Kirchdornberg im Westen Bielefelds kämpft gegen die Leere

Bielefeld. Der Dorfkrug ist Geschichte, gegenüber ist der Fellladen geschlossen, der zentrale Platz gegenüber des Restaurants Tomatissimo ist seit Jahren eingezäunt und wuchert zu – Ende unabsehbar: So sieht es im schmucken Kirchdornberg im Westen der Stadt derzeit aus. Ist das Dorf mit der ältesten Kirche Bielefeld im Niedergang? Nein, lautet die klare Antwort von Nadja Relin vom Heimatverein Dornberg. Und sie hat gute Gründe, das zu sagen. Seit 2017 – also beinahe seit sechs Jahren – ist der einstige Parkplatz im Ort nicht mehr nutzbar. Bauzäune sperren ihn ab. Das Gelände ist im Besitz von Hartmut Wesseler, Immobiliengutachter aus Melle. Wenn es nach ihm gegangen wäre, stünde an der Stelle längst ein Mehrfamilienhaus, eventuell mit Arztpraxis integriert. So waren seine Pläne. Doch das Bielefelder Bauamt genehmigte seinen Plan nicht, es befand das Haus als zu hoch und zu groß für den Ort. Kritik kam auch aus der Nachbarschaft. Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht Der Investor änderte seine Entwürfe, wieder wurden sie abgelehnt. Nun befasst sich das Verwaltungsgericht mit der Angelegenheit. Wesseler weiß selbst nicht, wann das Urteil fällt. Klar für ihn ist nur: Er wird jetzt anders bauen. &bdquo;Wenn Breite und Länge genehmigt sind, passe ich auch die Höhe an und werde dann ein schlichteres Gebäude bauen“, sagt er. Weil sich in den Jahren die Bedingungen für das Bauen, unter anderem die Zinsen, verändert hätten, sei das ursprüngliche Vorhaben eines Hauses mit Erker, Nischen und Vorsprüngen so nicht mehr umsetzbar. Die Architektur wird angepasst. &bdquo;Ich denke über sozialen Wohnungsbau nach“, sagt der Investor. Die Umsetzung kann noch weitere Jahre dauern – und somit auch der unansehnliche Zustand des Grundstücks mitten in Kirchdornberg. Hinzu kommt der Leerstand des Fellladens und dass der Dorfkrug, jahrzehntelang belebendes Element des Ortes, verwaist da steht. Der letzte Wirt hatte das Pech, kurz vor Corona zu öffnen. Bald war es vorbei dort mit Gastronomie. Er ging in die Insolvenz. Krimilesung und Kirchenkino Nun stehen die Räume leer und die Besitzer werden sie aller Voraussicht nicht wieder vermieten. &bdquo;Wir machen es nicht mehr“, sagt Paul Geydan, der mit seiner Frau Marianne gegenüber wohnt und aus gesundheitlichen Gründen und wegen des hohen Alters aus dem Vermietergeschäft ausgestiegen ist.Eventuell übernimmt Sohn Lutz Geydan die Immobilien-Verwaltung. Er wohnt allerdings in Kassel. Vater Paul Geydan geht davon aus, dass es im kommenden Jahrzehnt keine Wiederbelebung des Dorfkruges mehr geben wird. Nadja Relin jedoch hofft, dass es anders kommt. &bdquo;Es gibt Ideen aus der Nachbarschaft, den Raum neu zu nutzen“, sagt sie als Kirchdornbergerin und Mitglied im Vorstand des Heimatvereins. Ziel sei es jedenfalls, im Ort einen Treffpunkt zu haben. Das Heimathaus selbst sei jedoch dringend renovierungsbedürftig.Optimistisch ist Relin, was die Entwicklung Kirchdornbergs angeht – wegen der zahlreichen Veranstaltungen der jüngsten Vergangenheit und der nahen Zukunft sowie der neuen Mitglieder Schwedenschanze und Tomatissimo im verjüngten Heimatverein. Der Weihnachtsmarkt wurde sehr gut angenommen, ebenso die Krimilesung in der Schwedenschanze und das Kino in der Peterskirche. &bdquo;Jetzt planen wir thematische Wanderungen mit Punkten in Kirchdornberg“, kündigt sie an. Literatur, Kräuter, Wein oder Kulinarisches – Kirchdornberg biete da Anknüpfungen. Nadja Relin sagt überzeugt: &bdquo;Das Dorf stirbt nicht.“

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