Stromkostenerstattung: Bielefelder Rentner erst entsetzt, dann zufrieden

Bielefeld. Seit ihn drei Schlaganfälle aus dem Berufsleben gerissen haben, ist Günther Heinen körperlich stark eingeschränkt und auf einen Elektrorollstuhl angewiesen. Für den Betrieb des Rollstuhls hat er jahrelang von seiner Krankenkasse eine Stromkostenerstattung erhalten. Doch als er jetzt die Zahlung für das letzte Jahr beantragt hat, erlebte er eine Überraschung. &bdquo;Bisher wurden immer pauschal 90 Euro pro Jahr bezahlt“, berichtet Heinen. &bdquo;Doch nun sollte ich genau aufführen, wie oft und wie lange ich den Rollstuhl benutzt habe. Wie sollte ich das machen, ich kann mich doch nicht an jeden einzelnen Tag erinnern“, sagt er. Auch Kostenübernahme für Hausnotrufsystem Er trug ein, was ihm richtig erschien. Auch für einen elektrisch angetriebenen Bewegungstrainer und sein Hausnotrufsystem beantragte er die Übernahme der Stromkosten. Ergebnis: Statt wie bisher 90 Euro bot ihm die Heimat-Krankenkasse jetzt 9,06 Euro für das Jahr 2022 an. Heinen war entsetzt. &bdquo;Das kann gar nicht reichen“, so der Rentner, der früher Leiter eines Versicherungsbüros in Bielefeld war. &bdquo;Allein den Bewegungstrainer nutze ich jeden Tag mehrere Stunden, der Rollstuhl kommt noch dazu“, sagt er. Widerspruch eingelegt Der 75-Jährige legte Widerspruch ein und sah sich schon in eine langwierige Auseinandersetzung verwickelt. Doch dann erhielt er einen verständnisvollen Anruf der Heimat-Krankenkasse, vorher Betriebskrankenkasse Dr. Oetker. Seit einem Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 1997 sind Krankenkassen verpflichtet, Stromkostem für Hilfsmittel zu erstatten. &bdquo;Wie viele Kassen arbeiten auch wir dabei mit Pauschalen, um den Kunden die Mühe zu ersparen, Einzelnachweise zu erbringen. Denn nur wenige Hilfsmittel wie etwa Beatmungsgeräte haben einen Betriebsstundenzähler“, sagt Enrico Eisner, Teamleiter ärztliche Leistungen und Hilfsmittel bei der Heimat-Krankenkasse. Neue Abrechnungsweise wegen Energiekrise Wegen der Energiekrise habe man das Berechnungssystem im letzten Jahr allerdings angepasst. Dazu wurden bei den Versicherten Daten zum Gebrauch ihrer Hilfsmittel abgefragt. Nach Durchschnittswerten beim Stromverbrauch und der Nutzungsdauer von Geräten sowie auf Basis der neuen Stromtarife würden nun &bdquo;individuelle Pauschalen“ vereinbart. &bdquo;Wir vertrauen darauf, dass die Versicherten die Werte gewissenhaft schätzen“, sagt Eisner. Jetzt gibt es 68 Euro für den Rollstuhl Wie viele ältere Menschen war auch Günther Heinen nicht nur gewissenhaft, sondern ging auch vorsichtig an die Sache heran. Zu vorsichtig, wie sich herausstellte. &bdquo;Er hatte bei der Nutzungszeit deutlich zu niedrige Werte angegeben“, sagt Enrico Eisner. Man einigte sich auf neue Sätze. Für vier Stunden tägliche Nutzung des Elektrorollstuhls erhält der Rentner nun 68 Euro im Jahr. Zudem bekommt er sechs Euro für die Stromkosten des Bewegungstrainers und auch der Hausnotruf wird nun mit 93 Cent im Jahr vergütet. &bdquo;Wir haben das fair ausgehandelt“, sagt Heinen. Zusätzlicher Papierkram bleibt ihm erspart Allerdings: Damit zählt Heinen zu den Verlierern des neuen Berechnungssystems. Er bekommt nur noch 75 statt zuvor 90 Euro. Zufrieden ist er trotzdem. &bdquo;Damit kann ich leben. Die Erklärungen kann ich nachvollziehen“, sagt er. Besonders froh ist er, dass ihm zusätzlicher Papierkram erspart bleibt. &bdquo;Ich hatte mit schon ein Fahrtenbuch für den Rollstuhl besorgt“, erzählt er erleichtert. &bdquo;Ich weiß jetzt, wie ich den Antrag künftig ausfüllen muss.“ Seinen Widerspruch hat er zurückgezogen. Wir helfen auch Ihnen Ist auch Ihnen eine Ungerechtigkeit widerfahren? Haben auch Sie ein Problem? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte, wir hören zu und werden versuchen, Ihnen zu helfen. Rufen Sie uns an unter (05 21) 555 580 oder per E-Mail an bielefeld@nw.de

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