Universität wählt am Mittwoch erste Rektorin: Favoritin kommt aus Bielefeld

Bielefeld. Die Universität Bielefeld erlebt am Mittwoch, 8. Februar, eine historische Wahl: Zwei Frauen bewerben sich ums Spitzenamt, die Hochschule bekommt erstmals seit ihrer Gründung vor mehr als 50 Jahren eine Rektorin. Wer sich durchsetzen kann, tritt in die Fußstapfen von sechs männlichen Vorgängern. Die Favoritin für den Posten steht schon fest und kommt aus Bielefeld. Dass bei so einer Wahl dennoch letztlich alles offen ist, zeigt das Beispiel der ersten Rektorwahl an der Universität Bielefeld, die 1969 von einem tragischen Ereignis überschattet wurde. Bereits Mitte Januar konnten sich die Kandidatinnen unter sechs eingeladenen Bewerbern bei Auswahlgesprächen durchsetzen. Doch die Suche nach einem neuen Chef, einer neuen Chefin für die Universität Bielefeld und das Bewerbungsverfahren laufen bereits seit gut eineinhalb Jahren. Die eigens eingesetzte Findungskommission durfte bis zu drei Bewerberinnen und Bewerber in die Endauswahl nehmen, entschied sich aber nur für zwei. Zwei Frauen. Von der Findungskommission auf Listenplatz 1 gewählt und Favoritin für die Nachfolge von Rektor Gerhard Sagerer, der in Ruhestand geht, ist Angelika Epple. Die Geschichtswissenschaftlerin ist seit 2015 Teil von Sagerers Rektorat an der Uni Bielefeld, zunächst als Prorektorin für Internationales und Diversität, seit 2021 als Prorektorin für Forschung und Internationales. Auf Listenplatz 2 folgt Katja Koch, Vizepräsidentin der Technischen Universität (TU) Braunschweig. Mögliche erste Unirektorin in Bielefeld Epple studierte zunächst in Freiburg und Berlin, kam zwischenzeitlich als Doktorandin an die Universität Bielefeld und kehrte 2008 als Professorin für Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung des 19. und 20. Jahrhunderts zurück. Privat hat Epple, die aus dem Allgäu stammt, zwei erwachsene Töchter. Bei der jetzigen Rektorinnenwahl wird die Hochschulwahlversammlung zunächst nur über die Personalie Epple abstimmen. Um Rektorin zu werden, muss die 56-Jährige die Mehrheit der Stimmen erreichen – nicht nur unter den Stimmberechtigten der Hochschulwahlversammlung insgesamt, sondern auch jeweils in den beiden beteiligten Gremien, Senat und Hochschulrat. Dabei gilt es, neben Vertretern von Studierenden, Lehrkräften, Mitarbeitern der Uni (Senat) auch externe Wissenschaftler und Experten aus der Wirtschaft (Hochschulrat) zu überzeugen. Zweite Kandidatin ist Professorin für Schulpädagogik Erst wenn Prorektorin Epple nicht die erforderlichen drei Mehrheiten erreichen sollte, wird im zweiten Durchgang über Katja Koch als zweite Kandidatin abgestimmt. Die 52-jährige Vizepräsidenten für Lehrerbildung und Wissenstransfer der TU Braunschweig ist seit 2010 Professorin für Schulpädagogik am dortigen Institut für Erziehungswissenschaft. Von Oktober 2020 bis Ende Juni 2021 leitete Koch als kommissarische Präsidentin die TU. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und kommt gebürtig aus Bad Kissingen. Um 11 Uhr startet der Wahltag am Mittwoch, 8. Februar, im Konferenzsaal des Citec-Gebäudes auf dem Campus Nord. Die beiden Kandidatinnen stellen zunächst öffentlich ihre Programme für die Unizukunft vor, die anschließende Wahl findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Sollten beide Frauen in der Hochschulwahlversammlung scheitern, muss das Bewerbungsverfahren ganz neu gestartet werden. Erster Unirektor trat sein Amt nie an Dass selbst bei einem eindeutigen Wahlausgang noch alles anders kommen kann, zeigt das Beispiel des ersten Rektors der Uni Bielefeld 1969: Ernst-Joachim Mestmäcker führt in der Gründungsphase bereits übergangsweise die Rektoratsgeschäfte, als am 5. September die Wahl mit großer Mehrheit auf ihn fällt. Doch nur wenige Stunden später erleidet der Jurist einen Herzanfall, er wird sein Amt nie antreten. Prorektor und Mathematiker Karl-Peter Grotemeyer springt ein, wird im März 1970 zum Rektor gewählt und fünfmal im Amt bestätigt. Mit rekordverdächtigen 22 Jahren Amtszeit prägt er die Universität Bielefeld bis heute. Nach Grotemeyer kann bei seinem Abschied im Oktober 2023 nun Rektor Gerhard Sagerer mit 14 Jahren die zweitlängste Zeit im Amt vorweisen. Er überholte Helmut Skowronek (Rektor von 1992 bis 1996), Gert Rickheit (1996 bis 2001) und Dieter Timmermann (2001 bis 2009).

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