Das sind Bielefelds Top-Blitzer - und was sie in die Stadtkasse spülen

Bielefeld. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Verwarn- und Bußgeldeinnahmen, die Autofahrer der Stadt Bielefeld bezahlen mussten, von 12,1 auf 18,6 Millionen Euro. Ein dickes Plus vom mehr als 50 Prozent. Fahren die Bielefelder plötzlich so viel schneller oder parken sie häufiger falsch? Nein, aber die Bußgelder sind so gestiegen, dass sich das in den Erträgen des Ordnungsamtes deutlich niederschlägt, sagt Amtsleiter Maik Maschmeier anlässlich der Jahresbilanz 2022. 364.545 Verstöße Dabei ist die Zahl der Verstöße gerade Mal um 18.497 Fälle auf 364.545 angestiegen – ein Plus von nur 5,3 Prozent. Den größten Posten machen dabei die innerstädtischen Raser aus (152.274 Fälle), dann kommen die Falschparker (127.354), gefolgt von den Geblitzten von der A2 (84.917). Nach zwei Corona-Jahren mit unterdurchschnittlichem Reise- und Berufsverkehr sowie vorübergehend eingestellter Parkraumbewirtschaftung (die Einnahmen lagen mit 13,3 und 12,1 Millionen Euro jeweils unter dem 15-Millionen-Ziel), kehrt das Leben offensichtlich wieder auf die Straßen zurück. Trotzdem geschah das längst noch nicht so wie vor der Pandemie. A2-Blitzer Vor Corona fuhren Jahr für Jahr zwischen 115.000 und 133.000 Verkehrsteilnehmer zu schnell durch die Tempo-100-Zone am Bielefelder Berg. Im ersten Jahr nach den Corona-Beschränkungen von 2020/2021 erreichte Deutschlands bekanntester Blitzer längst nicht das Niveau von vorher: nur 84.917 Verstöße. &bdquo;Wir haben immer noch deutlich weniger Auslandsverkehr“, erklärt Norman Rosenland, Leiter der Abteilung Verkehrsordnungswidrigkeiten, die vergleichsweise kleine Zahl an Verstößen. Auch der Brexit und der Rückzug der britischen Armee hätten spürbare Auswirkungen auf den Verkehr auf der A2: &bdquo;Früher hatten wir bis zu 100.000 britische Fälle. Heute taucht kaum noch ein Bußgeldverfahren auf, das nach England geht.“ Maschmeier vermutet, dass auch der weiterhin hohe Anteil an Videokonferenzen zu einem Rückgang des Berufsverkehrs geführt habe. Das große Bußgeld-Plus 2019 brachten 115.388 Blitzerfotos am Bielefelder Berg noch 6,6 Millionen Euro an Verwarn- und Bußgeldern ein. 2022 reichten gut 30.000 Verstöße weniger, um 7,0 A2-Millionen einzunehmen. &bdquo;Bei den Tempoverstößen sind vor allem die Verwarngelder stark angehoben worden“, sagt Rosenland. &bdquo;Wir merken an den erschreckten Reaktionen der Betroffenen, dass die höheren Strafen für viele noch unerwartet sind.“ Rosenland hofft, dass jetzt eine Schmerzgrenze erreicht sei, der die Verkehrsteilnehmer dauerhaft dazu bringe, sich an die Regeln zu halten. Seit seiner Installation 2008 erfasst Bielefelds A2-Blitzer insgesamt 2,37 Millionen Tempoverstöße. 91,7 Millionen Euro an Strafen flossen so nur durch diesen Blitzer in den Bielefelder Haushalt. Der neue A2-Blitzer Weil in Kürze die Asphaltdecke der A2 am Bielefelder Berg aufgefräst werden muss und dabei auch die Sensoren des Blitzers entfernt werden, hat die Stadt bereits den Messbetrieb auf der mittleren und rechten Spur eingestellt. Eine Eichung der Anlage wäre unsinnig gewesen, wenn sie nach den Straßenarbeiten erneut erforderlich gewesen wäre. Deshalb steht seit dem 20. Dezember leihweise ein zweiter Blitzer 250 Meter hinter dem altbekannten. In fünf Wochen löste der neue &bdquo;TraffiTower“ 7.611-mal aus – 1.522-mal pro Woche. Der alte Blitzer hatte 2022 einen Wochenschnitt von 1.633 Fotos. Hinter der gut sichtbaren Messanlage steigen die Verkehrsteilnehmer also nicht sofort wieder aufs Gas. Im Gegenteil. Mobile Stadtblitzer Das erste Mal setzte die Stadt über volle 12 Monate drei Anhänger-Blitzer im Stadtgebiet ein. Bernhard, Guntram und Leihgerät Esther erfassten an den verschiedensten Stellen insgesamt 61.513 Tempoverstöße. Das ist im Vergleich zum Vorjahr (51.997 Fälle) &bdquo;nur“ ein Anstieg gut 18 Prozent. Erwartbar war nach dem Einsatz von nur zwei Geräten eher ein Anstieg von 30 Prozent. Haben die &bdquo;Maschinen“, wie sie im Radio genannt werden, also zu einem niedrigeren Temponiveau geführt? Zum Teil: Denn laut Rosenland fiel im vergangenen Jahr keine Messstelle als Raserstrecke auf. &bdquo;Das war in den vorherigen Jahren noch anders“, sagt Rosenland. Selbst die Messungen auf dem Ostwestfalendamm seien nach dem Wechsel der Tempobeschränkungen nicht aus dem Rahmen gefallen. Starenkästen Ganz anders war das diesmal bei den guten alten Starenkästen. Weil eine Baustelle vor dem Möbelhaus Zurbrüggen das Tempolimit an der Herforder Straße auf Tempo 30 drückte, hagelte es hier Verwarn- und Bußgelder. Weil der Blitzer ebenfalls auf Tempo 30 eingestellt wurde, erfasste die Anlage auf diese Weise 10.881 Verstöße. Absoluter Rekord unter den stationären Messanlagen der Stadt. Doch nicht nur der Zurbrüggen-Blitzer lief heiß. Er wurde dicht gefolgt vom zweiten Blitzer im OWD-Tunnel (Fahrtrichtung Eckendorfer Straße). Hier stieg nun schon zum zweiten Mal die Summe der Verstöße auf Rekordniveau: von 3.588 im Jahr 2020 über 5.022 im Jahr 2021 auf unerklärliche 9.521. Das Ordnungsamt hat keinen Schimmer, was diese Entwicklung ausgelöst haben könnte. Sind es die immer zahlreicher auftretenden PS-Protzer, die aus dem Umland kommen und nach dem Starenkasten vor dem Tunnel glauben, wieder Gas geben zu können? Das allein wird das Phänomen wohl nicht erklären können. Genauso wenig ist der Anstieg an der Gütersloher Straße (6.450) nachvollziehbar. Auch dort registrierte das Ordnungsamt neue Rekordzahlen. Schlusslicht OWD Dafür ist der deutliche Rückgang auf dem Ostwestfalendamm (OWD) leichter zu erklären: In den ersten drei Monaten war die Anlage am Johannistal wegen Bauarbeiten und der anschließend vergeblichen Suche nach einer Fachfirma für die Wiederinbetriebnahme nicht in Betrieb. Anschließend galt das neue Tempolimit, das offenbar vermehrt eingehalten wurde. Die einstigen Tabellenführer landeten so im Jahre 2022 plötzlich auf den hintersten Plätzen der Bielefelder Blitzer-Statistik. Zum Thema: An diesen Orten stehen Bielefelds 27 Blitzer

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