Alle Mieter raus: Am 30. April ist Schluss im Bielefelder Jahnplatzforum

Bielefeld. Uhrmacher Ali gehört zu den Stammgeschäften im Jahnplatzforum. Betreiber Kojie Ali hat schon so einiges mitgemacht. Die früheren Eigentümer, die israelische Elad-Gruppe, versprachen lange eine Sanierung der in die Jahre gekommenen Passage unterhalb des Jahnplatzes und verschwanden dann von der Bildfläche. Gerade erst hat es gleich neben Alis Geschäft, im Tedi-Markt, gebrannt. Und jetzt ist ihm zusammen mit den fünf anderen verbliebenen Mietern in der Passage die Kündigung ins Haus geflattert. &bdquo;Ende April ist Schluss“, sagt Kojie Ali. Nicht die aktuellen Verkaufsverhandlungen, die die neuen Eigentümer mit der Stadt führen, seien der Grund, sagt Ali. Als Begründung angegeben worden sei der Feuerschutz. Bei dem Feuer im Dezember seien erhebliche Mängel beim Brandschutz offenbar geworden. Die Feuerwehr habe Auflagen gemacht. Im Jahnplatzforum gibt es aktuell noch sechs Geschäfte Das Forum Jahnplatz gehört inzwischen dem Immobilienentwickler Philipp Freiherr von Bechtolsheim und der Frankfurter Zamberk Real Estates Ventures, die auch Eigentümer des Karstadt-Kaufhauses an der Bahnhofstraße sind. Beide möchten das Forum gern an die Stadt Bielefeld verkaufen. Die Verhandlungen laufen. Voraussichtlich im März sollen sie abgeschlossen sein, sagen Kommunalpolitiker. Im Gespräch mit dieser Zeitung bestätigt von Bechtolsheim die Kündigungen an die verbliebenen Mieter. Dass sie unmittelbar mit Brandschutzauflagen zu tun hätten, verneint er. Es gehe vielmehr um die künftige Entwicklung. Richtig sei, dass das Thema Brandschutz mit einem Sachverständigenbüro erörtert worden sei. Eine eindeutige Meinung hat von Bechtolsheim zu den Plänen, in der Passage nach einem Verkauf an die Stadt ein Jugendzentrum einzurichten. &bdquo;Ein Jugendzentrum gehört nicht an einen so zentralen Einzelhandelsstandort“, sagt von Bechtolsheim. Er vergleicht den Jahnplatz in seiner Funktion mit dem Münchener Stachus, dem zentralen Innenstadtplatz in der bayerischen Landeshauptstadt, unter dem sich ebenfalls eine Ladenpassage und Zugänge zu U- und S-Bahn befinden. &bdquo;Können Sie sich vorstellen, dass die Stadt München auf die Idee käme, unter diesem Platz ein Jugendzentrum einzurichten?“ Der Jahnplatz sei gerade erst für 27 Millionen Euro von der Stadt saniert worden. Die Tunnelpassage gehört für von Bechtolsheim zum Gesamtensemble. &bdquo;Darauf sollte die Stadt Zugriff haben und das Forum für die Entwicklung des Einzelhandelsstandorts nutzen.“ Der OB und Dezernent Moss wollen den Tunnel schließen OB Pit Clausen (SPD) und Planungsdezernent Gregor Moss (CDU) hatten sich dafür ausgesprochen, das Forum nach einem Ankauf zu schließen. Lediglich der Zugang zur Stadtbahn solle bestehen bleiben. Sie können sich vorstellen, dass die bisherigen Hauptzugänge genutzt werden, um dort Brunnen oder Wasserspiele zu installieren. Wäre der Tunnel geschlossen, könnten auch Vorkehrungen getroffen werden, auf dem Jahnplatz mehr Grün zu platzieren und damit die Aufenthaltsqualität zu steigern. Das Fehlen von Bäumen war stets einer der Hauptkritikpunkte am neuen Jahnplatz. Die Bielefelder Falken wollen stattdessen das bundesweit größte Jugendzentrum unterm Jahnplatz einrichten. Die Jugendorganisation hat gerade erst einen Plan dazu vorgelegt – einschließlich erster Architektenzeichnungen. In der SPD-Ratsfraktion gibt es dafür viele Fürsprecher. Die CDU warnt vor einem Schnellschuss im Zusammenhang mit dem Ankauf des Forums. Die Grünen, zusammen mit den Linken Koalitionspartner der SPD im Rat, schlagen vor, die Stadtgesellschaft an der Konzeptsuche zu beteiligen. Kojie Ali schaut sich derweil nach einem neuen Standort für sein Geschäft um. &bdquo;Ich habe bereits etwas in Aussicht“, sagt er. Ganz in der Nähe des Jahnplatzforums. &bdquo;Am 1. Mai ist Feiertag. Aber am 2. Mai wird es für mich an anderer Stelle weitergehen.“

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