Bielefelder Eltern sehen Kitas vor dem Kollaps und starten Petition

Bielefeld. Landesweit stehen Eltern am Rande der Verzweiflung. In den Kitas werden Betreuungszeiten reduziert, überall fehlen Fachkräfte, und Träger fragen sich, wie sie in Zukunft überhaupt noch weitermachen sollen. Bielefelder Eltern von Kita-Kindern üben nun scharfe Kritik an der Landesregierung. Diese tue nichts gegen die chronische Unterfinanzierung des gesamten Systems. Die Online-Petition &bdquo;Kita-Notstand stoppen – Kita-Reformen jetzt“, mit der 29.000 Unterschriften gesammelt werden sollen, will das ändern. Judith Wend lässt kein gutes Haar an der Bildungspolitik in NRW: &bdquo;In unserer Kita badet das Personal gerade die Untätigkeit der Landesregierung aus, um die Belastungen von den Kindern und Familien fernzuhalten.“ Wend ist Mutter von drei Kindern. Mit anderen Eltern hat sie jetzt eine Online-Petition gestartet. Initiator ist Matthias Pieper aus Bielefeld. Gemeinsam schreiben sie: &bdquo;Die Kitalandschaft kollabiert – deswegen fordern wir Bielefelder Eltern die Landesregierung auf, jetzt sofort die Rahmenbedingungen für eine familien- und kindgerechte Kitalandschaft zu schaffen.“ 2.113 Unterschriften haben sie schon in wenigen Tagen gesammelt. Überraschend hoch sind auch die Kommentare zur Petition. 677 Beiträge gibt es bisher. Alle unterstreichen die Relevanz des Vorhabens. Akute Notlage in vielen Kitas erreicht Es ist nicht der erste Versuch von Bielefeldern auf die prekäre Situation in Kitas hinzuweisen. Erst am 30. März diesen Jahres hatten Elternvertreter mit einem offenen Brief Oberbürgermeister Pit Clausen und das Jugendamt aufgefordert, der Misere mit aller Kraft entgegenzuwirken. Im Dezember 2022 bekamen viele Eltern einen Brief, aus dem hervorging, dass sich die Bielefelder Kitas in einer akuten Notlage befänden. Darüber informierten die Stadt und weitere Kita-Träger. In dem Brief, den auch Sozialdezernent Ingo Nürnberger unterzeichnet hatte, warnten Stadt, Evangelischer Kirchenkreis und Bielefelder Falken vor Ausfällen aufgrund des starken Personalmangels in den Einrichtungen. Im Mai 2021 hatten Bielefelder Kita-Träger bereits einen offenen Brief an die Landesregierung verfasst, der in die gleiche Richtung ging wie die Online-Petition, die nun gestartet wurde. Die beiden Kinder des Initiators Matthias Pieper besuchen eine Wirbelwind-Kita. Genauso wie die Kinder von Judith Wend. Beide betonen, &bdquo;dass es auf keinen Fall darum gehe, auf schlechte Verhältnisse in den eigenen Kitas aufmerksam zu machen. Das Gegenteil sei der Fall. Das Personal leiste &bdquo;großartige Arbeit und mache das Beste aus einer schwierigen Situation“. Überstunden am Rande der Belastbarkeit In vielen anderen Kitas sei dieser Punkt schon lange überschritten. Im Kitaalltag sei kaum etwas anderes möglich als das, was über die Basisversorgung der Kinder hinausgehe. Für die Kinder bedeuten weniger Personalstunden, dass wichtige Dinge wegfallen. Das betrifft Schulkinderprojekte, Ausflüge zum Spielplatz, Turnen oder Kuchenbacken. &bdquo;Pädagogische Arbeit und frühkindliche Bildung ist kaum noch möglich“, sagt Judith Wend. Ihre mittlere Tochter (5 Jahre) besucht die Wirbelwind-Kita in der Normannenstraße in Brackwede. Auch ihr Sohn (11 Monate) wird ab dem Sommer dort hingehen. Das Personal tue alles, um jedem Kind weiterhin gerecht zu werden und einen kindgerechten Alltag zu gestalten. &bdquo;Auf Dauer wird dies aber nicht mehr möglich sein, wenn die Erzieher immer Überstunden machen und über ihre Grenzen gehen müssen.“ Matthias Pieper betont, dass die Fachkräfte am Rande der Belastbarkeit stünden. Die Initiatoren der Petition sind genervt: &bdquo;Anstatt die Träger finanziell so auszustatten, dass sie mehr Personal einstellen können, werden in Düsseldorf Arbeitsgruppen gebildet, die jetzt drei Jahre lang erarbeiten sollen, was ohnehin schon jeder weiß.“ Unterfinanzierung und Personaleinsparungen Der konkrete Auslöser für die Petition war eine Informationsveranstaltung des Kita-Trägers Wirbelwind gGmbH für alle Elternbeiräte. In dieser wurde darüber berichtet, welche Auswirkungen die Unterfinanzierung der Kitas durch das Land nun auch für die eigenen Einrichtungen haben wird. Für Kinder und Eltern wird am deutlichsten zu spüren sein, dass sich der Personalschlüssel noch weiter zum Negativen entwickelt. In vielen Kitas herrscht wegen der chronischen Unterfinanzierung längst Fruststimmung. &bdquo;Für uns Eltern bedeuten die Personaleinsparungen, dass in Zukunft häufiger Betreuungszeiten gekürzt werden müssen, weil beispielsweise aufgrund von Krankheit der gesetzliche Betreuungsschlüssel nicht mehr eingehalten werden kann“, erklären die Bielefelder Eltern. Hier sei es glücklicherweise noch nicht so weit wie in anderen Städten in NRW, in denen sämtliche Kitas nur noch verkürzt öffnen könnten. &bdquo;Wir haben jetzt diese Petition ins Leben gerufen, weil wir verhindern möchten, dass es auch in Bielefeld so weit kommt, dass das Kitasystem qualitativ und quantitativ völlig kollabiert. “ Hier kommen Sie zur Online-Petition

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