Investor will nach Bielefelder Karstadt-Aus verhandeln

Bielefeld. Montagmittag bei Karstadt in der Bahnhofstraße. Die Entscheidung, was aus dem traditionsreichen Warenhaus wird, steht kurz bevor. Und überall ist es Thema. &bdquo;Ich wünsche Ihnen viel Glück“, sagt ein Kunde zu der Verkäuferin in der Süßwarenabteilung. &bdquo;Wir brauchen Karstadt in der Stadt.“ Rund 100 Mitarbeiter betroffen Um 14 Uhr dann werden die rund hundert Beschäftigten zu einer Betriebsversammlung zusammengerufen, die Kunden werden gebeten, das Haus zu verlassen. Bielefelds Karstadt-Chefin Eleonore Jennes hat jedoch keine guten Nachrichten. Auch Bielefeld steht wie 51 andere Standorte auf der Streichliste des insolventen Warenhausunternehmens Galeria Karstadt Kaufhof. Am 31. Januar kommenden Jahres soll endgültig Schluss sein. Ein bitteres Ende nach fast 60 Jahren Karstadt-Geschichte in Bielefeld droht. Immobilienentwickler Philipp Freiherr von Bechtolsheim kündigt jedoch im Gespräch mit dieser Zeitung an, noch einmal mit Galeria verhandeln zu wollen. Und auch Bielefelds Planungsdezernent und oberster Wirtschaftsförderer Gregor Moss betont: &bdquo;Wir gehen noch mal in die Bütt.“ Man wolle versuchen, den Standort in letzter Minute zu retten. Das war 2020 schon einmal gelungen, als Bielefeld bereits ebenfalls auf der Schließungsliste der Warenhauskette gestanden hatte. Bedauern über die aktuelle Entscheidung äußert Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD). Aber auch er hegt die Hoffnung, dass es noch eine Lösung für Karstadt gibt. &bdquo;Die Gespräche in der Vergangenheit sind eigentlich positiv verlaufen.“ Gibt es einen Hoffnungsschimmer? Von Bechtolsheim erklärt weiter, man arbeite auch an Alternativen. Jetzt komme es darauf an, dass alle an einem Strang zögen, um den Handel an einem so wichtigen Innenstadtstandort zu retten. &bdquo;Auch alle Bürger können dazu beitragen, indem sie vor Ort einkaufen und nicht online.“ Thomas Kunz, Chef des Handelsverbandes Ostwestfalen, spricht von einem &bdquo;schweren Schlag“ für den Einzelhandelsstandort Bielefeld und insbesondere auch für die Bahnhofstraße. &bdquo;Das Warenhaus ist ein Kundenmagnet für die wichtigste Einkaufsstraße Bielefelds.“ Er zeigte sich überrascht von der Entwicklung. Zuletzt sei immer von guten Gesprächen zwischen Galeria Karstadt Kaufhof und den Eigentümern der Immobilie die Rede gewesen. Das Kaufhaus sollte auch nach einer Sanierung des Gebäudekomplexes Ankermieter bleiben. Kunz selbst war von 2002 bis 2009 Geschäftsführer von Karstadt Bielefeld. &bdquo;Ich kann nachvollziehen, wie den Beschäftigten jetzt zumute sein muss.“ Die Gewerkschaft Verdi beklagt einen &bdquo;rabenschwarzen Tag“. Medienberichten zufolge könnten die von Kündigungen betroffenen Mitarbeiter Abfindungen von maximal 7.500 Euro erhalten. &bdquo;Das wäre bitterwenig“, sagt Martina Schu, Geschäftsführerin von Verdi in Ostwestfalen-Lippe. Es gebe jedoch keinen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Höhe von Abfindungen. Für ältere Mitarbeiter könnte es problematisch werden Vor allem die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen, von denen viele seit Jahrzehnten bei Karstadt beschäftigt seien, könnten Probleme bekommen, neue Stellen zu finden. Laut Karstadt-Gesamtbetriebsrat soll eine Transfergesellschaft gegründet werden. &bdquo;Dort werden Mitarbeiter auch fit gemacht, um sich zu bewerben. Das ist für ältere Beschäftigte sehr wichtig“, so Martina Schu. Henner Zimmat, Vorsitzender Altstadt-Kaufleute sagt, die Entscheidung sei zunächst einmal entsetzlich für die Mitarbeiter. Sie bedeute aber auch einen &bdquo;brutalen Schlag für das Oberzentrum“. Auch für die Altstadt sei das Warenhaus am Ende ein Frequenzbringer. Martin Knabenreich, Chef von Bielefeld Marketing, findet das Karstadt-Aus ebenfalls bedauerlich. Die Entscheidung zeige auch, dass nun dringend nach neuen Shopping- und Gestaltungskonzepten für die Innenstadt Ausschau gehalten werden müsse. Er setzt dabei auch auf die vom Rat einstimmig beschlossene &bdquo;Allianz für die Innenstadt“. Gläubigerversammlung Ende März Für die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof geht die Unsicherheit derweil weiter. Am 27. März müssen die Gläubiger darüber entscheiden, ob sie dem Sanierungsplan für das Gesamtunternehmen zustimmen. Dabei müssten sie auf Forderungen in beträchtlicher Höhe verzichten. Tun sie dies nicht, müsste das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit in allen Filialen sofort einstellen.

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