Fastenbrechen von "Erdogan-Vereinen" im Bielefelder Museum schwer in der Kritik

Bielefeld. Der Zusammenschluss zahlreicher Bielefelder Moscheen namens &bdquo;Bündnis Islamischer Gemeinden“, kurz BIG, veranstaltet ein religiöses Essen im Historischen Museum. BIG besteht zum großen Teil aus Moscheegemeinden, die über die türkische Religionsbehörde von der türkischen Erdogan-Partei AKP gesteuert werden, zudem aus Moscheen der orthodox-islamischen Milli-Görus-Bewegung und von Moscheen, die den rechtsextremen Grauen Wölfen nahe stehen. Es gibt auch eine Partei namens BIG, die offen den politisierten Islam vertritt. Deshalb steht die Veranstaltung in der Kritik. Die sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Christina Kampmann hat Konsequenzen gezogen und ihren Besuch abgesagt. Das Museum hält an dem &bdquo;Fastenbrechen“ fest. Direkt dem Präsidenten-Palast unterstellt Am morgigen Freitag, 31. März, soll es laut Einladung um &bdquo;Zusammenhalt, Gastfreundschaft und Dankbarkeit im Ramadan“ gehen, im Sinne eines &bdquo;gelingenden Miteinanders unserer vielfältigen Gesellschaft“. Für deutsch-türkische Bielefelder, die in Opposition zu Erdogan und seinem nationalistisch-islamistischen Kurs stehen, klingt das wie Hohn. Viele von ihnen sind sauer über die Veranstaltung in einer neutralen städtischen Institution, vor allem deshalb, weil gerade Wahlkampf in der Türkei ist. &bdquo;Alle vom türkischen Staat kontrollierten Moscheen in Deutschland sind direkt dem Präsidenten-Palast unterstellt“, erklärt für die Kritiker Lale Akgün, langjährige Politikerin der SPD und Kämpferin für säkulare und demokratische Werte. Akgün warnt unermüdlich vor den (türkisch dominierten) Moschee-Gemeinden als verlängerter Arm der Islamisten, als &bdquo;Ableger von Erdogans AKP, da muss man sich nichts vormachen“. Die Ditib-Moscheen seien &bdquo;Vorfeld-Organisationen“ der Regierungspartei. Deshalb empfänden es oppositionelle Deutsch-Türken als Affront, dass gerade diese hofiert würden von Politik und Verwaltung. &bdquo;Sie stehen für das Gegenteil von Integration“, sagt Akgün. Bielefelds Kulturdezernent Udo Witthaus, auch SPD-Mitglied, sieht es anders. Für ihn sei das Fastenbrechen Teil der Ausstellung &bdquo;Angekommen“ über Migration in Bielefeld. Die Religionsausübung spiele eine wichtige Rolle in der Ausstellung und im Rahmenprogramm. Zudem setzt er das religiöse Fastenbrechen der BIG mit einem Vortrag von Irith Michelsohn, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, in seiner Wertung gleich. Vorwurf des &bdquo;positiven Rassismus“ steht im Raum Zum Bündnis islamischer Gemeinden in Bielefeld sagt Witthaus auf Nachfrage: &bdquo;Zweifelsohne haben von diesen einige wenige auch enge Verbindungen zum türkischen Staat, andere verstehen sich jedoch als unabhängige, rein religiöse Institutionen.“ Die Abhängigkeit zu ausländischen Geldgebern sei jedoch vor allem historisch bedingt. Im Gegensatz zu den christlichen Kirchen bekämen sie keinerlei staatliche Unterstützung bei der Organisation und Finanzierung ihrer Gemeinden, so dass sie auf die Hilfe von Geldgebern aus den Herkunftsländern angewiesen seien. Für Lale Akgün ist diese Aussage an Naivität kaum zu überbieten. Man verstehe Veranstaltungen wie das Fastenbrechen offensichtlich als harmlose &bdquo;Folklore“ und erkenne nicht, was wirklich dahinter stecke. Sie nennt Witthaus Herangehensweise eine Form von &bdquo;positivem Rassismus“. Man erkläre die Türken pauschal zu unterstützungsbedürftigen Muslimen und &bdquo;streiche sie freundlich von oben herab über den Kopf“. Mit der Realität habe das nichts zu tun. Zahlreiche Deutsch-Türken würden sich nicht als Muslime verorten und fühlten sich nicht von Moscheen repräsentiert, die alles andere seien als Verbündete der liberalen Demokratie. Das Gegenteil sei vielmehr der Fall. Enge Anbindung an AKP und der rechtsnationalen MHP Akgün fürchtet, dass sich die Türkei, sollte Erdogan bleiben, den Weg weiter zu einer Beschneidung der Rechte von Frauen und der LGTBQ-Bewegung geht und zu einem Scharia-Staat wird. Das hätte dann auch Folgen für Deutschland über die hier lebenden türkischen Zuwanderer. Das islamistische Kräfte wie die AKP die Moscheen für ihren Wahlkampf nutzen, sei sicher. &bdquo;Das haben sie bisher immer gemacht.“ Der Essener Türkeiforscher und Politikwissenschaftler Burak Copur bekräftigt Akgüns Aussagen. Er verweist öffentlich immer wieder an die enge Anbindung vieler Moschee-Organisationen in Deutschland an Erdogan, die AKP oder die nationalistische türkische Partei MHP. Dem gegenüber lobt der Dezernent die Zusammenarbeit vom Integrationsrat der Stadt mit den Moscheen und deren Vertreter, der &bdquo;auf eine sehr konstruktive Art und Weise behilflich“ gewesen sei. &bdquo;Er ist federführend beim Fastenbrechen. Es ist davon auszugehen, dass die besagte Veranstaltung keinen fundamentalistisch religiösen Zweck, sondern ein eher integratives Ziel verfolgt“, sagt Witthaus.

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