Bielefelder Komödie: Die letzte Komische Nacht bleibt trotzdem komisch

Bielefeld. Wie Untergangsstimmung fühlt es sich nicht an bei der Komischen Nacht in der Komödie. Über 100 amüsementdurstige Menschen tummeln sich im Foyer des Spaßtheaters am Klosterplatz, ein Theater, das noch gar nicht weiß, ob es als solches jemals wieder den Vorhang öffnet. Das Publikum und die Comedians auf der Bühne scheint dies nicht zu scheren – gut so. Auch ein Sargnagel kann komisch und krumm eingeschlagen sein. Bei der Komischen Nacht reisen 6 Komiker durch die dunklen Straßen Bielefelds und treten an fünf Orten für jeweils 20 Minuten auf. Das Publikum kann dabei die Füße hochlegen und abwarten, wer da wohl als nächstes kommt in die Bar Celona, ins Zweischlingen, der Neuen Schmiede, dem Bunker Ulmenwall und der Komödie. Wer ebendort bis zum Ende blieb, wurde sogar noch Augen- und Ohrenzeuge der Auflösung eines jahrzehntelang erfolgreich gehüteten Geheimnisses in unserer Stadt. Fabio Landert ist demnächst im Zweischlingen zu Gast Zunächst aber sucht Fabio Landert die Komödie heim. Der junge Schweizer hat nicht nur Tattoos vom Knöchel bis zu den Ohrläppchen, sondern auch Eier. Anders ist es nicht zu erklären, dass man ein Programm beginnt mit den Worten: &bdquo;Beim Comedy-Marathon der Komischen Nacht bin ich gerne, da kann man auch mal vor Älteren auftreten“. Überraschend unbeschadet hat der 30-Jährige sein Programm &bdquo;Unter die Haut“ beenden können. Diesem kann man in Gänze am Samstag, 15. April, beiwohnen im Zweischlingen. Tickets gibt’s natürlich bei der NW. Diplombiologe Kairut Wenzel hat berufsbedingt ein Faible für Hygiene. So weiß er, dass sich zwei Drittel der Männer nach dem pullern nicht die Hände waschen. Ein Blick ins Publikum: &bdquo;Eins – zwei – drei, Ihr beide da hinten, steht mal bitte auf!“ Der Komiker, der als regelmäßiger Sketchpartner von Kaya Yanar im TV zu sehen ist, hat auch eine Erklärung dafür: &bdquo;Es liegt daran, dass Seife nach Lavendel riecht und nicht nach Pommesfett, Wurstwasser oder Bier“. Aha! Tim Whelan, der Quoten-Engländer, gibt freimütig zu: &bdquo;Jeder braucht einen Fetisch, ich mach’ deutschsprachige Comedy“. Über die deutsche Sprache macht er sich so seine Gedanken: &bdquo;Fortpflanzen klingt hierzulande wie umtopfen“. Bei jeder Komischen Nacht gibt es einen Abräumer, einen, der heraussticht, einen, bei dem das Publikum nachher sagt: &bdquo;Diese 20 Minuten waren die kürzesten von allen“ – Gast Sylvia hat das beim Pausentee bemerkt. Und dieser Abräumer ist Pam Pengco, eine Drag-Queen wie sie im Buche steht: Epiliert bis zur Schmerzgrenze, geschminkt, als hätte sie beim letzten Paintball-Battle haushoch verloren und verdorben wie grüner Joghurt: &bdquo;Eine Gebärmutter ist auch nichts anderes als ein 3D-Drucker“, sagt sie – oder er. Geboren ist die oder der Kölner(in) übrigens auf der A1 – da passieren die meisten Unfälle. Auch Pam zeigt Courage, ähnlich wie Fabio: &bdquo;Beim Fernsehen setzt man die schönen Leute im Publikum immer nach vorne – aber hier ist ja wohl kein Fernsehen!“ Zum Glück zeigt Peter Löhmann die Narben seiner Kindheit nicht Was mit einem Schweizer beginnt, darf auch mit einem Schweizer enden: Peter Löhmann ist traumatisiert, musste er doch als Kind beim samstäglichen Bad immer auf dem Stöpsel sitzen (seine Geschwister sind alle älter). Die Narben wollte er dem Publikum aber zum Glück nicht zeigen. Löhmann, der aussieht wie Billy Idol, hat übrigens herausgefunden, warum Bielefeld so viele Baustellen hat. Es gibt kein städtisches Lager für die Schiilder! Hauptsache. es gibt eine Zukunft für die Komödie. Intendantin Valerie Findt gibt sich nach dem Comedy-Marathon zuversichtlich: &bdquo;Etwa 15 Interessenten haben sich bei uns gemeldet“. Sie selbst wird ihre Zelte in Bielefeld abbrechen nach 8 Komödien-Jahren (viereinhalb davon in leitender Stellung). Sie wechselt ins Komödien-Mutterschiff nach Bremen. Von dort aus agiert auch der Theaterunternehmer Knut Schakinnis, der vier weitere Theater der leichten Muse betreibt. Er wird am heutigen Freitag, wenn in der Komödie der letzte Vorhang fällt, zum Klosterplatz reisen und hoffentlich gute Nachrichten mitbringen.

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