit dem Medienkaufhaus Gemini. Jetzt residieren in dem nüchternen Zweckbau Mango, Olymp & Hades und ein Drogeriemarkt. Weiter geht’s zu Leffers. Die Textilkaufhaus-Kette hatte sogar ihren Sitz in Bielefeld. Ihr Chef Ernst Leffers galt als legendäre Unternehmerpersönlichkeit. Er brachte nicht nur die Kette, sondern auch das Bielefelder Haus auf Vordermann. 1989 verkaufte er an die Schidedanz-Gruppe (Quelle). Später wurde aus Leffers Sinn-Leffers und schließlich nur noch Sinn. Das ursprüngliche Stammhaus wich einem Neubau, in dem heute der Sportartikelhändler Decathlon, der Drogeriemarkt Müller, Woolworth (mit einem neu konzipierten, kleinen Ladengeschäft) und Textilhändler New Yorker untergebracht sind. An der Kreuzung Bahnhof-, Arndt- und Stresemannstraße lagen gleich drei Kaufhausadressen. Der Herforder Modehersteller Leineweber (heute Brax) verkaufte in Bielefeld wie an 23 Standorten Bekleidung. Auf der anderen Seite befand sich seit den 50er Jahren das Kepa-Kaufhaus, wiederum der Günstig-Ableger des Karstadt-Konzerns. Der eröffnete seinerseits gegenüber 1964 das Warenhaus-Flaggschiff in Bielefeld. 1200 Mitarbeiter zählte Karstadt anfangs. Fahrstuhlführer sagten bei jedem Halt das Sortiment auf der jeweiligen Etage an. Für Kinder waren Spielzeug- und Zooabteilung ein Traum. Auf der Dachterrasse gab es im Sommer eine Campingausstellung, im Winter eine Eisenbahn. Vorbei, vorbei. Kepa und der Textilgroßhändler Katag, ebenfalls dort ansässig, wichen in den 70er Jahren einem neuen Quelle-Kaufhaus. Das eröffnete nur kurz nach Horten an seinem neuen Standort. Zuvor es war es am Jahnplatz ansässig, dort, wo heute McDonald’s Burger brät. Quelle blieb nicht lange. Das Gebäude verschwand schnell. Stattdessen kamen die Dresdner Bank und Peek & Cloppenburg. Erhalten ist das &bdquo;Quelle Parkhaus“ an der Herforder Straße. Opitz dominierte den Jahnplatz Aus dem jüdischen Kaufhaus Alsberg wurde in der NS-Zeit Opitz. Und Opitz baute in den 50er Jahren das markante Gebäude, das bis heute zur Altstadtseite den Platz bestimmt. Kunden hatten über den Jahnplatztunnel einen direkten Zugang zu den Verkaufsräumen. Im Tiefgeschoss befand sich die &bdquo;berühmte“ Strumpfwerkstatt. Doch auch die große Zeit von Opitz war noch im vergangenen Jahrtausend beendet. Sport Scheck zog zunächst ein, es blieb nur eine Opitz-Wäscheabteilung. 2012 verschwand der Name Opitz endgültig. Heute verkauft dort TK Maxx zu Outletpreisen. Und dann ist da noch das kleine Central-Kaufhaus am Jahnplatz im Café Europa. Ein familiengeführtes Haus, das bis in die 70er Jahre Bestand hatte. Ein Gemischtwarenladen im besten Sinne, der sich über Erdgeschoss und Tiefparterre erstreckte. Nach soviel Kaufhaus sind die Füße müde. Aber eine Pause hätte man schon zuvor einlegen können. Vielleicht nicht in der Kaufhalle, da roch es zu streng. Im Karstadt-Restaurant ging es gediegener zu. Später auch bei Horten, wo man im englischen Landhausambiente speisen konnte, dafür aber in einem fensterlosen Restaurant. Oder doch besser bei Opitz. Dritte Etage mit Blick auf den Jahnplatz.

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