Gepfefferte Preise auf dem Bielefelder Leinewebermarkt: Händler äußern sich

Bielefeld. &bdquo;Wenn man die Preise halten kann, ist man schon König“, sagt Dirk Oberschelp, während er in seinen Süßwarenstand zwischen Jahnplatz und Rathaus steht. Viele Könige gibt es demnach beim Leinewebermarkt, denn die meisten fahrenden Händler haben ihre Preise gegenüber dem Vorjahr halten können – trotz gestiegener Kosten sowohl bei Energie und bei den &bdquo;Rohstoffen“ als auch bei den Standgebühren (plus 10 Prozent). An das hohe Preisniveau (Bratwurst für 4 Euro, Pizza für 5 Euro oder ein Crêpes mit Zucker und Zimt für 3 Euro) wird man sich eben gewöhnen müssen. Auch ein bunter Luftballon mit Helium gefüllt kostet zwischen 8 und 12 Euro. Preise sind ein wichtiges Thema, nicht nur beim Gast des Leinewebermarktes, auch bei den Händlern: &bdquo;Alles wird teurer, auch die Kartoffeln und das Speiseöl“, rechnet Deborah Lübke vor, die in dritter Generation in ihrem &bdquo;Holland-Haus“ frittierte Erdäpfel in allerlei Variationen anbietet. Wie den Tornado-Spieß, eine ganze Knolle, in Scheiben geschnitten und mit Schale auf einen Holzspieß gepikst. Auch sie ist eine – nach Oberschelps Duktus – Königin. Der Süßwarenhändler gibt sich am Eröffnungstag des Leinewebermarktes dennoch zuversichtlich, obwohl es ihn ein bisschen ärgert, dass er am Himmelfahrtstag schon um 22 Uhr seine Fenster schließen muss. &bdquo;Die Leute kommen erst um 10 Uhr abends vom 1986zig-Konzert vom Jahnplatz und wollen dann sicher noch etwas essen oder trinken, und viele wollen noch Drachenfutter mit nach Hause nehmen“. Bitte was? &bdquo;Na ja, eine süße Kleinigkeit für die daheimgebliebene Gattin, die die Kinder hütet.“ Tatsächlich müssen gemäß einer Landesverordnung die Kirmesbuden um 22 Uhr schließen, weil der nächste Tag ein Werktag ist. Das bestätigt auch Katharina Schilberg von Bielefeld Marketing: &bdquo;Wir haben es aber auf 22.30 Uhr erweitern können, immerhin.“ "Zahlen die zehnfache Standgebühr" Zurück zu den leidigen Preisen: Der Hotdogverkäufer (mit allem 6,50 Euro) an der Obernstraße ist von Anfang an beim Leinewebermarkt dabei. Er erinnert sich: &bdquo;Damals, also von fast 50 Jahren betrug die Standgebühr noch 300 Mark und heute zahlen wir das 10-fache – in Euro.“ Aber auch er gibt sich bei seiner Preisgestaltung heuer königlich. Auch bei den Fahrgeschäften hat sich das Preis-Level gehalten: Eine Fahrt im Musik-Express neben dem Rathaus hat den Gegenwert einer Bratwurst, wer direkt gegenüber etwas gemächlicher mit dem &bdquo;Altdeutschen Riesenrad“ hoch hinaus will, zahlt 3,50 Euro, &bdquo;Jekyll & Hyde“, die spektakuläre Schiffsschaukel, die ihre Besucher auf Tempo 4G beschleunigt (Astronautentempo beim Start einer Rakete) muss mit 6 Euro entlohnt werden, und die ganz harten Freizeit-Hasardeure gehen in den Hangover: 80 Meter hoch geht es gemächlich mit dem gespenstischem Glockenklang von AC/DCs &bdquo;Hells Bells“, oben angekommen genießt man die Sicht über die Stadt, aus den Boxen schallt &bdquo;Time To Say Goodbye“, die Handbremse wird gelöst, und mit Tempo 100 schießt die kreisrunde Gondel in den Abgrund – macht 7 Euro, bitte. Berthold steht am Niederwall mit seinem familientauglichen Dosenwurf-Stand. Auch er hat die Preise nicht erhöht: &bdquo;Das kannste doch nicht machen, da kommen Familien mit ihren kleinen Kindern, den kann man nicht das Geld aus der Tasche ziehen.“ So spricht ein König. Etwas anderes ärgert ihn aber so richtig: &bdquo;Ich muss 170 Euro für die Müllentsorgung zahlen. Müll? Ich produziere gar keinen Müll.“ Etwas mehr Abfall macht sicher die Ochsenbraterei von Stollberg am Alten Markt. Aber – und das seit Jahren – hier werden als Einweg-Geschirr nur gehärtete Palmblätter als Teller ausgegeben – biologisch zu 100 Prozent abbaubar also. Wenn der Markt gut läuft, brauchen wir hier drei Ochsen. Viel Glück.

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