Bielefelds zweitgrößte Einkaufsmeile steht mit Dauerbaustelle vor einer langen Durststrecke

Bielefeld. Am 1. April beginnt die auf 20 Monate angesetzte Hauptbauphase zum Umbau der Hauptstraße. Eine Übergangszeit, die den Geschäftsleuten im größten Bielefelder Nebenzentren die Sorgenfalten auf die Stirn treiben, selbst jenen, die alteingesessen sind und treue Kundschaft haben – so wie die Buchhandlung Klack. Inhaberin Gina Just sagt es deutlich: &bdquo;Ich habe großen Respekt und Angst vor dieser Zeit. Ich frage mich, wie wir weiterhin sichtbar bleiben können.“ Der Geschäftsfrau ist eines dabei ganz besonders wichtig: der Blick nach vorn und die Suche nach konstruktiven Ideen. &bdquo;Die Baustelle ist absolut notwendig“, sagt die Buchhändlerin überzeugt. &bdquo;Und wenn die Hauptstraße umgebaut ist, wird Brackweder viel attraktiver sein als zuletzt.“ Gina Just erinnert an die rutschigen Pflastersteine, die bei Regen und Schnee zur unfallträchtigen Seifenbahn werden, an die maroden Straßenbahnschienen, an die Radfahrer auf dem Gehsteig . . . Und sie kennt viele Brackwederinnen und Brackweder – Ältere, Familien mit Kindern , Beeinträchtige – die sich auf die Barrierefreiheit der Stadtbahn freuen. Fokus darauf, die Brackweder Geschäfte sichtbar zu machen &bdquo;Ja, Niederflur wäre viel schicker gewesen, aber diese Entscheidung ist vor vielen Jahren getroffen worden“, sagt Gina Just mit Blick auf die kommenden Hochbahnsteige, da könne man jetzt nicht immer weiter drauf rumreiten. Es helfe auch nicht, sich Fehler aus der Vergangenheit oder vermeintlich falsche Entscheidungen vorzuhalten, schlechte Stimmung zu verbreiten. &bdquo;Wir müssen bei allem Kampf ums Überleben versuchen, das ins Positive umzukehren“, sagt die Buchhändlerin. &bdquo;Ich würde mir wünschen, dass darauf der Fokus gelegt wird.“ Ganz in dem Sinne: &bdquo;Wir sind Brackwede, wir wollen, dass es weitergeht.“ Sie selbst weiß nur zu genau, was Krise bedeutet. Seit sie vor fünf Jahren das Brackweder Traditionsgeschäft übernommen hat, &bdquo;war eigentlich immer im Ausnahmezustand“, erinnert sie sich. Erst habe sie in die Selbstständigkeit hineinwachsen müssen, dann kam Corona und nun die Mammutbaustelle. &bdquo;Das war und ist nicht wirklich günstig.“ Und doch möchte sie eines nicht: ihren Kundinnen und Kunden etwas vorjammern. Im Gegenteil. Wenn es unweigerlich zum &bdquo;Baustellen-Gespräch“ komme, versuchten sie und ihr Team trotz aller Sorgen stets Zuversicht zu verbreiten. &bdquo;Dann bekommt man auch etwas zurück. Anders, als wenn ich Weltuntergangsstimmung verbreiten würde.“ Kreative Angebote für die Kunden Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass es mit viel Kreativität und treuen Kunden möglich sei, solche schweren Phasen zu überstehen. Das Klack-Team habe bereits überlegt, &bdquo;was wir den Kunden in dieser Zeit wieder Besonderes anbieten können“. Auch die Brackweder Werbe- und Interessengemeinschaft WIG habe versucht, die Mitglieder zusammenzutrommeln und Ideen für die Zeit zu sammeln. Leider sei die Resonanz da noch sehr bescheiden. Und das, obwohl die Kaufleute laut WIG-Vorsitzenden Karl-Uwe Eggert mit Umsatzeinbußen von 20 bis 30 Prozent rechnen würden. Was Brackwede bräuchte, wäre eine gemeinsame Marketingstrategie, betont Gina Just. Doch die fehle noch. Wichtig sei, dass die Kunden klar wissen, dass die Geschäfte während der gesamten Bauphase zu erreichen sind – zumindest zu Fuß. Dies hatten Mobiel und das Amt für Verkehr jüngst ausdrücklich betont. Dazu kommt ein Park- und Leitsystem. Zudem soll es Radiowerbung geben, Verlosungsaktionen für Einkaufsgutscheine über die gesamte Bauzeit, bei Stadtteilfesten will Mobiel nach den Worten von Stadtwerke-Sprecherin Lisa Teichler unterstützen. Man bleibe mit der WIG im Austausch, &bdquo;und wenn es klemmt, werden wir uns noch mehr Aktionen überlegen müssen“, so Teichler. Die WIG will Ende März ihrerseits ein Konzept vorlegen, das das Überleben der Geschäfte sichern helfen soll. Ohne verkaufsoffenen Sonntag zieht sich die WIG zurück WIG-Chef Karl-Uwe Eggert würde sich aktuell erst einmal wünschen, dass der Stadtrat am 2. März anlässlich des &bdquo;Brackweder Frühlings“ (5. bis 7. Mai) einem verkaufsoffenen Sonntag zustimmen würde. Gerade in der Zeit des Hauptstraßen-Umbaus sei eine solche Unterstützung der Kaufleute extrem wichtig. Bei einer Ablehnung werde die WIG als Veranstalter passen, müssten andere den &bdquo;Brackweder Frühling“ entweder organisieren oder absagen, betont Eggert. Die rechtlichen Voraussetzungen seien dafür nicht gegeben, meint die Verwaltung. Die &bdquo;fehlende Strahlkraft der Veranstaltung“, die überwiegend auf Kirch- und Treppenplatz stattfinde, ergebe &bdquo;kein besonders Interesse an der Sonntagsöffnung“ der Läden an der Hauptstraße. Diese müsse aber vorhanden sein, um eine Öffnung von Verkaufsstellen an Sonn- und Feiertagen zu legitimieren. Eine Ausnahme würde einer gerichtlichen Überprüfung nicht standhalten, so die Meinung des Ordnungsamtes. 2.500 erwartete Besucher an drei Tagen seien zu wenig. Somit müsse dem Schutz der Arbeitsruhe ein größerer Stellenwert eingeräumt werden.

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