Firma insolvent: Bielefelder Geschäftsmann soll Millionen veruntreut haben

Bielefeld/Herford. Vor dem Landgericht ist der Prozess gegen einen ehemaligen Geschäftsführer eines mittlerweile insolventen großen Personalservice-Anbieters fortgesetzt worden. Der 51-Jährige ist angeklagt, ohne rechtfertigenden Grund 4,8 Millionen Euro aus der Firma seiner Schwiegerfamilie abgezogen und auf Konten seiner eigenen Unternehmen - unter anderem mit Sitzen in Bielefeld und Minden - überwiesen zu haben. Zu der Anklage der Staatsanwaltschaft wird sich der gebürtige Herforder mutmaßlich am kommenden Verhandlungstag einlassen. Eine Tendenz zeichnet sich jedoch bereits ab. Der mittlerweile in Niedersachsen lebende Angeklagte hatte 2003 in die Familie des Gründers eines großen ostwestfälischen Personalservice-Anbieters eingeheiratet. 2006 wurde er innerhalb des Unternehmens seiner Schwiegerfamilie zum Geschäftsführer einer Kommanditgesellschaft (KG) mit Sitz in Bielefeld bestellt. Zu dieser gehörten mehrere GmbH - Gesellschaften mit beschränkter Haftung - unter anderem in Herford, Minden, Bielefeld und Bad Salzuflen. Doch führte der Geschäftsmann auch weitere, eigene Firmen - und auf deren Konten soll er laut Anklage in der Zeit von Oktober 2015 bis September 2017 rund 4,8 Millionen Euro des Personalservice-Anbieters transferiert haben. Für die jeweiligen Posten soll er laut Anklage Rechnungen erstellt haben. Doch habe es die dort zugrunde gelegten Leistungen nie gegeben, sagt die Staatsanwaltschaft. Der 51-Jährige soll sogar in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der KG deren Mitarbeiter angewiesen haben, diese Rechnungen ungeprüft zu begleichen. Die Insolvenz sei zu vermeiden gewesen, sagt der Angeklagte Bereits am vorangegangenen Verhandlungstag der IX. Großen Strafkammer hatte der Ex-Manager ausführlich ebenso zur Geschichte der Unternehmensgruppe seiner Schwiegerfamilie referiert wie auch zu den Veränderungen, denen sich die Branche in den vergangenen Jahren ausgesetzt sah. Auch am nunmehr zweiten von voraussichtlich drei Verhandlungstagen, die er für seine Einlassung benötigen wird, nahm der 51-Jährige noch nicht konkret zu den einzelnen Anklagepunkten Stellung. Dies soll erst am kommenden Verhandlungstag erfolgen. Doch zeichnete sich bereits jetzt ab, dass der Ex-Geschäftsführer die Anklage zumindest nicht einfach wird abnicken wollen - im Gegenteil. Der Angeklagte hatte die von seinem Schwiegervater gegründete Unternehmensgruppe bis zu seiner Abberufung gemeinsam mit seiner Ehefrau geführt. Die Ehe war infolge der nun in Rede stehenden Vorwürfe zerbrochen, das Unternehmen meldete 2018 Insolvenz an. Vor dem Landgericht führte der Angeklagte nun aus, dass diese weder sein Verschulden noch überhaupt notwendig gewesen sei: "Der Insolvenzantrag war am 6. Dezember 2018 aus Sorge vor einer künftigen Unterdeckung gestellt worden." Dies sei nach seiner Abberufung aufgrund falscher Annahmen geschehen. Doch seien die Vorbereitungen damals bereits so weit gediehen, dass seine Ex-Frau nicht mehr zurückgekonnt hätte. "Die Unternehmensgruppe war meilenweit von einer drohenden Insolvenz entfernt", sagte der 51-Jährige. Vielmehr habe das Unternehmen mit ihm als Geschäftsführer noch zum 30. Juni 2017 das beste Ergebnis der Firmengeschichte erzielt. Doch sei nach seiner Abberufung das operative Geschäft vernachlässigt worden, die Zahlen seien rapide runtergegangen. "Die neue Führung wusste nicht, was sie tat - ich schon. Ich konnte nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und versuchte vergeblich in zahlreichen Telefonaten, meine Frau vom damaligen Vorgehen abzubringen", führte der Angeklagte weiter aus. Der Ex-Manager kündigte an, sich am 12. Mai, dem kommenden Verhandlungstag, zu den konkreten Anklagepunkten der Staatsanwaltschaft zu äußern.

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